Wechsel vollzogen
03.05.2008, 00:00 Uhr
Schon in seiner Begrüßung hatte Hans Lang den Blick darauf gelenkt, dass mit dem Ende der Stadtrats-Wahlperiode eine ganze Ära zu Ende gegangen ist. Nach 36 Jahren CSU-Mehrheit im Stadtrat ist nun der SPD die Führungsrolle zugewählt worden, formulierte Lang, German Hacker ist der neue, sozialdemokratische Bürgermeister. Mit den beiden neuen Gruppen im Gremium, der FDP und Bürger für Bürger werden insgesamt die politischen Gewichte neu austariert. Mehr noch: Eine neue Generation trete in die Verantwortung.
So hielt Lang die erste der kleinen Laudationes auf jeden der scheidenden Stadträte auf Heinz Wirth (CSU). Denn dieser sei die 36 Jahre seit dem letzten Machtwechsel 1972 mit ihm im Rat gewesen, von 1987 bis 1999 als CSU-Fraktionschef und stets als sein wichtigster Wegbegleiter, sagte Lang. Anschließend würdigte der Bürgermeister Georg Erhardts (CSU) intensive Arbeit seit 1977 für Welkenbach und Hammerbach, deren Dorfplätze zu wahren Schmuckstücken umgebaut wurden bzw. - Anspielung auf die jüngste Diskussion um die Welkenbacher Kapelle - «noch umgebaut werden müssen».
Mit Hermann Weiler, dem Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler seit 1996, verabschiedete Lang einen «Mann des klugen Worts und der fundierten Argumente». Claus-Dieter Bornebusch (CSU) wurde mit seinem Einsatz für Haundorf und Beutelsdorf herausgestellt und für Fairness und Kompromisstreben auch in schwierigen Auseinandersetzungen gewürdigt. Bornebusch erhielt zum Abschied dafür die Stadtmedaille in Gold.
Mit Irene Zwack (SPD) scheide eine Frau aus dem Stadtrat, die soziale Verantwortung lebe und von deren Menschenkenntnis nicht zuletzt der Personalausschuss profitiert habe. Solide und fundierte Arbeit, schwerpunktmäßig im Finanzausschuss und im Aufsichtsrat der Stadtwerke Holding, so charakterisierte Langs Rede Michael Dassler, seit 1998 für die CSU im Rat. Hermine Dickas (Bündnis 90/Die Grünen), seit 2002 im Rat, habe durch ihr ausgleichendes Wesen viele Sympathien in der Bevölkerung errungen. Matthias Düthorn (CSU) war, so Lang, einer der Hauptinitiatoren für den Notarztstandort Herzogenaurach.
Lang gab Ralf Ledertheil (SPD), seinem Gegenkandidaten 2002, der jetzt zum Bürgermeister von Bad Windsheim gewählt worden ist, Erfolgswünsche dafür mit, würdigte die «vielen neuen Impulse», die Ille Prockl-Pfeiffer im Gremium seit 2002 gesetzt habe, die wertvollen Beiträge Carola Willwohls (Bündnis 90/ Die Grünen) bei wichtigen Entscheidungen und schließlich die Arbeit des Ortssprechers Leonhard Egelseer für Höfen, Dondörflein und Zweifelsheim.
Nach Dankurkunde, Blumen und Händedruck, bekamen die scheidenden Stadträte vom Innenminister ausgesprochen, wie unverzichtbar ihr Ehrenamt für das Gemeinwesen ist. Sie haben, so Joachim Herrmann, auf unterschiedliche Art zu der positiven Entwicklung Herzogenaurachs beigetragen, das so eine ganz besondere Stadt sei. Die Demokratie brauche solche Leute, ihre Kraft und Kreativität. Herrmann sprach sein Grußwort auch namens des Bundestagsabgeordneten Stefan Müller und der Landtagsabgeordneten Christa Matschl.
Auch die Fraktionssprecher gingen auf die Verdienste und die Persönlichkeiten ihrer scheidenden Kolleginnen und Kollegen ein. Bernhard Schwab (CSU), German Hacker (SPD) und Bernd Müller (Die Grünen) taten dies teils recht ausführlich und anekdotisch, so dass Hacker beinahe richtig lag, bei der Veranstaltung könne man seine um Mitternacht beginnende Amtszeit als Bürgermeister gleich mit begehen.
Vom Ende her betrachtet war es eine schöne und gewinnbringende Zeit. Dieses Fazit einer Stadtrats-Ära kam aus dem berufenen Mund Heinz Wirths, der in der «Sitzung» das letzte Wort hatte. Für einen Lehrer sei dies auch typisch. Und die erstaunliche Lehrer-Häufigkeit im Stadtrat war auch einer von drei Punkten, die dem Sprecher aller Scheidenden im Rückblick auf 36 Stadtratsjahre auffallend schien. Jetzt habe seine Zunft auch noch den Gipfel erreicht: Der neue Bürgermeister ist auch ein Lehrer. «German, das war eine reife Leistung.»
Außerdem sprach Heinz Wirth ein Familien-Phänomen in der Herzogenauracher Kommunalpolitik an. So sehr sich die Bevölkerungsstruktur in der Stadt verändert habe und im Rat eine neue Generation einziehe: Einige Familiennamen blieben. Heinz Wirth bekannte stolz: Stephan Wirth trägt den seinen auch wieder ins Gremium.
Ein Generationswechsel sei eine natürliche Entwicklung und damit gut. Schlecht aber sei, dass weniger Frauen im neuen Stadtrat sitzen. Ein Umstand, so Wirth, über den sich vor allem die CSU den Kopf zerbrechen sollte.
Mehr wollten die nun Ex-Stadträte aber nicht mehr dreinreden. Denn, so Wirth: «Kein Mensch ist unersetzbar. Ihr schafft das auch ohne uns.»