Herzogenaurach: Nähe suchen, Distanz wahren
08.05.2020, 07:00 UhrWulff, Pröger und Schmidt gehören mit Jutta Göllner und Steffen Reinhardt zu dem Team aus der Mitte des Kirchenvorstands, der dafür sorgen muss, dass am Sonntag in der Evangelischen Kirche in Herzogenaurach wieder ein Gottesdienst stattfinden kann. "Familienmitglieder dürfen allerdings nebeneinander sitzen", erklärt Walter Wulff.
Das Team hat keine leichte Aufgabe, denn die evangelische Landeskirche hat den Gemeinden "Grundsätze zum Schutz der Gesundheit in Gottesdiensten in der Zeit der Corona-Pandemie und Empfehlungen für ein Infektionsschutz-Konzept vor Ort in der ELKB" an die Hand geben. Und was der lange Titel schon erahnen lässt: Die Grundsätze und Empfehlungen sind ausführlich. Mindestens zwei Meter Abstand, ein Team, "das in ein konkretes Sicherheitskonzept eingewiesen ist und dieses freundlich und bestimmt umsetzen kann", keine ausliegenden Gesangbücher, "reduzierter Gemeindegesang", die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung für alle Gottesdienst-Teilnehmer (Ausnahme: Pfarrer und Lektoren, dann aber 10-Meter-Abstand, wenn möglich), das Abendmahl nur als Wandelkommunion.
Fast überall im Landkreis haben die Kirchenvorstände die Grundsätze studiert, ihre Kirchen ausgemessen und corona-konforme Regelungen getroffen. So etwa auch in St. Oswald in Lonnerstadt. Die Abstände für den ersten Gottesdienst am Sonntag um 9.30 Uhr passen, auf lieb gewonnene Gewohnheiten muss verzichtet werden: "Auf angestammte Plätze muss derzeit verzichtet werden", hat der Kirchenvorstand formulieren müssen. Wichtig in St. Oswald, aber auch in allen anderen Kirchen: "Personen mit Atemwegsinfektionen haben keinen Zutritt." Rund 80 Besucher dürften in Lonnerstadt Platz finden.
Der große Wunsch nach Gottesdiensten soll eines nicht hervorrufen: Nachlässigkeit. "Es darf nichts übers Knie gebrochen werden", betont Pfarrer Oliver Schürrle, der auch stellvertretender Dekan im Dekanat Erlangen ist. Diakon Carsten Kurtz, der im Dekanat für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, schreibt: "Alle Kirchengemeinden im Dekanat Erlangen überlegen, in welcher Form sie in näherer Zukunft Gottesdienst feiern wollen und können."
Das heißt auch, es ist in Ordnung, wenn Gemeinden am Sonntag noch nicht mit "echten" Gottesdiensten beginnen. "Wir starten erst am 17. Mai", bestätigte Pfarrer Jens Arnold von der Gemeinde Neuhaus-Adelsdorf. "Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand bereiten wir das in aller Ruhe vor. Auch in Eschenau gibt man sich bewusst noch Zeit. "Wir beraten schon nächste Woche wieder", betont Pfarrer Martin Irmer. "Ich habe großen Respekt vor allen Herangehensweisen an dieses Thema."
Bei den katholischen Gemeinden das gleiche Bild: Die Geistlichen versuchen gemeinsam mit den Gremien, einiges möglich zu machen. Auch hier gibt es ein Papier mit beeindruckendem Titel: "Schutzkonzept der bayerischen (Erz-)Diözesen nach Abstimmung mit der Bayerischen Staatsregierung – Rahmenbedingungen und möglicher Ablauf Gottesdienst mit beschränkter Teilnehmerzahl."
Vorsicht als höchstes Gebot
Herzogenaurachs Pfarrer Helmut Hetzel betont: "Wir werden die Bestimmungen 1 zu 1 umsetzen." Der Geistliche, der auch den Seelsorgebereich Aurach-Seebachgrund leitet, hat mit allen Beteiligten Einigkeit erzielt, dass in den großen Kirchen die Gottesdienste wieder beginnen.
Vorsicht ist höchstes Gebot: Was wäre, wenn sich aufgrund von Unachtsamkeit ein Gottesdienstbesucher infiziert und die Rückverfolgung einer Infektionskette in eine Kirche führt?
Die Einhaltung der Hygienemaßnahmen ist bei den Katholiken vielleicht noch eine Spur schwieriger, weil die Heilige Kommunion noch wesentlicher als bei den Protestanten das Abendmahl zu einem vollständigen Gottesdienst gehört. Auch wenn Helmut Hetzel durchaus Bauchschmerzen verspürt angesichts der vielen Einschränkungen: "Ich freue mich darauf, endlich wieder mit Menschen Gottesdienst zu feiern."
Damit dürfte Helmut Hetzel die Stimmung in allen katholischen Gemeinden wiedergeben. Auch Marcel Jungbauer von St. Xystus Erlangen, der leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Erlangen Nord-West, schreibt: "Mit all diesen vorgegebenen Maßnahmen wollen wir miteinander zur größtmöglichen Sicherheit aller beitragen und freuen uns, wieder miteinander Gottesdienst zu feiern."
InfoInformationen zu individuellen Regelungen und Uhrzeiten sind auf den Homepages der einzelnen Gemeinden abrufbar.
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