AOK Neumarkt leistet Widerstand gegen Pläne von Jens Spahn

8.6.2019, 13:38 Uhr
AOK Neumarkt leistet Widerstand gegen Pläne von Jens Spahn

© Silvia Alzinger

Wer an der Nordseeküste wohnt, soll sich künftig auch bei der AOK Bayern versichern können. Umgekehrt gilt: Wer in Neumarkt wohnt, könnte sich bei der AOK in Niedersachsen versichern. Dies sehen die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor, der die regiona-len Kassen bundesweit öffnen will.

"Das klingt zunächst gut, birgt jedoch einige Fallstricke", so Norbert Pfeiffer, Beiratsvorsitzender der AOK in Neumarkt. Denn die regionalen Kassen würden in einen unsinnigen Preiswettbewerb gezwungen. Vor allem junge und gesunde Versicherte würden unterschiedliche Beitragssätze nutzen, um zu wechseln. Die Folge: "Der Krankenkasse fehlt in ihrem Kerngebiet das Geld für die Gestaltung einer guten und passgenauen Versorgung", so der AOK-Beirat. Die Kranken hätten das Nachsehen. Und auch der wirtschaftliche Druck auf Fusionen erhöhe sich. Am Ende werde es weniger Kassen und weniger Wettbewerb geben. Für Pfeiffer ist klar: "Die AOK ist eine regionale Kasse und das muss sie auch bleiben."

Mehr Spielräume erwünscht

Offensichtlich steht die AOK nicht allein. "Wir sind mit unserer Sorge in guter Gesellschaft, denn auch die bayerische Staatsregierung lehnt die Pläne von Spahn vehement ab", so Pfeiffer. Statt eines unsolidarischen Preiswettbewerbs sei ein Wettbewerb um die beste Gesundheitsversorgung gefragt. Jetzt sorge die AOK Bayern durch ihre starke Verankerung vor Ort gemeinsam mit den bayerischen Ärzten, Kliniken und Gesundheitsberufen für eine gute regionale Gesundheitsversorgung. "Um dies zu erhalten und regional noch passgenauer werden zu können, brauchen wir mehr vertragliche Spielräume und nicht Gleichmacherei", sagt Norbert Pfeiffer.

Nur so könne die Gesundheitsversorgung vor Ort dauerhaft gesichert werden, gerade in einem Flächenland wie Bayern. Die Verhandlungen für den Bereich Heilmittel – darunter fällt zum Beispiel Krankengymnastik – habe Spahn bereits völlig zentralisiert. Die Musik spiele jetzt in Berlin. "Die bayerischen Gestaltungsmöglichkeiten sind auf ein Minimum reduziert", ärgert sich Pfeiffer. "Die Nähe zu den Menschen ist unser Erfolgsmodell und das soll auch so bleiben", sagt der alternierende Beiratsvorsitzende Johann Lang.

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