Fast alles beim Alten

05.08.2009, 00:00 Uhr
Fast alles beim Alten

© Kronau

Zumindest bei den Gastronomen, die keine großen Festzelte bewirtschaften, sondern ganz normale Restaurants und Kneipen, gibt es da große Zweifel. «Das Hin und Her ist doch ein Gschmarri», ärgert sich Ulli Brosch vom Herzogenauracher «Lindengarten». Nicht viel rücksichtsvoller formuliert es Thomas Raab von «Espressovita»: «Die Neuregelung finde ich einen Krampf.»

Eines der Probleme liegt im Begriff «getränkegeprägte Gaststätte», der im GSG vorkommt. «Ich würde gerne wissen, was das eigentlich ist», rätselt Uschi Rattmann vom «Kreisl». Denn als getränkegeprägt sieht sie ihre Kneipe nicht. «Wir verkaufen wohl mehr Getränke, aber wir bereiten unser Essen frisch zu», betont sie.

In «getränkegeprägten» Einraum-Gaststätten unter 75 Quadratmetern kann das Rauchen jetzt erlaubt werden. Nur: Thomas Raab, der seinen Gastraum auf rund 30 Quadratmeter schätzt, und zu dem viele Kunden mal schnell auf einen Kaffee oder Espresso gehen, würde seine Bar keineswegs als «getränkegeprägt» sehen. «Nee, ich mache auch genauso viel mit Essen.»

Auch im «Ratskeller» gibt es Speisen, aber für Beatrix Winkler von der Kneipe im alten Schloss gibt es derzeit ohnehin keine Diskussion. Eine Umfrage unter den Gästen schon vor der ersten Gesetzesregelung 2007 hatte klar ergeben, dass die Gaststätte rauchfrei bleiben soll. «Das gilt auch für die Nebenräume», betont Winkler.

Neuer Nebenraum?

Die Nebenräume, in denen Rauchen möglich wäre, sind ebenfalls Diskussionsstoff. Im Lindengarten gibt es einen Nebenraum, in dem etwa für geschlossene Gesellschaften das Rauchen erlaubt ist. Im Kreisl dagegen findet sich kein Nebenraum, was Uschi Rattmann durchaus als Problem sieht. «Wir haben eine Reihe von Gästen, die gerne mal eine rauchen würden.» Im Sommer sei das draußen leicht möglich, im Winter manchmal eine gewisse Härte. Im Kreisl überlegt man daher, links neben der Theke einen Nebenraum abzutrennen. «Das ist erst eine vage Idee, das kostet ja viel Geld», räumt Uschi Rattmann ein.

Bei allem Hin- und Her sind sich die Kneipiers derzeit offenbar weitgehend einig, dass der Nichtraucher-Schutz ein Gewinn ist. «Es hat sich bei uns eingebürgert, dass draußen geraucht wird», berichtet Ulli Brosch, und wer alle fünf Minuten zum Rauchen raus renne, der müsse eher bei sich persönlich das Überlegen anfangen. Raucher Thomas Raab (Espressovita) sieht im Nichtraucher-Schutz nur Vorteile: «Es ist hygienischer für die Gäste, für das Personal und auch für mich.»

Wahl-Wirbel

Bei den Passanten auf der Straße klingt der Ärger auf die Politik durch. «Erst machen sie so einen Wirbel mit dem Rauchverbot, jetzt weichen sie es wieder auf, bloß weil die Wahl vor der Tür steht», schimpft Lisa Haindl. Generell findet sie das Rauchen in Bierzelten und Kneipen okay. «Nur im Speiselokal stört es mich.»

Jürgen Zerrahn ist ähnlicher Meinung: «Wo gegessen wird, muss man wirklich nicht rauchen.» Er sagt das, obwohl er selbst Raucher ist. «Rauchen möchte ich aber abends in einer Kneipe, wo ich nur etwas trinke und mit Freunden zusammen sitze.» Er habe sich damit arrangiert gehabt, zum Rauchen vor die Tür zu gehen. «Man muss es sowieso so akzeptieren, wie es die Politik beschließt. Momentan blickt man ja gar nicht durch.»

Tolerante Freunde

«Ich fand das strikte Rauchverbot gut», äußert sich Sebastian Geiger. «Aber ich werde auch weiterhin kein Problem haben, denn ich habe tolerante Freunde, die beim Essen auf die Zigarette verzichten.» Denn beim Essen möchte Sebastian Geiger nach wie vor nicht von Rauchschwaden eingenebelt werden.