Knast-Hotel in Amberg: Urlaub hinter schwedischen Gardinen

19.9.2015, 06:00 Uhr
Knast-Hotel in Amberg: Urlaub hinter schwedischen Gardinen

© Fotos: Horst M. Auer

Origineller Beherbergungsbetrieb am Rand der Amberger Altstadt: Das Hotel Fronfeste residiert in einem denkmalgeschützten Baukomplex, hinter dessen dicken Sandsteinmauern einst das Landgerichtsgefängnis untergebracht war.

"Garni mit Zuchthausflair" schrieb die Wochenzeitung Die Welt vor Jahren über das Projekt, das 2007 mit einer spleenigen Idee begann und beinahe im Behördenwirrwarr und an Finanzierungshürden gescheitert wäre. "Offener Schlafvollzug" nennt ein Werbeprospekt das 2013 eröffnete Haus.

Selbst auswärtige Rechtsanwälte und Zeugen für Prozesse am örtlichen Gericht wissen angeblich eine Übernachtung im historischen Kerker zu schätzen. Mit Eisengitter vor dem winzigen Fenster. Freilich ist das Nachtquartier heute viel behaglicher als in jener Zeit, als Diebe und Mörder in den acht bis zwölf Quadratmeter großen Zellen ihre Strafen absitzen mussten.

Auch Familien sind Gäste im Hotel

Die harte Holzpritsche wurde durch ein komfortables Bett ersetzt, es gibt Flachbild-TV, kostenloses WLAN und hinter einer Glaswand einen modernen Nassbereich. Unter den Gästen sind viele Radler und Geschäftsreisende, aber auch Familien mit Kindern. Uralte Steinfliesen, raumhohe Eisengitter vor den Zellentrakten, wuchtige Eichenholztüren mit Guckloch, Querriegel und Klappe – ab 59 Euro ist die Einzelzelle buchbar.

2014 gab es für die sanierte Fronfeste den Denkmalpreis des Bezirks Oberpfalz. Das Hotel hat eine wissenschaftliche Arbeit über die Geschichte der Fronfeste in Auftrag gegeben, die ab 1699 als Gefängnis und Zuchthaus diente. Darin wird vermutlich auch von Scharfrichter Johann Baptist Reichhart die Rede sein, der am 18.September 1935 mit dem Fallbeil das letzte Todesurteil in Amberg vollstreckte. Hingerichtet wurde der Dreifachmörder Ludwig W. aus Furth im Wald. Im Hof der Fronfeste erinnert eine kleine Gedenkstätte an den Einsatz der Guillotine.

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