Es gibt kaum mehr Kröten in ERH

Maria Däumler

NN-Springerredaktion

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28.5.2019, 06:14 Uhr
Es gibt kaum mehr Kröten in ERH

© Archivfoto: Günter Distler

Diese Beobachtung hätten auch andere BN-Helfer gemacht, sagt Röhrle. In der ganzen Region seien viel weniger Amphibien gezählt worden wie noch im vergangenen Jahr.

An den neun Amphibienübergängen in der Region seien 2018 rund 13 300 Amphibien gezählt worden, die meisten Kröten und Frösche gab es damals bei Nankenhof. Letztes Jahr wurden an dem 200 Meter langen Übergang 8714 Tierchen eingesammelt, dieses Jahr waren es nur noch 6659 Amphibien. Das ist ein Rückgang von 24 Prozent, wie Helmut König, Vorsitzender der BN- Kreisgruppe, ausgerechnet hat.

Minus 40 Prozent

Noch drastischer ist die Situation beim 50 Meter langen Übergang bei Großenseebach/Untermembach: Wurden hier letztes Jahr noch 338 Amphibien eingesammelt, so waren es heuer nur noch 250 – ein erschreckendes Minus von 40 Prozent. Die Situation an den anderen Übergängen sei ähnlich, man habe nur noch keine exakte Daten von der diesjährigen Amphibien-Aktion, sagt König.

Zurück zu Josef Röhrle. Seine Leidenschaft ist das Filmen von Naturschutzgebieten und ihren Bewohnern wie zum Beispiel das Mohrhofgebiet. Daher hat er einen besonders geschulten Blick für die Veränderungen in der Natur.

Regelrecht verhungert

Frösche und Kröten leben in feuchten Wiesen und Wäldern, erläutert er. Das Jahr 2018 aber sei so trocken gewesen, dass der Waldboden bis in zwei Meter Tiefe völlig ausgetrocknet gewesen sei. "Da sind der Moorfrosch und der Grasfrosch, der dort lebt und nur zum Laichen in Gewässer wandert, regelrecht verhungert", fürchtet Röhrle.

Diese Frösche ernähren sich von Insekten und Würmern, die normalerweise den Wald- und Wiesenboden bevölkern. "Doch wenn es so trocken ist wie letztes Jahr, dann gibt es dort keine Insekten und Würmer mehr", schildert er den Zusammenhang. Die Folge: Frösche und Kröten sterben den Hungertod.

Auch die Störche hatten unter der extremen Trockenheit im Vorjahr zu leiden. Wohl aus Nahrungsmangel seien die Weißstörche sogar an Fischweiher gegangen, was sie sonst nie machen würden, wenn sie in den Wiesen genügend Würmer und sonstiges Kleingetier zum Verspeisen finden. "Die Störche haben sich 2018 sogar junge Kiebietze geholt", so Röhrle weiter.

Das weiß auch Helmut König. Die Kiebitze sind weltweit in ihrem Bestand bedroht. 2015 wurden die Bodenbrüter auf die Internationale Rote Liste gefährdeter Vogelarten gesetzt. Im Seebachgrund und im Aischgrund werden die Vögel daher sorgfältig beobachtet und gezählt.

2018 habe es in den Feuchtwiesen bei Adelsdorf noch drei, vier Brutpaare gegeben, sagt König. Dieses Jahr gebe es hier kaum noch Kiebitze. Nur nördlich von Weisendorf seien die seltenen Vögel noch gesichtet worden, berichtet der BN-Vorsitzende. König und Röhrle halten die aktuelle Situation für dramatisch: "Wenn wir noch ein oder zwei solche trockenen Sommer haben, dann schaut es ganz schlecht aus mit den Amphibien", sagt Röhrle.

Dank der aktuellen Regenfälle habe sich die Situation etwas entspannt. Helmut König verweist auf die Weiherkette bei Niederndorf-Obermichelbach. "2018 hatten wir dort das Problem, dass der Himmelsweiher am Ende einer kleinen Teichkette trocken fiel, schon der Froschlaich überlebte nicht." Heuer habe der Weiher zum Glück zur Wanderzeit der Amphibien etwas Wasser geführt, der mittlerweile durch die letzten Regenfälle gesichert sei.

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