Markt für „echt beschissene Geschenke“
04.01.2013, 17:36 Uhr
Mit einem Schnitzelklopfer bewaffnet, der als Hammerersatz diente, positionierte sich die Hobby-Versteigerin Belzer hinter ihrem Pult. Der Witz und Charme der hauptberuflichen Lehrerin ist wohl mit ein Grund dafür, dass die Veranstaltung ein voller Erfolg ist.
Neben japanischen Riesenfächern, handgeblasenen Vasen, Beauty-Artikeln und Kinderbüchern konnten Besucher dort am Donnerstagabend auch wahre Unnützlichkeiten ersteigern. Zum Beispiel eine multifunktionale Gummiperücke. „Setzt ihr sie so rum auf, seit ihr ein Sumoringer. Dreht ihr sie um, seit ihr eine Geisha“, demonstriert Belzer das gute Stück an einem Gast.
Produkte, die keinen Anklang bei den Gästen finden, wurden von Ratskeller-Wirtin Bea Wirth kurzerhand mit Freigetränken aufgewertet. So war ein weiß-roter Weihnachtsstern erst an den Mann gebracht, als sie eine Flasche Asti mit dazu packte. Dann war das weihnachtstypische Gewächs dem Gast sogar sechs Euro wert.
Auch die Geisha-Perücke war nicht ganz einfach loszukriegen. Erst im Paket mit dem japanischen Riesenfächer und einer Flasche Pflaumenwein ersteigerte Gast Thomas das Paket für zehn Euro. „Das nehme ich für Fasching“, begründete er seine Investition. Sowohl Perücke als auch Fächer kamen aus dem Fundus von Sylvia Lohmaier, die gleich mehrere Teile zur Versteigerung brachte, darunter eine Vanilla-Bodylotion von der Tante, die ihr nicht gefiel. „Das kannst du ruhig schreiben“, witzelte die quirlige blonde Frau, denn ihre Tante wohne nicht hier.
Es sind aber nicht nur Weihnachtsgeschenke, die am Donnerstagabend den Besitzer wechselten. Auch ein 80er Jahre CD-Regal und ein Fahrradanhänger zum Mittreten für Kinder kam aus Lohmaiers Bestand, allerdings vom Dachboden.
Für den Lacher des Abends sorgte die Versteigerung des Buches „Shades of Grey“, das den vielsagenden Untertitel „Befreite Lust“ trägt. Nach einer Leseprobe, die selbst der eloquenten und schlagfertigen Hobby-Versteigerin Belzer die Schamesröte ins Gesicht trieb, wurde auch dieses gute Stück an den Mann gebracht. „Wir verraten auch nicht, wer den Schmuddelroman kauft“, scherzt Belzer bei der Versteigerung.
Als Höhepunkt wurde die Arbeitskraft von Ratskeller-Mitarbeiterin Sandra Nothdurft versteigert. „Ihr habt ja schon den ganzen Abend gemerkt, dass die Sandra sehr fleißig ist“, warb Versteigerin Belzer die Arbeitskraft an. „Für welche Arbeiten ihr sie einsetzt, könnt ihr euch selbst ausdenken. Sie dürfen nur nicht schmuddelig sein.“
Die Hauptsteigerer wollten die fleißige Arbeitskraft für Schuttfahren, Auto putzen und Wein zureichen einsetzen, was wohl die netteste Aufgabe dargestellt hätte. Den Zuschlag bekam am Ende aber Ju-Jutsu-Trainerin Mareen Menges, die 50 Euro dafür bezahlte, dass Nothdurft ihr die Fensterscheiben ihres Wintergartens putzt. Dazu Wirth: „Sandra und ich hatten vor Weihnachten eine Wette abgeschlossen, die sie leider verloren hat. Dabei ging es um den Umsatz an Heiligabend. Die Sandra wollte den Ratskeller unbedingt aufsperren und hat gewettet, dass sie eine bestimmte Umsatzgrenze schafft“, erklärt Wirth. „Wenn sie es geschafft hätte, wäre ich mit dem Ratskeller-Team nach Mallorca geflogen. Sandras Einsatz war dagegen, sich als lebendiges Versteigerungsobjekt anzubieten.“
Rund 150 Euro hat das Ratskeller-Team an diesem Abend gesammelt. Von jedem versteigerten Teil gehen zehn Prozent der Einnahmen an den kleinen Erik aus der Nähe von Magdeburg, der einen bösartigen Gehirntumor hat und in Deutschland als austherapiert gilt. Im Frühstücksfernsehen habe sie einen Bericht über das Schicksal des kleinen Jungen gesehen und beschlossen, die Gewinne aus der Weihnachtsgeschenkeverlosung an Eriks Familie zu spenden, so Wirth.
Zusammen mit den Spenden aus einer Weihnachtsaktion könne sie nun rund 400 Euro an die Familie überweisen, was auch daran liegt, dass viele Ratskeller-Besucher an diesem Abend, nicht nur zehn Prozent, sondern den ganzen Gewinn ihrer versteigerten Produkte der guten Sache zuführten.
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