Vor Gericht: Höchstadter schmuggelte Drogen
18.12.2020, 05:44 UhrDas Schöffengericht verurteilte ihn wegen Beihilfe zur unerlaubten Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge zu einer Bewährungsstrafe von sieben Monaten. "Es war eine reine Transport-Dienstleistung", stellte der Vorsitzende Richter Matthias Bachmann fest.
Zum Hintergrund: Für Martin (alle Namen geändert) soll es ein erlebnisreicher Urlaub im niederländischen Enschede werden. Eine Woche ist er mit seinem zehn Jahre jüngeren Kumpel Ben im Nachbarland unterwegs. Sie lassen es sich in den Coffee Shops gutgehen. Dann fragen sie sich durch, bis sie einen ganz heißen Tipp bekommen. Die beiden Deutschen sind nämlich nicht nur zum Ausspannen hier. Ben will für seinen schwunghaften Drogenhandel in und um Bamberg herum Nachschub organisieren. Zwar hat er seine Quellen auch in der fränkischen Heimat und im weltweiten Darknet, mitunter aber reicht das nicht, um all die kiffenden Kunden zu versorgen.
Pfefferspray im Gesicht
Doch es braucht zwei Anläufe, um an die begehrten 1,8 Kilogramm Marihuana zu gelangen. Der erste Versuch endet nämlich in einem gesichtslosen Hochhausviertel mit Pfefferspray im Gesicht und einem Schlag auf den Kopf.
Einige junge Männer haben Martin und Ben ins Nirgendwo gelockt und ihnen dort aufgelauert. Während Ben mit seinem Bündel Banknoten im Rucksack und einem Messerstich in der Leiste aus der Sackgasse entkommen kann, wird Martin ausgeraubt. "Das war kein wahnsinnig erquicklicher Ausflug", merkte Staatsanwalt Johannes Bartsch an.
Das Duo aber gibt nicht auf und kann tatsächlich noch das Drogenpaket im Radkasten unterbringen. Bei dieser einen Kurierfahrt bleibt es allerdings.
Andere Straftaten hat sich ein inzwischen ernüchterter Martin nicht zuschulden kommen lassen. Auch das jahrelange, gelegentliche Kiffen hat er aufgegeben. Seine Aufzuchtanlage inklusive Lampe, Ventilator und Flüssigdünger wurden bei einer Hausdurchsuchung sichergestellt. Seine Kurierfahrt gestand er unumwunden ein.
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Das alles sprach an diesem Prozesstag für ihn. Richter Bachmann und seine beiden Schöffen beließen es bei einer siebenmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung. In den kommenden drei Jahren darf Martin nicht mehr straffällig werden. Er muss sich von Rauschgift jeder Art fernhalten, was durch Urin- und Haar-Screenings überprüft werden wird. Zudem soll er sich einen Arbeitsplatz suchen. Bei all dem steht ihm in den ersten beiden Jahren ein Bewährungshelfer zur Seite. "Damit sie Ihr Geld legal verdienen und nicht mehr kriminell werden", so Richter Bachmann.
Dass Martin überhaupt auf der Anklagebank sitzt, das hat er übrigens seinem Kumpel Ben zu verdanken. Als der nach knapp einem Jahr dunkler Machenschaften auffliegt, verrät er alle Komplizen und Kunden. Etwa ein Dutzend bekommen es daraufhin mit Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Bamberg zu tun.
Für die Aufklärungshilfe erhält Ben vom Jugendschöffengericht einige Türen weiter eine äußerst milde Strafe von 21 Monaten zur Bewährung. Dabei stehen Mengen im Raum, die auch Martins Pflichtverteidiger Christian Barthelmes aus Bamberg kaum glauben kann: 8,6 Kilogramm Marihuana, 1,6 Kilogramm Haschisch, 2,3 Kilogramm Speed, 450 Ecstasy-Tabletten, 130 Gramm Ecstasy-Kristalle, 600 LSD-Trips, drei Gramm Kokain und sechs Gramm Crystal Meth.
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