Herzogenauracher von der Musik beseelt
23.02.2016, 14:57 UhrLions-Präsident Stefan Bieger konnte zahlreiche Freunde der klassischen Musik und vor allem des Bamberger Streichquartetts begrüßen. Er kündigte an, mit dem Erlös des Konzerts würden die Lions Menschen eine Freude machen, die vom Schicksal nicht verwöhnt worden seien.
Cellist Karlheinz Busch, der gewohnt eloquent moderierte, betonte die Tradition der Lions-Konzerte und nannte es eine große Freude, wieder hier spielen zu dürfen. Er versprach ein interessantes Programm, das eines der letzten Haydn-Quartette dem ersten Quartett von Beethoven gegenüberstellte. Das Streichquartett mit Raúl Teo Arias (erste Geige), Andreas Lucke (zweite Geige), Branko Kabadaic Bratsche) und Karlheinz Busch (Cello) sprach mit seiner Musik vor allem die Seele an. Mit Maria Teiwes, Solohornistin der Bamberger Symphoniker, hatte es eine kongeniale Partnerin gewählt.
Joseph Haydn hat rund 70 Streichquartette geschrieben. Im Jahr 1799 wollte er noch sechs komponieren, beließ es aber bei zweien, als er das erste Quartett von Ludwig van Beethoven kennengelernt hatte. Beethoven hatte sich als Haydns Schüler beworben, beide fanden aber in ihrem musikalischen Stil nicht zueinander. Haydn scheute den Vergleich mit Beethovens Werken, wollte nicht altmodisch erscheinen gegenüber dem jungen Komponisten, der mit seinen Werken „die Tür zur Romantik aufstieß“ und den neuen Geist der Musik einarbeitete. Ganz klassisch, nur der Unterhaltung des Zuhörers dienend, war Haydns vorletztes Streichquartett G-Dur op. 77 Nr.1 mit seinem tänzerischen Allegro, das nicht nur den Musikern ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Einem gefühlvollen Adagio folgte ein temporeiches Menuett, das zum schnellen Presto überleitete.
Zwischen Haydn und Beethoven hatten die Bamberger das Konzert Nr. 2 für Horn und Streicher von Wolfgang Amadeus Mozart gesetzt, zu dem Karlheinz Busch eine Anekdote zu erzählen wusste: 1783 komponierte Mozart dieses Konzert auf Bitten von Joseph Leutgeb, einem Hornvirtuosen. Allerdings verlangte er von dem Musiker, hinter dem kalten Ofen zu knien, während er das Stück schrieb. Mozart liebte eben derbe Späße und ließ im Allegro die erste Geige darüber kurz auflachen.
Das Werk bot der Hornistin Maria Teiwes Gelegenheit, die Virtuosität und Brillanz ihres Spiels zu beweisen. Fein nuanciert, mit Leichtigkeit und Eleganz spielte sie Allegro und Andante, denen sie ein feuriges Rondo folgen ließ, das am Schluss des Konzerts noch einmal als Zugabe gewährt wurde. Während Haydn und Mozart ihre Zuhörer unterhalten wollten, hatte Ludwig van Beethoven eine andere Intention. Seine Musik sollte die Menschen berühren, erschüttern, ihre Gefühle ansprechen, sie zur Besserung bringen. Den Sätzen seines Quartetts F-Dur op. 18 Nr. 1 gab er deshalb auch ausführlichere Vorgaben. Das Adagio wollte er „affettuoso ed appassionato“, also „gefühlvoll und leidenschaftlich“ gespielt, hatte er doch, wie er am Rand des Werks vermerkte, beim Komponieren die Gruft-Szene aus Shakespeares „Romeo und Julia“ vor Augen.
Immer wieder setzte er Pausen, lässt damit quasi die Zeit stillstehen. Die Musiker brachten die Vielzahl musikalischer Gedanken dieses ungestümen Beethoven in ihrem Spiel mit Phantasie und Lebendigkeit zu Gehör. Geradezu aufbrausende Klänge ließen sie in ruhige Harmonien münden und spielten so eindringlich, dass wohl mancher Zuhörer sich in die tragische Szene hineinversetzt fühlte. Das Publikum, beseelt von einem eindrucksvollen Konzert, bedankte sich mit großem Applaus.
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