Bravorufe für die Burgschauspieler
11.7.2011, 00:00 UhrHeuer jährt sich zum 210. Mal der Geburtstag von Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy. Das Konterfei des Wiener Schauspielers, Sängers, Dramatikers und Satirikers blickte von der Burgfassade hinab auf die Bühne im romantischen Burghof. Regisseur Manfred Janikulla und Burgschauspieler voller Spielwitz, die grandiosen Live-Musiker von Markus Hirblinger und alle, die zu dem wunderbaren Theaterabend beigetragen hatten, durften zu Recht den verdienten Beifall und die Bravorufe der Theaterfreunde genießen.
Die nahen Kirchenglocken von St. Andreas läuteten die 29. Burgspiele ein, das Orchester nahm unter dem Beifall der Besucher im vollen Rund seine Plätze ein, Bürgermeister Josef Bauer begrüßte die vielen Ehrengäste und eröffnete mit einem „Bühne frei“ die Premiere. Es folgte ein mehr als zweistündiges Feuerwerk an Musik, Gesang, Pointen und Schauspiel-kunst, das wahrscheinlich auch den guten alten Nestroy begeistert hätte.
Das Stück „Unverhofft“ wurde am 23. April 1845 im Theater an der Wien uraufgeführt. Das Stück beginnt damit, dass der Herr von Ledig gut gelaunt von einer Tarockpartie mit Freunden nach Hause kommt. Er freut sich auf sein neues, französisches Flaumfederbett und findet, als er sich zur Ruhe begeben will, in diesem einen Säugling vor. Matthias Ferstl füllt die Rolle als Herr von Ledig mit Gesang und Spiel glänzend aus und er hat gleich die Lacher auf seiner Seite, als er feststellt: „Das Heiraten ist eine bedenkliche Sach, besonders wenn man nicht heiraten mag.“
Anni Pöller verkörpert die Haushälterin Schnipps und diese Rolle spielt sie prächtig. Sie hat die „Kindshinterlegung“ gar nicht mitbekommen. Florian Reisinger als Maler Arnold und Jutta Lang als Nanni, eine Kinderwärterin, passen sich prima in das Schauspiel ein und auch für sie gibt es Szenenapplaus. Schließlich findet sich durch Zufall eine Visitenkarte mit einem nicht mehr ganz lesbaren Namen „Wa - - “. Ledig vermutet, dass der reiche Fabrikant Walzl der Kindsvater sein könnte. Mit den Worten „Walzl, dir wälz ich einen Prozess aufn Hals“, und mit seinem Regenschirm bewaffnet, begibt sich Ledig auf die Vatersuche in das Walzl’sche Haus.
Sohn verheimlicht
Viel Beifall begleitet auch die schauspielerische Leistung im zweiten Akt im Hause des Fabrikanten Walzl, der seiner Ehefrau Gabriele die Existenz seines erwachsenen Sohnes Heinrich aus erster Ehe verheimlicht. Anton Spangler, Susanne Freitag und Andreas Pöller bestechen in diesen Rollen und bezaubern das Publikum mit Spiel und Gesang.
Dann schaut auch noch der Modewarenhändler Falk vorbei, umwerfend und unnachahmlich dargestellt von Günter Pflüger. Einbezogen in die Wirrnisse um das Findelkind sind auch Ledigs Neffe Berg, ein Handlungsreisender, und Walzls Cousine Marie. Bruno Pöller und Marlene Loré spielen diese Figuren hervorragend und fügen sich nahtlos in das sehr gute Ensemble ein. Ebenso die Mädchen aus der Strohhutfabrik Franziska Meinl, Theresa Meinl und Mihriban Aggül. Nicht wegzudenken aus dem Schauspielensemble ist seit vielen Jahren auch Alfred Weigl, der diesmal, sehr zur Freude des Publikums, mit viel Witz die Haushälterin Peppina spielt. Im dritten Akt schließlich deuten zunächst Indizien darauf hin, dass Ledig der Kindesvater ist. Die Lösung des Rätsels kommt dann aber für alle wahrhaft unverhofft.
Liebevoll gestaltete Bühnenbilder und aktuelle Regieeinfälle runden den vorzüglichen Abend ab. Da wird zum Beispiel im ersten Akt eine Einladungskarte zu den Schlossspielen der Fürstin Gloria in Regensburg gefunden. „Atomkraft ist gefährlich“ wird gesungen und es geht um den Atomausstieg der Bundesregierung. „In Berching und Lupburg reißt man sich um mich“, erklärt der Herr von Ledig und die Parsberger Bürger werden humorvoll dazu aufgefordert, nicht zuhause zu bleiben und zu den Burgspielen zu gehen. Das lohnt sich, denn „Unverhofft“ bietet prima Theaterunterhaltung in einem prächtigen Ambiente.
Rittersaal geöffnet
Die weiteren Aufführungstermine (Beginn jeweils 20.30 Uhr im Innenhof der Burg): Mittwoch 13. Juli, Freitag 15. Juli, Samstag 16. Juli, Mittwoch 20. Juli, Freitag 22. Juli, Samstag 23 Juli, Mittwoch 27. Juli, Freitag 29. Juli und Samstag 30. Juli. Zum gemütlichen Ausklang der Theaterabende ist im Anschluss an die Aufführungen der Rittersaal der Oberen Burg geöffnet. Für das leibliche Wohl der Theaterbesucher ist bestens gesorgt.
Karten gibt es im Vorverkauf bei Foto Perras, Dr.-Schrettenbrunner-Straße 2, 92331 Parsberg, (09492) 902300, und an der Abendkasse, die eine Stunde vor Aufführungsbeginn öffnet. Informationen auch unter www.burgspiele-parsberg.de