Laufer Firma bringt Autos an die Steckdose

22.11.2012, 16:56 Uhr
Laufer Firma bringt Autos an die Steckdose

© Sichelstiel

Zur Produktvorstellung in Lauf kam auch einer, der sich als Förderer grüner Technologie versteht: Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU). Das Thema Mobilität steckt in den Genen von ABL Sursum: Albert Büttner, Erfinder des Schuko-Steckers und Firmengründer, war ursprünglich auf Fahrräder spezialisiert. Der Erfolg kam aber erst mit Elektrozubehör – heute beschäftigt das Unternehmen rund 500 Mitarbeiter und macht 50 Millionen Euro Umsatz mit Steckern und Schaltern.

Weil jedoch Autos mehr und mehr elek­trisch angetrieben werden, eröffnet sich dem Mittelständler ein weiterer Markt. Die Ladestationen, die ABL Sursum herstellt, sind je nach Modell so groß wie ein Schuhkarton oder ein kleiner Staubsauger, sie kosten samt Installation 1000 bis 1500 Euro und können einfach an die Wand montiert werden. Mit ihnen kann man die Akkus von Elek­troautos über ein Kabel auffüllen, der Vorgang dauert drei bis zehn Stunden. Wer künftig ein VW-Elektroauto bestellt, wird die Produkte aus Lauf gleich im Paket geliefert bekommen, wenn er es denn wünscht.

Heimstationen im Vorteil gegenüber "Stromtankstellen"

Stefan Schlutius, Geschäftsführer von ABL Sursum, sieht die Ladestationen für den Heimgebrauch im Vorteil gegenüber den öffentlichen Stromtankstellen, die im Augenblick wie Pilze aus dem Boden schießen. Schließlich, so Schlutius, sei es viel komfortabler, sein Fahrzeug über Nacht in der Garage zu laden, als dafür extra in die Stadt zu fahren. Vor allem in den skandinavischen Ländern, allen voran Norwegen, erwartet das Laufer Familienunternehmen hohen Absatz. Dort ist die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos deutlich höher als in Deutschland.

 

Laufer Firma bringt Autos an die Steckdose

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Verpasst die Bundesrepublik einen Trend? Das ist eine Frage für Markus Söder, der immerhin für sich „eine Leidenschaft für die Energiewende“ in Anspruch nimmt und feststellt, dass er diese in Bayern überhaupt erst eingeleitet habe. Der einstige Umwelt- und derzeitige bayerische Finanzminister gibt zu, dass man von dem Ziel, bis 2020 rund eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straßen der Bundesrepublik zu bringen, weit entfernt sei. Söder versteht Elektromobilität als „ökonomische Chance“. Deutsche Unternehmen könnten an der Entwicklung verdienen, vor allem dann, wenn sich die grüne Antriebstechnologie auch in bevölkerungsstarken Ländern wie China durchsetze.

Induktion als Zukunftsmodell

Um eine Spitzenposition zu erreichen, seien regionale Offensiven notwendig. Damit bezieht sich der Finanzminister unter anderem auf das von ihm protegierte E-Drive-Center, eine Forschungsgruppe der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen. Sie soll innovative Antriebskonzepte entwickeln und ist am Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung angesiedelt. Jörg Franke, dessen Inhaber, stellte bei der Produktpräsentation in Lauf seine Vision einer mobilen Zukunft vor. Diese kommt praktisch ohne Akkus aus – stattdessen werden die Autos beim Fahren über Induktion mit Strom versorgt, ganz ohne Kabel oder Oberleitungen. Dafür müssten unter dem Asphalt nur Leiterbahnen verlegt werden. Der Professor geht von Kosten in Höhe von einer Million Euro pro Kilometer aus – „deutlich günstiger als Lärmschutzwälle“. Auf die nämlich ließe sich wohl verzichten, sind Elektroautos doch leise.

Franke beschreibt die Veränderung des Automobilmarkts vor allem als Herausforderung für die auf das Luxussegment spezialisierten deutschen Hersteller. Diese müssten schnell umdenken, würden die Fahrzeuge doch mehr und mehr zum reinen Konsumgut. Ein Strukturwandel blühe der Metropolregion mit ihren vielen Automobilzulieferern da. Dass Elektroautos immer noch eine geringe Reichweite haben, ist für Franke indes kein Hindernis: „80 Prozent der täglichen Fahrten sind unter 80 Kilometer.“ Zumindest ABL Sursum ist auf die Veränderungen vorbereitet.

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