Mehrere Aktionen innerhalb weniger Tage
Klima-Protest in der Münchner BMW-Welt: Aktivisten kleben sich an 600-PS-Boliden fest
30.10.2022, 14:26 UhrÜber 600 PS Leistung und über zwei Tonnen Fahrzeuggewicht bei entsprechender Ausstattung - der BMW M8 ist quasi eine blechgewordene Provokation für jeden Klimaschutz-Aktivisten, der das umgehende Ende für den Verbrennungsmotor fordert. Ein Fahrzeug dieses Typs war nun das Ziel einer Gruppe von "Scientist Rebellion". In der BMW-Welt in München klebten sich 14 Aktivisten an einem M8 fest, filmten die Aktion und posteten Videos und Fotos in den sozialen Netzwerken.
Außerdem habe die Gruppe sechs weitere Wagen beschmiert, sagte ein Polizeisprecher. Die Zusammensetzung der klebrigen Substanz muss noch untersucht werden. Des Weiteren wurde ein Feueralarm ausgelöst. Bisher sei jedoch unklar, wer den Alarm ausgelöst habe und ob ein Zusammenhang bestehe. Wegen des Feueralarms mussten die Besucher die Ausstellung verlassen. Laut ersten Erkenntnissen entstand ein Schaden von mehreren Zehntausend Euro.
Der Coup der Protestierenden, gegen die die Polizei nun wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung ermittelt, war bereits die vierte Protestaktion der "Scientist Rebellion"-Gruppierung in München innerhalb einer Woche. Nach einem richterlichen Beschluss hat die Münchner Polizei insgesamt 16 Anhänger der Organisation für mehrere Tage in Präventivgewahrsam genommen, darunter sämtliche Personen, die an der Aktion in der BMW-Welt beteiligt gewesen waren. Sie sollen bis zum 4. November in Gewahrsam bleiben. Damit soll verhindert werden, dass von den Protagonisten in absehbarer Zeit weitere strafbare Handlungen ausgeübt werden.
Verkehr in der Münchner Innenstadt lahmgelegt
Bei einer Aktion war auch der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt im Einsatz, der sich in Franken schon öffentlichkeitswirksam für eine Finanztransaktionssteuer, die Legalisierung des Containerns, also der Verwertung von Supermarkt-Abfällen, und einen billigen öffentlichen Nahverkehr eingesetzt hatte. Am Tag vor der Aktion in der Autoausstellung hatten Alt und einige Mitstreiter den Verkehr in der Münchner Innenstadt etwa eineinhalb Stunden lang lahmgelegt. Rund 20 Mitglieder von "Scientist Rebellion" hatten am Stachus, direkt vor dem Justizpalast, einen Teil der Fahrbahn blockiert, nach Angaben der Polizei hatten sich zwei von ihnen mit je einer Hand auf der Straße angeklebt.
Weil sich die Protestierenden weigerten, den Protest neben die Straße zu verlegen, wurden sie schließlich weggetragen. Außerdem mussten sie zur Identitätsfeststellung und weiteren Sachbearbeitung mit aufs Polizeipräsidium. "Sie werden wegen des Verdachts der Nötigung im Straßenverkehr sowie Verstößen gegen das Versammlungsgesetz angezeigt", teilte die Polizei mit.
Dabei hatten die Aktivisten unter anderem genau gegen solche Strafmaßnahmen protestiert und deshalb bewusst den Justizpalast als Protestort gewählt. "Der 'Hau-Drauf- und Sperr-Weg-Aktivismus' der Staatsregierung löst kein einziges der angemahnten Probleme", sagte Jörg Alt.
Ziviler Ungehorsam sei alternativlos
Der streitbare Geistliche begründete seine Teilnahme mit der Forderung nach einer anderen Klimapolitik. "Als Sozialethiker und Migrationssoziologe halte ich gewaltfreien zivilen Ungehorsam nicht nur für legitim und notwendig, sondern zugleich für alternativlos", sagte er einer Mitteilung der Hilfsorganisation Jesuitenweltweit zufolge.
Wissenschaftler von "Scientist Rebellion Germany" hatten auch schon am Montag mit einer ähnlichen Klebeaktion in der Münchner Niederlassung von Blackrock, des weltgrößten Vermögensverwalters, auf ihre Ziele und Forderungen aufmerksam gemacht. Am Dienstag blockierten die Klimaaktivisten dann vorübergehend den Odeonsplatz.
Dieser Artikel wurde am 30. Oktober 2022 um 17.10 Uhr aktualisiert
2 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen