"Rote Karte" vom Bauernverband
24.7.2019, 13:57 UhrDer alte Ärger über die Agrar-Bürokratie hat seit einiger Zeit ein neues Spielfeld: die Düngeverordnung. Bereits im Ernte-Gespräch des Bauernverbands war das ausführliche Thema (wir berichteten), aber auch Stefan Müller musste sich noch einmal anhören, dass die Einteilung des Landkreises in die rote Zone (erhöhte Beschränkungen der Düngeerlaubnis) nicht nur die Bauern ganz aktuell schaden würde. Folge könne langfristig auch eine Schädigung des Humus sein, kritisierte Landwirt Rudolf Groß aus Kairlindach.
So wie auch BBV-Kreisobmann Robert Ort verneinte Groß zwar nicht die Notwendigkeit, den Nitratgehalt im Grundwasser zu senken. Doch für die konkrete Umsetzung vor Ort seien die behördlichen Weisungen untauglich, ja existenzbedrohend. Güllespeicher könne man derzeit aufgrund kaum geeigneter Folien gar nicht bauen. "Raus aus der Tierhaltung als Folge?", fragte Robert Ort. Stefan Müller, der sich selbst nicht als Agrar-Experte bezeichnet, sichert ein Nachfragen in Berlin zu.
Eine ganz klare "rote Karte" für die Bundesregierung gab es von Ort auch für das geplante Mercosur-Abkommen. Die EU und die vier Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay planen ein weitreichendes Freihandelsabkommen. Nach Auffassung des Bauernverbands ein Segen für die Großindustrie, ein Fluch aber für die heimische Landwirtschaft. "Damit das Abkommen zustande kommt, dürfen einfach mal so 100 000 Tonnen Rindfleisch nach Europa geliefert werden", merkte Robert Ort an.
Genau eine solche große Politik drohe aber die Bemühungen um gesunde regionale Ernährung ad absurdum zu führen. Und eine progressive Klimapolitik ebenfalls. "Was bringt da Aufforstung in Deutschland, wenn dafür in Südamerika der riesige Regenwald gerodet wird."
Den Landwirten werde das Leben permanent schwerer gemacht. Mit Blick auf die Milchviehhaltung sagte Landwirt Johannes Rohlederer aus Kleingeschaidt: "Die Kostenstruktur läuft völlig aus dem Ruder." Immer höhere Investitionen bei niedrigem Milchpreis, viele junge Landwirte müssten sich beim Generationenwechsel am Hof genau überlegen, ob sie sich das antun.
Was aber kann man tatsächlich gegen fehl laufende globale Handelsstrukturen tun? Landwirt Wilfried Funke hatte eine Idee: Kein Transport mehr von Fleisch mit Flugzeugen. Das würde der hiesigen Landwirtschaft und dem Klima gleichermaßen helfen. Ob Stefan Müller diese Forderung unverzüglich als Antrag in den Bundestag einbringen wird, darf bezweifelt werden. Aber die Gesprächsrunde der Bauernverbandsvertreter mit dem Abgeordneten war da an einem Punkt angekommen, der fast schon ein wenig wegging von reinen Agrarthemen: Wie kann der Klimaschutz gelingen? Mehr Regionales kaufen? "Das versuche ich schon seit 30 Jahren, den Leuten in meinen Kochkursen beizubringen", meinte Kreisbäuerin Evi Derrer aus Vestenbergsgreuth. Oder eine CO2-Steuer, für die Stefan Müller mittlerweile Sympathien hegt?
Ein weites Feld, eine Patentlösung wurde bei dem Gespräch in Dannberg nicht gefunden.
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