Im Verbundgebiet des VGN gelten BahnCards nicht
10.4.2013, 07:00 UhrMit mehr als 30.350 Quadratkilometern Fläche und täglich rund 3,5 Millionen Fahrgästen liegt der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg VBB deutschlandweit unangefochten an der Spitze. Den zweiten Platz beansprucht der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg VGN mit gut 14000 Quadratkilometern knapp vor dem Rhein-Main-Verkehrsverbund, der immerhin fast zwei Drittel des Landes Hessen umfasst.
Dass der VGN gegenwärtig mit weiteren Beitrittskandidaten — vornehmlich in Oberfranken — verhandelt, sehen manche Bahnfahrer mit gemischten Gefühlen. Als Inhaber einer BahnCard kann es ihnen passieren, dass sich eher ferne Ziele durch eine Gebietsausdehnung unverhofft im Nahverkehr wiederfinden — und die Vergünstigung entfällt. BahnCards nämlich gelten nicht innerhalb des VGN.
„Ich kaufe die BahnCard 50 doch deswegen, damit ich auf DB-Strecken nur halbe Fahrpreise zahlen muss“, klagt Thomas G. aus Burgthann im Nürnberger Land. Durch den Verkehrsverbund werde diese Vergünstigung jedoch ausgehebelt. Deutsche Bahn und VGN sollten eine Vereinbarung treffen, damit das Privileg akzeptiert wird.
Tatsächlich wollen in ganz Deutschland große ÖPNV-Aufgabenträger vom BahnCard-Rabatt in ihrem Gebiet nichts wissen, wie eine Umfrage ergab. Dazu gehört beispielsweise der Münchner Verkehrsverbund MVV. Die Bahn müsste gegebenenfalls einen Ausgleich zahlen, ist aber offenbar dazu nicht bereit, erklärte ein MVV-Sprecher das Dilemma. Nur wer etwa aus Augsburg nach München ins MVV-Gebiet hineinfährt oder aus dem MVV-Gebiet beispielsweise in Richtung Hamburg startet, kann für die gesamte Strecke den BahnCard-Rabatt beanspruchen.
Karlsruhe großzügig
Anders der Rhein-Main-Verkehrsverbund, der die BahnCard in seinem Gebiet wenigstens ab einer gewissen Preisstufe für Strecken im Regionalverkehr außerhalb des Frankfurter Ballungsraums akzeptiert. Dagegen gewährt der Karlsruher Verkehrsverbund seinen Kunden generell die BahnCard-Ermäßigung.
Nicht so der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg. „Die BahnCard ist ein Rabattsystem für den Fernverkehr“, verteidigt VGN-Sprecher Manfred Rupp diese Regelung, die „vergleichsweise wenige Leute betrifft“.
Das kann aber mitunter zu Tricksereien verleiten. Mancher BahnCard50-Inhaber, der beispielsweise von Nürnberg nach Amberg reisen will, bucht bis zur nächsten Station Freihöls und legt dafür 8,45 Euro hin. Nach dem VGN-Tarif müsste er für die einfache Strecke Nürnberg-Amberg 10,10 Euro in der Preisstufe10 bezahlen.
Einen echten Nachteil sieht Rupp für BahnCard-Kunden allenfalls durch Gebietserweiterungen. „Bei den Verhandlungen über einen Verbundbeitritt wird auf diese Auswirkungen aber hingewiesen“, sagt der VGN-Sprecher, „da wird nichts verschwiegen“.
So kostet die einfache Fahrt von Erlangen nach Lichtenfels mit der BahnCard 7,40 Euro, nach einem VGN-Beitritt aber per Einzelfahrschein 10,10 Euro. Es könnte sich aber sogar ein Preisvorteil ergeben, erklärt Rupp an einem Beispiel: Für die einfache Fahrt von Nürnberg nach Kulmbach beträgt der Ticketpreis zurzeit 24 Euro, mit der BahnCard 12 Euro. Hin und zurück wären das mit Vergünstigung 24 Euro. Tritt Kulmbach dem VGN bei, dann kann der Kunde mit dem TagesTicket zum Preis von 16,80 Euro auch wieder die Heimfahrt antreten — und in beiden Städten öffentliche Verkehrsmittel wie U-Bahn oder Bus für Anschlussfahrten in Anspruch nehmen.
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