In Herzogenaurach geht die Sprache auf die Reise

30.9.2019, 13:58 Uhr
In Herzogenaurach geht die Sprache auf die Reise

© Foto: Hans von Draminski

Potzblitz, dass der Franzose Jules Verne in seinen Romanen ziemlich ironisch zu Werke gehen konnte, war einem schon irgendwie klar. Aber dass er auch ein ebenso abgefeimter Satiriker sein konnte, hatte man irgendwie nicht mehr so in Erinnerung. Die wurde jetzt wieder aufgefrischt dank der wunderbaren Lesung, die Schauspieler und Hörbuch-Sprecher Rufus Beck in der Evangelischen Kirche hielt.

"Von der Erde zum Mond" von 1865 also, visionär, spannend, frech und ein gefundenes Fressen für einen Sprech-Profi wie Rufus Beck. Der sitzt vor der Orgel auf einem Stuhl, das Manuskript vor sich, das ist alles. Die "Lesung" entpuppt sich als erzählte, geschauspielerte One-Man-Show, die 80 Minuten lang glänzend unterhält. Beck unterfüttert die Dialoge mit unterschiedlichen Dialekten, baut – szenisch gekonnt – Spannung auf, lässt sich von Musikeinspielern und kleinen Soundeffekten begleiten.

Dabei profitiert Rufus Beck natürlich von der Verne’schen Kunst, die Geschichte dramaturgisch geschickt zu gliedern und aufzubauen: Man folgt dem intelligenten Autor und "seinem" gestisch wie mimisch engagierten Sprecher – in diesem zugegeben minimalistischen Rahmen – wirklich gebannt und konzentriert.

Doch, das gibt’s tatsächlich: ein gelebtes Hörbuch. Oder: die Performance zum Roman.

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