ERH: Weitere Kleiderspenden müssten in die Müllverbrennung
13.5.2020, 07:57 Uhr"Der Altkleidermarkt ist ein sehr internationaler Markt. Jetzt kapseln sich alle Staaten ab, da ist es unglaublich schwer, das aufrechtzuerhalten. Die Ware fließt nicht mehr ab", erklärt Helmut Huber, beim BRK in Nürnberg für die Altkleidersammlung zuständig.
In Polen zum Beispiel sitzt ein bedeutender Textilsortierer für den deutschen Markt. Dieser musste zeitweise schließen, auch die Lieferungen dorthin gestalten sich schwierig. Für das BRK Nürnberg, das neben Erlangen-Höchstadt und Nürnberg auch die Altkleidersammlungen in Fürth sowie im Kreisverband Südfranken (Landkreise Roth, Weißenburg-Gunzenhausen und Stadt Schwabach) organisiert, ist vor allem ein Textilsortierer zuständig, der zwei Standorte zu beiden Seiten der tschechischen Grenze hat. "Die legen momentan alles auf Halde", sagt Helmut Huber. "Aber die Lager werden voller und voller".
Der Grund: Auch die sortierte Ware kann nicht mehr abfließen und staut sich. " Schiffe, die Produkte aus China anliefern, transportieren normalerweise auf dem Rückweg Klamotten nach Afrika oder Asien", erklärt Huber. Zielländer sind beispielsweise Afghanistan oder Pakistan. Doch diese Schiffe bleiben momentan größtenteils aus. Platz auf den wenigen Frachtern sei rar und teuer.
Wie also vorgehen? Um zu verhindern, dass womöglich alle gesammelten Altkleider aus den insgesamt 1000 Containern in der Müllverbrennung landen, hat das BRK für Erlangen und den Landkreis sowie für das Gebiet Südfranken entschieden, die Container zu sperren, um den Nachschub einzudämmen. Seit Anfang Mai sind alle blockiert. In Nürnberg und Fürth wurden andere Wege gefunden, beispielsweise durch Kooperationen mit Wertstoffhöfen oder die Nutzung eigener Lagerkapazitäten.
Helmut Huber hat in Erlangen-Höchstadt stichprobenartig nachgesehen, ob die Menschen der Bitte nachkommen und ihre Kleider wieder zurück in den eigenen Keller packen oder sie womöglich trotzdem am Container liegen lassen. Die positive Überraschung: "Ich war ganz verblüfft, denn alle Stellplätze, die ich besucht habe, waren sauber." Laut Huber war das Altkleider-Geschäft auch schon vor Corona in der Krise. "Die Qualität der Ware wird immer schlechter. Da merkt man den Trend zu fast fashion."
Früher waren die meisten Klamotten zu 100 Prozent aus Baumwolle. Was nicht mehr als Kleidung taugte, wurde zu Putzlappen verarbeitet. "Heute haben die Kleider meist einen hohen Kunstfaser-Anteil. Die nehmen natürlich keine Feuchtigkeit auf und taugen deshalb nicht mal mehr als Putzlappen", erläutert Huber. 30 Prozent der Altkleider landen also ohnehin in der Verbrennung. Huber bittet jeden Spender genau zu prüfen, ob die Ware noch tragbar ist – "wenn zum Beispiel ein Ärmel fehlt, dann ist das definitiv nicht der Fall", betont er.
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