Radeln wie der Basti im Film

12.06.2013, 19:14 Uhr
Radeln wie der Basti im Film

© Rurik Schnackig

„Opa über Nacht“ ist kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss. Aber wer ihn kennt, hat sofort jene Szenen vor Augen, in denen Schauspieler Sebastian Bezzel alias Basti mit seiner Rikscha durch die Straßen Münchens kurvt. Der Film lief im vergangenen Jahr in den Kinos, von rund 124000 Kinobesuchern gesehen.

Nachdem der Film abgedreht und die Promotion-Tour beendet war, erwarb ein Münchner Geschäftsmann und Rikscha-Freund das original Indische Rad, das ursprünglich aus Neu Delhi kam. Er wollte sich fortan nicht mehr von dem prominenten Dreirad trennen. Eigentlich.

Doch dann erreicht ihn ein Anruf aus Weisendorf. Ernst Klimek ist am Apparat, ein höflicher und freundlicher Mensch — aber wenn es um sein Hilfsprojekt für Indien („Zubza“) geht, kann er durchaus hartnäckig sein. Er will das Rad haben. Nicht für sich, für sein Projekt. Hintergrund ist, dass ein Förderer ihm Geld zugesichert hat — für die Anschaffung einer Rikscha.

Wieder aufgehübscht

Der Münchner Rikscha-Fan lässt sich überzeugen und trennt sich schweren Herzens, aber für den guten Zweck von seinem Prachtstück. Mit dem Bus der Gemeinde wird das Dreirad schließlich abgeholt. Die Jahre sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Christian Weiß von Radsport Weiß verleiht ihm wieder Glanz und Leichtgängigkeit. Jetzt stellte Ernst Klimek das neue alte Fahrzeug offiziell vor. Es erhielt seinen Segen und eine Bestimmung: Fortan kann es von den Weisendorfern gegen eine Gebühr geliehen werden: Hochzeiten, Werbeveranstaltungen, Privatfahrten — denkbar ist alles. Die Einnahmen aus dem Verleih gehen dann komplett an das Zubza-Projekt. Dort soll in der Peducha eine Schule gebaut werden.

Zu Klimeks Freude gab es dafür bei der Vorstellung der Rikscha gleich Spenden. Eine Tanzgala der VHS brachte 1100 Euro, während ein kostenfreier Auftritt des Kirchenchores 750 Euro an Spenden ermöglichte.

Wer traut sich?

Fehlte noch die Probefahrt. So lässig wie der Münchner in dem Film steuerte allerdings niemand die Rikscha. Bürgermeister Alexander Tritthart machte seinem Nachnamen alle Ehre und lenkte das Rad sportlich einmal um den Kreisel im Gewerbegebiet. Klimek gut gelaunt: „Wir haben extra eine Teststrecke bauen lassen.“

Ausgerechnet der aus Indien stammende Pfarrer James erfreute das Publikum mit einem unentschlossenen Fahrstil. Gefährt und Gefahr lagen hier nahe beisammen — die Testfahrt endete schließlich auch an einem Pflänzchen. Pflanze, Publikum und Pilot haben diesen Ausrutscher unbeschadet überstanden.

Wer glaubt, es besser zu können, kann dies bald beweisen: In den nächsten Tagen ergeht an die Weisendorfer Haushalte ein Wurfzettel mit den genauen Bedingungen fürs Ausleihen. Zumindest kann der Fahrer dann ermessen, wie hart Basti in dem Film „Opa über Nacht“ sein Geld verdient: Er ist Berufs-Rikscha-Fahrer.

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