Mieterhöhungen sorgen für viel Unmut
22.05.2013, 14:34 Uhr
„Dieser Mietzins entspricht nicht mehr den üblichen Entgelten“, die für vergleichbare Herzogenauracher Wohnungen verlangt würden. So der Wortlaut einer Mietpreiserhöhung, die von der GBW Franken GmbH per maschinell unterzeichnetem Brief versandt worden war.
Etliche betroffene Wohnungsmieter waren verärgert oder verunsichert. Sie holten sich bei Caritas-Sozialberater Horst Naser Unterstützung, oder wurden bei GBW-Sachbearbeiterin Luba Mazreku telefonisch vorstellig. Diese versteht die Empörung und den Unmut vieler Geringverdiener. „Für die ist das schon ein bisschen viel“.
Kein Zusammenhang
Zugleich wies die Wohnungs-Managerin Spekulationen zurück, die angekündigten Mieterhöhungen hätten etwas mit dem jüngsten Millionen-Deal, dem Verkauf tausender GBW-Wohnungen an den Augsburger Immobilienkonzern „Patrizia“, zu tun. Mazreku: „Das stimmt absolut nicht“. Trotz der zeitlichen Nähe beider Ereignisse gebe es hier „keinen Zusammenhang“.
Besonders unter Druck gesetzt fühlen sich Wohnungsmieter durch die Fristsetzung bis zum 30. Juni, erfuhr Caritas-Sozialberater Naser. Bis zu diesem Termin sollten sie per Antwortschreiben und Unterschrift ihre Zustimmung zur Erhöhung erklären. Wenn sie das nicht täten, würden sie Naser zufolge sogar eine Klage der GBW riskieren.
Der Caritas-Berater weiß, dass „seine“ Klientel vor rechtlichen Auseinandersetzungen wie diesen zurückschreckten. Sie würden sich nur in den seltensten Fällen vor Sozialgerichten um die Durchsetzung ihrer Rechte kümmern, selbst wenn sie das nichts koste.
Aus GBW-Sicht gebe es für solcherlei Streitigkeiten gar keinen Anlass. Selbst verärgerte Anrufer hätten im Laufe des Gesprächs mit ihr schließlich die Mieterhöhung akzeptiert, sagte GBW-Frau Mazreku. Um dem Gesetz genüge zu tun, hat die GBW auch drei „vergleichbare“ GBW-Wohnungen in der Nutzungstraße benannt. Dort würden Quadratmeter-Mieten von 5,71 bis 5,90 Euro verlangt. In der Fichte- und der Wielandstraße steigt der Quadratmeterpreis jetzt von 4,29 auf 5,14 Euro Nettogrundmiete.
Damit erhöhe sich bei einem Appartement mit 56,81 Quadratmetern die Miete von 243 auf 291 Euro — zuzüglich Betriebs- und Heizkostenvorauszahlung von 130 Euro. Gesamtsumme: 421 Euro.
Und hier sieht Caritas-Mitarbeiter Naser ein weiteres Problem. „Das Jobcenter Erlangen-Höchstadt zahlt bei Einzimmer-Appartement mit 50 Quadratmetern höchstens 420 Euro für Miete und Nebenkosten“. Zwei Personen mit 65 Quadratmetern Wohnraum hätten Anspruch auf monatlich 505 Euro Zuschuss als Bezieher des Arbeitslosengeldes ALG II.
Der Kirchenmann weiß: „In Herzogenaurach ist es schwierig, für Einzelpersonen eine passende, bezahlbare Wohnung zu finden“. Besondere Schwierigkeiten hätten all jene, „deren Familie sich gerade verkleinert, etwa in Folge einer Scheidung“.
Infoabend angeregt
Seiner Erfahrung nach sei die Geldnot gerade bei Frauen in Trennungssituationen äußerst fatal. Einerseits sei die Unterhaltsfrage noch nicht geklärt, andererseits werde die nun von weniger Personen bewohnte Wohnung zu teuer.
Um offene Fragen zu klären, regte Horst Naser eine Informationsveranstaltung der GBW für deren Mieter an. Er hat darauf aber noch keine Antwort der dortigen Geschäftsleitung. In dieser Versammlung könnte es auch um eine weitere angedrohte Mieterhöhung gehen, die gerade weit über 100 Mietern in Herzogenaurach und Nürnberg ins Haus flatterte.
Beabsichtigt ist die Korrektur von „nicht mehr zeitgemäßen“ (Luba Mazreku) Klauseln zu Schönheitsreparaturen in den Mietverträgen. Laut der GBW-Frau existierten noch „viele Altverträge mit nichtigen Klauseln“.
Das wolle die GBW ändern und dazu brauche sie die Zustimmung der Mieter — in Herzogenaurach vor allem aus der Wohnanlage in der Theodor-Heuss-Straße.
Künftig müssten also Küchen alle fünf Jahre, Toiletten alle acht Jahre und sonstige Nebenräume nur einmal im Jahrzehnt von Mietern gestrichen werden. Mazreku glaubt, dass die meisten Mieter durch die geänderte Klausel „weniger Arbeit“ hätten. Und nur, wer diese Zustimmung nicht innerhalb von 14 Tagen (bis zum Montag, 27. Mai) leiste, müsse mit einer saftigen Mieterhöhung rechnen.
Diese könne bei einer 50-Quadratmeter-Wohnung 41 Euro und bei einer 80 Quadratmeter-Wohnung sogar 65 Euro betragen.
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