Herzogenaurach: Harte Mietsteigerung steht bevor

3.6.2019, 07:00 Uhr
Herzogenaurach: Harte Mietsteigerung steht bevor

© Archivfoto: Edgar Pfrogner

Laut Einschätzung von Caritas-Sozialberater Horst Naser habe die Seniorin nur geringe Chancen, sich gegen die von Dawonia – vormals: GBW – angekündigte Mieterhöhungen zu wehren. Leider würde die Miete seit dem Jahr 2013 nun schon zum dritten Mal um 20 Prozent angehoben. So habe eine Nachfrage beim örtlichen Mietrechtsanwalt Paul Hubmann ergeben, dass die Dawonia GmbH aus München lediglich die gesetzlichen Möglichkeiten "voll ausschöpfe".

In der schriftlichen Mieterhöhung von Dawonia heißt es dazu: "Gemäß Paragraph 558 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) können wir die Zustimmung zu einer Erhöhung der Nettogrundmiete bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete verlangen, wenn die aktuelle Nettogrundmiete nicht mehr der ortsüblichen Vergleichsmiete entspricht." Erhöhungen seien innerhalb von drei Jahren auf maximal 20 Prozent begrenzt.

Wie vorgeschrieben wurden vom Eigentümer Dawonia drei Vergleichswohnungen in der Wielandstraße mit höherem Mietzins angeführt. Dieser beträgt dort demzufolge zwischen 7,41 und 9,70 Euro pro Quadratmeter bei Wohnungen von 1959.

Gefürchtetes Schreiben: Wenn die Mieterhöhung ins Haus flattert...

Gefürchtetes Schreiben: Wenn die Mieterhöhung ins Haus flattert...

Unklar blieb bisher, wie viele Mietwohnungen nun von der erneuten Erhöhung des Mietzinses betroffen sind. NN-Anfragen bei der Immobilien-Holding Dawonia blieben bislang in der Sache unbeantwortet. Der Dawonia-Vorgänger GBW hatte bereits 2013 und 2016 bei jeweils 132 Herzogenauracher Mietwohnungen die Nettogrundmiete um jeweils 20 Prozent erhöht. Caritas-Berater Naser weiß, dass "seine" Klienten vor rechtlichen Auseinandersetzungen zurückschreckten. Sie würden sich nur in den seltensten Fällen vor Sozialgerichten um die Durchsetzung ihrer Rechte kümmern – selbst wenn sie das gar nichts koste. Generell seien Mieterhöhungen in der Fichtestraße und der Wielandstraße möglich, weil die in Frage kommenden Wohnungen aus der Sozialbindung "herausgefallen sind".

Nicht einheitlich

Hauptproblem: Die Miete steige deutlich schneller als die Renten. Außerdem seien die verlangten Quadratmetermieten oft sehr unterschiedlich. Naser: "Das können beispielsweise 5,16 Euro sein oder auch 6,23 Euro." Die Zuschusstabelle des Jobcenters sehe für Herzogenaurach bei einer Person maximal anrechenbare Höchstmieten von 430 Euro und höchstens 90 Euro für Heizkosten vor. "Das langt nicht bei allen Häusern." An den Wohnungen in Wieland- und Fichtestraße selbst sei "nicht viel" gemacht worden. In der Fichtestraße sei lediglich einmal die Heizung ausgetauscht worden. Davon abgesehen habe es keine größere Sanierung gegeben. Besonders schwierig werde die Situation für Alleinlebende, "wenn der Partner gestorben ist oder die Kinder ausgezogen sind".

Da nütze es dann auch nichts, wenn sich der von einer Mieterhöhung Betroffene nach einer kleineren, günstigeren Wohnung umschaue. "Denn die kostet meist mindestens genauso viel wie die große Wohnung."

Angesichts des angespannten Wohnungsmarktes in und um Herzogenaurach gebe es für Betroffene keine realistische Alternative.

Kostengünstiger wäre es, wenn sich finanzschwache oder alte Menschen zu einer Wohngemeinschaft zusammenschließen würden. Sozialberater Naser kennt aber keinen einzigen Fall, wo das tatsächlich passiert sei. Solche WG’s gebe es nur bei Paaren, die sich im fortgeschrittenen Lebensalter neu gebildet hätten.

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