Fränkisch-französische Freundschaft beginnt neues Kapitel

06.10.2008, 00:00 Uhr
Fränkisch-französische Freundschaft beginnt neues Kapitel

© Daniel Kardos

Auf sportliche, kulturell interessierte und politische Verbindungen gründet die Freundschaft, die seit über zwei Jahrzehnten regelmäßige Besuche und Gegenbesuche hervorruft: Die Turnerschaft mit der Miniolympiade, das Gymnasium mit gegenseitigen Schülerbesuchen, der Freundeskreis und Rendez-vous der Volkshochschule sind tragende Säulen.

Entsprechend wurde die «Tagesordnung« für das Festwochenende gestaltet: Die Radfahrer des «Cyclo-VTT-Lucéen« wurden von Hiesigen in Obernzenn abgeholt, im KunstRaum stellten vier französische Künstler aus, «Les ReCeNeurs« spielten im Kulturzelt auf, Stadtführungen, Eintrag ins Goldene Stadtbuch, Gottesdienst und Bamberg-Ausflug rundeten die Tour.

«Wir wissen schon, wo das Bett steht«, ist eine der typischen Aussagen für die lange Verbundenheit zwischen Familien aus Herzogenaurach und der Stadt an der Loire mit rund 13 000 Einwohnern.

Seit Jahren und Jahrzehnten wird mehrmals pro Jahr hin und hergereist, schreibt man Karten und E-Mails, telefoniert und lernte - wie Robert Kochmann von der TSH etwa - eigens Französisch. So trafen viele beim «Bienvenue« auf Freunde, vor allem auch aus dem Cercle d‘Amis.

Andere (vgl. auch «ERHard«) mussten und müssen sich erst näher kennen lernen, etwa die beiden Stadtoberhäupter, German Hacker und Bernard Aunette. Beide lösten konservative Stadtoberhäupter und lange Träger der Freundschaft ab, Hans Lang (der zum 40. Geburtstag seines Sohnes in USA weilt) und Pierre Brasselet, den früheren Bürgermeister von Sainte Luce, der im Juli verstarb.

Ihn vertraten seine Witwe Georgette und Yves Le Tourdu, ehemals 2. Bürgermeister und Stadtrat.

Beim Festakt im Vereinshaus mit rund 250 geladenen Gästen, musikalisch eingerahmt von einem Ensemble der Sing- und Musikschule und Thomas Fink am Flügel, erinnerte Bürgermeister German Hacker an eine Zeit, die man sich kaum mehr vorstellen könne: Als nach furchtbaren Kriegen mit Adenauer und De Gaulle 1963 den Elysée-Vertrag unterzeichneten.

Zu Zeiten, als - der ebenfalls anwesende - Theo Marabini, Direktor des Gymnasiums Herzogenaurach war, und German Hacker dort Schüler, suchte das Collège in Sainte Luce einen deutschen Partner. Die Französisch-Lehrer Brigitte Höfer und Roland Pitter nahmen sich dessen an.

Er selber, Hacker, wählte damals Latein als zweite Fremdsprache: «Aus heutiger Sicht und von diesem Platz aus eine glatte Fehlentscheidung ...«

Die offiziellen Partner-Urkunden unterschrieben 1988 Hans Ort und Pierre Brasselet, die Kontakte multplizierten sich: «So bauen wir eine friedliche Zukunft«, erklärte Hacker. In diesem Sinn wirkten auch Gymnasiastinnen als Dolmetscher mit.

Rosa Abel, Anni Eiser, Ruth Lohmaier aus der Stadtverwaltung sowie Carola Zech und Erhard Wirth vom Freundeskreis wurden von verschiedenen Seiten als besonders verdienstvoll für die Partnerschaft erwähnt. Viele andere engagieren sich außerdem.

Bernard Aunette, seit einem Jahr Bürgermeister in der Stadt an der Loire, hob die geschichtliche Wende hervor, die das Verhältnis Deutschland-Frankreich nahm und bekannte - übersetzt vom Daniel Priou: «Ich nehme wahr, welchen Stellenwert die Partnerschaft in den Herzen hat.«

Für die Zukunft gelte es an einer Gesellschaft zu arbeiten, «wo der Mensch mehr Platz hat als das Business« (Applaus).

In der neuen Periode der Beziehung wolle man die Kapazitäten in sportlicher, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht austauschen.

Auf Madame Paule Lizé, befasst mit internationalen Beziehungen im Rathaus von Sainte-Luce und Kennerin Herzogenaurachs, sei dabei zu bauen. Aus seiner Sicht - so die Antwort auf eine Frage Hackers - präsentiere sich Herzogenaurach als «solidarische, aktive Stadt mit hoher Technologie«.

Auch Erhard Wirth, Präsident des Freundeskreises Herzogenaurach und Sainte Luce und Jean-Claude Brethomé, Präsident des Cercle d‘Amis, verwiesen auf die zehn Besuche und Gegenbesuche im jährlichen Wechsel, die starke Bindung trotz Distanz und den kontinuierlichen Fluss von Waren («wie Bier« )in beide Richtungen.

Yves Le Tourdu, Weggefährte von Pierre Brasselet, dankte auch namens Madame Brasselets für die lange Freundschaft.

Eine Holzskulptur des Bildhausers Jean Michel Sorin, ein Frauenkopf mit wehenden Haaren, ging ebenfalls aus französischer Hand in fränkischen Besitz über. Neben der Inschrift zieren die Skulptur auch die ersten Noten von Beethovens fünfter Symphonie - was German Hacker zur Bemerkung veranlasste: «...das einzige Stück, das ich auf dem Klavier kann...« - was er mit ein paar Tönen unter Beweis stellen musste.

EDITH KERN-MIEREISZ