Flüchtlingskinder zeigen große Lernbereitschaft
30.10.2015, 14:00 UhrDie Carl-Platz-Grundschule mit neuem Schulleiter Markus Hahn wird, wie auch andere Grundschulen, durch das Einwohnermeldeamt über den Zuzug neuer Schulkinder informiert. Flüchtlingskinder waren noch nicht darunter. Mit Eltern, die kein Deutsch sprechen und ihren Kindern daher bei den Hausaufgaben nicht helfen können, hat die Schulleitung durch internationale Arbeitnehmer ohnehin zu tun.
Heinz Pröll, Rektor der Mittelschule Herzogenaurach, greift erst mal in die jüngere Historie. Vor einem Jahr wurde an der Mittelschule Herzogenaurach eine Übergangsklasse für Migrantenkinder „auf die Schnelle vom Schulamt genehmigt und eingerichtet.“ In dieser anfangs von wenigen besuchten, umgehend mit 18 Schülern vollen Klasse wurden Fünft- bis Neuntklässler aus dem gesamten westlichen Landkreis Erlangen-Höchstadt zusammengefasst. Eine offene Ganztagsgruppe mit dem Angebot zum Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung wurde eingerichtet. Betreut wird sie von der Volkshochschule.
Bei den Planungen für das im September begonnene Schuljahr wurde schnell klar, dass zwei Übergangsklassen gebildet werden müssen. Eine für die Jahrgangsstufen 5 und 6, eine weitere für 7 und höhere. Zurzeit sind beide Klassen bereits ausgelastet. „Nach den Herbstferien“, sagt Pröll, „kommt eine weitere Familie mit Dolmetscher.“
Voriges Jahr waren 30 Prozent der Ü-Klasse Flüchtlingskinder, die anderen hatten Nationalitäten wie Rumänien, Spanien, Italien oder Dominikanische Republik. Die Eltern waren meist internationale Arbeitnehmer. Allgemein herrscht in den Ü-Klassen „ein Kommen und Gehen“. Im neuen Schuljahr („wir konnten nichts planen“) seien viele in den Ü-Klassen „typische Flüchtlingskinder, aus Syrien, Irak. Drei Viertel davon sprechen kein Deutsch. Manche kennen nur die arabische Schrift.“ Die allermeisten sind aus Heßdorf, das schon vor Jahren Flüchtlinge aufnahm, aus dem Lappacher Weg in Höchstadt kommen Schüler, ferner aus dem Stadtgebiet in Herzogenaurach.
Zehn Stunden pro Woche erhalten sie Deutschunterricht. Eigens für „Deutsch als Zweitsprache“ ausgebildete Lehrer hatte die Schule bisher nicht „und werden wir auch nicht bekommen.“ Normale Lehrkräfte arbeiten sich ein. Es gibt Unterstützung der Fachberater mit Materialien. Manches könne man aus der Legasthenie-Förderung übernehmen.
Laufend frage das Schulamt Zahlen ab. Sollten weitere Schüler ankommen, so seien neue Klassen zu bilden. Die Regierung von Mittelfranken müsste um Lehrkräfte gebeten werden. „Wir rechnen damit, dass wir nächstes Jahr drei solcher Klassen haben werden und meine Einschätzung ist, der Bedarf wird bleiben.“
Rektor Pröll referiert dies unaufgeregt. Im geregelten Ablauf des Schulalltags fühlten sich die Kinder wohl, hat er beobachtet. Obwohl manche sicherlich Furchtbares erlebten, seien Auffälligkeiten im Verhalten die Ausnahme. „Die Kinder sind froh, machen gerne mit, der Schulalltag hat sich nicht verändert.“
Sicher, manches sei neu. Schwimmunterricht im Atlantis scheide für Flüchtlingskinder aus, wenn sie nicht schwimmen könnten und auch die Anweisungen sprachlich nicht umsetzen. Manche Mädchen tragen ein Kopftuch.
Doch in der Regel würden die Kinder normal lernen, sogar „sehr willig, engagiert und lernbereit.“ Einige sind kreativ überaus begabt, leisten in Kunst, textilem Gestalten oder Zeichnen Hervorragendes. Manche wechselten bereits auf höhere Schulen.
„Wir bringen uns professionell ein. Bestimmte Dinge können wir ändern, andere nicht leisten“, ist die Haltung des Schulleiters: „Wir versuchen, aus allen unseren Schülern das Beste herauszuholen.“ Bewundernswert sei in jedem Fall der Einsatz der Helferkreise, das Engagement, sogar Herzblut, mit dem sich manche um die Flüchtlinge kümmern.
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