Neues DAV-Kletterzentrum in Feucht

07.10.2009, 00:00 Uhr
Neues DAV-Kletterzentrum in Feucht

© Fengler

Mit einem Eimer voller bunter Kunststoffgriffe hängt Andreas Ottmann an einer Wand im neuen Kletterzentrum in Feucht. Der Schriftführer der dortigen Alpenvereinssektion platziert einen roten Griff mal hierhin, mal dahin und entscheidet sich dann für eine Position. Mit einem Inbusschlüssel macht er einen knallroten Henkel an einem vorgebohrten Loch in der Multiplex-Wand fest. «Wir bringen zuerst die Tritte an und schauen dann, wo die Griffe hin müssen», erklärt Jugendreferent Jürgen Waldhier, der den Kletterer sichert.

Sich von den Zügen am Felsen inspirieren lassen und die Bewegungsabläufe möglichst natürlich auf die Holzwand übertragen – das sei die Kunst am Routenschrauben, erklären die beiden Kletter-Trainer. «Nichts ist langweiliger als links, rechts, links», sagt Andreas Ottmann und schraubt seine Griffe so, dass man sich mal auf eine Seite eindrehen, mal das Gewicht verlagern, mal eines der bunten Objekte seitlich oder mit einem Untergriff packen muss. Gerade erfahrenere Kletterer wollen in Sachen Kreativität und Technik gefordert sein, so die Erfahrung der beiden Übungsleiter. «Jede Route sollte einen anderen Bewegungsfluss haben», sagt Ottmann. Drei- bis viermal testen sie die Routen, schicken dann kritische Freunde am Seil hoch und optimieren diesen oder jenen Zug. Bis zu fünf Stunden dauert es, bis alle künstlichen Griffe und Tritte an ihrem Platz sind. Neben Ottmann und Waldhier sind noch mehr Kletterer im Einsatz: «Bei uns schrauben mehrere Leute; jeder hat seine eigene Art zu klettern,

und so bekommen wir vielseitigere Routen», so Waldhier.

Über 10 000 Kunststoff-Objekte in bunten Farben schrauben die Feuchter Kletterer in den kommenden Wochen an die Wände. Etwa 110 Routen in allen Schwierigkeitsgraden sollen entstehen. Für die ganz kniffligen «Königsetappen» holen sich die Feuchter prominente Unterstützung: Der Münchner Thomas Brenzinger gilt als Ass in der Szene und richtet regelmäßig Wettkampfwände und Hallen ein.

Das Routenschrauben ist die Kür in einer mehrjährigen Planungs- und Baugeschichte. «Vor sechs Jahren standen wir vor der Entscheidung Hütte oder Halle», erinnert sich Jugendreferent Jürgen Waldhier. Schon damals entwickelte sich das Hallenklettern zu einem beliebten Freizeitsport und schon damals platzten viele Hallen aus allen Nähten. So beantragte die Feuchter DAV-Sektion Unterstützung für ihr Vorhaben bei der Gemeinde. 2007 entschied der Gemeinderat, sich mit 270 000 Euro an dem Projekt zu beteiligen. Der Markt Feucht trägt den Rohbau, der Verein kümmert sich um den Innenausbau und den laufenden Betrieb – so die Vereinbarung. Im Herbst 2008 rückten die ersten Bagger an.

Mitglieder leisten rund 5000 freiwillige Arbeitsstunden

Seit Anfang des Jahres werkeln die Feuchter DAV-Mitglieder im Bauhof an der Vorbereitung der Platten, und seit Mai sind sie Tag für Tag mit dem Innenausbau beschäftigt: 3500 Stunden Eigenleistung haben die Alpinisten schon in die Halle gesteckt. Und bis die ersten Kletterer ihre Routen einhängen können, werden es wohl nochmal rund 1500 Stunden werden, schätzen Ottmann und Waldhier. «Es ist wirklich enorm, was hier geleistet wird», findet Vereinsvorstand Wolfgang Stolzenberg und erzählt, dass einige Helfer sich extra Urlaub genommen haben, um das Projekt voranzubringen.

Von den insgesamt 670 Mitgliedern helfen neben der kompletten Vorstandsriege etwa 40 Freiwillige regelmäßig in der Halle. Da zahlreiche Handwerksmeister und Baufachleute im Verein sind, blieben die Kosten für den Verein mit etwas über 100 000 Euro (ohne Eigenleistung) überschaubar. Bis auf die Unterkonstruktion, die ein Zimmermannsmeister baute, stemmen die DAV-Mitglieder den gesamten Innenausbau selbst.

Treibende Kraft und Ideengeber war Vorstandsmitglied Wilfried Brunner, nach dem die Halle benannt werden soll. Der Holzbautechniker plante den fünfeckigen Bau mit dem hallenhohen Turm in der Mitte. Nach seinem Unfalltod im Juni engagieren sich die Mitglieder nun erst recht, um das Lebenswerk ihres Bergkameraden zu vollenden.

Wenn die Halle im Herbst von Statikern und TÜV abgenommen ist, kann ab Anfang November der öffentliche Betrieb starten, so der DAV Feucht. Herzstück der Anlage mit 600 Quadratmetern Kletterfläche ist der von allen Seiten zu bekletternde Turm. Überhänge, Verschneidungen, Kanten und sogar ein Kamin fordern die Sportler vielseitig. Am Turm ist die mit 18 Metern auch längste Route in der 13 Meter hohen Halle eingeschraubt. «40 Seilschaften können sich hier gleichzeitig bewegen», rechnet Andreas Ottmann vor und ist sich sicher, dass die Feuchter Kletterhalle locker mit der Konkurrenz mithalten kann. «Wir bekommen ständig Anfragen von Leuten, die bei uns klettern wollen», sagt Ottmann.

Neben Freizeitsportlern soll die Halle auch den Feuchter Schulen, Kindertagesstätten, dem Walburgisheim und den Rummelsbergern zur Verfügung stehen.

Mit sechs lizenzierten Trainern und ehrenamtlichen Helfern will der DAV Feucht den Betrieb in den Wintermonaten an vier Tagen schultern. Im Sommer wird der Betrieb eingeschränkt, denn da nutzt die Klettergemeinde die natürlichen Kalkwände im Frankenjura.

Weitere Informationen und Öffnungszeiten unter www.dav-kletterzentrum-feucht.de

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