Herzlich Willkommen in der Anstalt
10.12.2014, 21:18 UhrDie Zuschauer erleben, wie die schwerreiche Witwe Evelyn Savage in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird. Als exzentrisch galt sie zwar schon lange. Doch den Aufenthalt in dem abgelegenen Sanatorium „Villa Waldfriede“ verdankt sie ihren drei habsüchtigen Stiefkindern, die wegen ihrer Großzügigkeit um das Familienerbe fürchten. Hat die „Irre“ doch eine wohltätige Stiftung gegründet, mit der sie Leuten verrückte Träume erfüllen will!
Versteckte Wertpapiere
Zum Glück kann sich Mrs. Savage aber auf ihre skurrilen, herzensguten Mitpatienten verlassen, die sie unterstützen. In weiser Voraussicht hat sie nämlich das Vermögen in Wertpapieren angelegt und diese versteckt.
Verletzlich, versponnen und gerissen zugleich gibt Silke Wagner-Jung die Mrs. Savage mit blauem Haar und einem Teddybären im Arm. In der Anstalt trifft sie auf die Geistesverwandten Florence (schön melancholisch: Ruth Kraus), Hannibal (abgeklärt und unmusikalisch mit Geige: Wolfgang Mühl), Fairy May (köstlich neurotisch und hyperaktiv: Jeanette Seitz), Jeffrey (interessant und geheimnisvoll: Oliver Seitz) sowie Mrs. Paddy (still und wütend: Patricia Scharrer).
In einer Front der freien Unvernunft treten sie gegen die geldgierigen Stiefkinder Titus Savage (Stephan Puderbach als fieser Senator), Sam (Thomas Schumann als unsicherer Richter) und Lily Belle (Katja Gottenbusch als verwöhnte Lady) an. Als Schiedsrichter in diesem Kampf, ausgetragen in einem Ambiente der 1920er Jahre mit passendem Bühnenbild und authentischen Kostümen, fungieren der Arzt Dr. Emmett (sanft und lieb: Michael Pappler) sowie die Pflegerin Miss Willie (Susa Heide als gute Seele).
Fließende Grenzen
Regisseur Oliver Seitz verleiht der Geschichte von den fließenden Grenzen zwischen verrückt und normal eine geschickte Doppelbödigkeit, akzentuiert die leisen Töne und verzichtet auf Slapstick-Schenkelklopfer.
Dadurch entsteht fast eine Menschheitsparabel. Höhepunkte sind die Rettung der versteckten Millionen und der rührende Abschied von Mrs. Savage aus der Anstalt. In einem eindrucksvollen Schlussbild stehen alle Insassen so auf der Bühne, wie sie sich selbst sehen. So lustvoll kann Theater Witz und Botschaft verbinden.
Karten im Vorverkauf für die Aufführung am Samstag im Mühlentheater Möhrendorf-Kleinseebach gibt es u. a. in den EN/NN-Geschäftsstellen (in Erlangen: Hauptstraße 38). Unsere Abonnenten erhalten dort mit ihrer ZAC-Karte 20 Prozent Rabatt.
Weitere Infos im Internet:
www.muehlentheater.de
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