Katzwanger Katholiken helfen in Kenia

Hartmut Voigt

Lokalredaktion Nürnberg

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6.5.2019, 14:59 Uhr
Die Kinder in Kenia skypten mit ihren Nürnberger Partnerschülern.

© Thika-Kenia-Hilfe Die Kinder in Kenia skypten mit ihren Nürnberger Partnerschülern.

Die Brüder Mark und Manasseh haben bei einem Brand schreckliche Verletzungen erlitten. Die Körper der Jungen sind entstellt, sie können sich nur noch eingeschränkt bewegen. Ihre Ohren sind teilweise verbrannt, die Hände verkrüppelt. Die Haut spannt extrem, sie haben Schmerzen, können ihre Augen nur mehr teilweise schließen.

Die Jungen wohnen in der Umgebung der Stadt Thika. Doch in dem dortigen Krankenhaus, dessen Bau die Nürnberger Katholiken von St. Marien finanziert haben, können sie nicht operiert werden. Dort war lediglich die Erstversorgung direkt nach dem Feuerunfall möglich.

Die nun folgenden Eingriffe müssen plastische Chirurgen in Kenias Hauptstadt Nairobi vornehmen. Bis zu fünf Operationen, so die Schätzungen der Experten, sind nötig, um die schlimmsten Wunden langfristig zu heilen. Dafür braucht man viel Geld: Die Behandlungen werden mit mindestens 18 000 Euro veranschlagt. Katholik Paul Festl hofft auf die Großzügigkeit der Zeitungsleser(innen), die in den vergangenen beiden Jahrzehnten die "Thika-Kenia-Hilfe" der Katzwanger Pfarrei nach Kräften unterstützt haben.

Engagement trägt Früchte

Doch der 68-jährige ehemalige Zahnarzt hält die Hand nicht nur für diese beiden Schützlinge in Kenia auf. Er hat bei seinen regelmäßigen Besuchen in Afrika gesehen, welche Früchte die Projekte tragen, die dort von Nürnberger Katholiken initiiert wurden und vom Orden der Dominikanerinnen betreut werden.

Viele Mädchen und Jungen haben die St. James Primary School durchlaufen und sich eine Existenz aufbauen können. Heute besuchen 700 Kinder die Schule, die vom Hilfswerk deutscher Zahnärzte finanziert wird. Der geschickte Netzwerker Festl konnte seine beruflichen Kontakte gut für die Kenia-Hilfe nutzen.

Eine achte Klasse der Primary School hat Kontakt zur Nürnberger Geschwister-Scholl-Schule geknüpft. Bei einem ersten Skype-Termin waren die jungen Afrikaner neugierig und aufgeregt zugleich: Welche Hobbys habt ihr? Wie alt seid ihr? Und wie ist bei euch das Wetter? Das wollten sie von den Nürnberger Schülerinnen und Schülern wissen.

Jüngerer Nachfolger

Weil das Internet in Kenia nicht stabil war, musste die Schulklasse mit Hilfe von Festls Handy skypen. Der Bildschirm war dadurch zwar extrem klein, die Freude über den Austausch dafür aber sehr groß. Künftig wollen die beiden Klassen zwei- bis dreimal pro Jahr skypen, ansonsten aber mit E-Mails oder Briefen Kontakt halten.

Mit der Schulpartnerschaft möchte Festl die junge Generation für die Entwicklungsarbeit in Thika interessieren. Er selbst will seine Tätigkeit als Koordinator und Ansprechpartner in jüngere Hände geben: Der 68-Jährige konnte mit Jörg Kohlbeck und Martin Singer zwei Mitstreiter aus der Pfarrei St. Marien gewinnen, die beim Verein Thika-Hilfe engagiert mitarbeiten und ihn später als Ansprechpartner ablösen sollen.

Kohlbeck hatte Festl bereits bei seinem jüngsten Kenia-Besuch begleitet. Die beiden wurden von staatlichen Stellen mit der Bitte konfrontiert, eine Säuglingsstation aufzubauen oder eine bereits bestehende zu unterstützen.

Säugling lebendig begraben

In Kenia werden viele Säuglinge einfach ausgesetzt, die Eltern legen die Neugeborenen am Straßenrand oder an der Türe der Säuglingsstation ab. Die unterernährten Kinder aufzupäppeln, ist aufwendig: Spezielle Babynahrung, medizinische Hilfe und ein höherer Personalschlüssel beim Fachpersonal in den Säuglingsstationen erfordern ein großes finanzielles Engagement.

Festl berichtet von einem kenianischen Baby, das von seiner Mutter lebendig begraben wurde. Nur weil die Nachbarn dies mitbekommen hatten, konnten sie den Säugling retten. Die Nürnberger "Thika-Hilfe" beteiligt sich am Aufbau einer neuen Säuglingsstation in der Stadt Juja. Zwei leerstehende Häuser werden dafür hergerichtet. Drei Hausmütter sollen dort künftig 20 Kleinstkinder bis zu drei Jahren betreuen. Auch für dieses Projekt erhofft der Nürnberger Verein Unterstützung.

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