Call ID Spoofing: Betrüger tricksen mit Telefonnummern
21.02.2015, 09:00 UhrDer Anruf vor wenigen Tagen kam einem 59-Jährigen höchst merkwürdig vor. Eine Frau, die sich als Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft Frankfurt ausgab, forderte ihn auf, Mahngebühren in Höhe von 8000 Euro zu bezahlen. Er habe im Jahr 2013 eine Spielekonsole erworben, jedoch niemals bezahlt.
Die Dame schlug dann noch großzügig vor, man könne sich außergerichtlich einigen. In diesem Fall wäre die zu zahlende Summe niedriger.
Ohne auf die Forderungen einzugehen, beendete der Nürnberger das Gespräch, zumal er nie eine Spielekonsole gekauft hatte. Weitere Anrufe, bei denen dieselbe Telefonnummer auf seinem Display stand, folgten. Diese ignorierte er und ging zur Polizei.
Das Pikante an dem Fall stellte sich bei der Überprüfung der angezeigten Rufnummer heraus. Zweifelsfrei handelte es sich um die offizielle Nummer der Staatsanwaltschaft Frankfurt. Eine Nachfrage dort ergab: Von hier aus erfolgten keine Anrufe dieser Art.
„Call ID Spoofing“ nennt sich das Phänomen, wie die Polizei Mittelfranken — der Fall ereignete sich in Nürnberg — mitteilt. Damit könne sich der Anrufer eine beliebige Telefonnummer aneignen.
Ganz leicht umsetzbar
Ein Test in der Redaktion zeigt, wie problemlos das mit einem Programm aus dem Internet möglich ist. Sogar die Stimme das Anrufers lässt sich auf Tastendruck bis zur Unkenntlichkeit verändern.
Angeblicher Verwendungszweck: „Rufen Sie Kunden an, ohne Ihnen gleich Ihre richtige Telefonnummer zu verraten.“ Der missbräuchlichen Nutzung sind jedoch Tür und Tor geöffnet.
Die Betrüger sind sprachlich gut geschult und nutzen offizielle Rufnummern von Staatsanwaltschaften, Finanzämtern, Polizeidienststellen oder auch Rechtsanwaltskanzleien, teilt die Polizei mit.
Jörg Degenkolb, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Neumarkt rät dringend, am Telefon niemals persönliche Daten preiszugeben oder aufgrund eines Anrufes eine Überweisung zu tätigen. „Beenden Sie den Anruf, suchen Sie die korrekte Nummer und fragen Sie dort nach, ob jemand angerufen hat“, sagt er.
In Neumarkt seien vor allem Anrufe bekannt, bei denen attraktive Gewinne versprochen werden. Allerdings müsse man vorher noch eine Kleinigkeit bestellen oder etwas überweisen.
Degenkolb kann bestätigen, dass es bei Betrugsmaschen gewisse Trends, aber auch „Dauerbrenner“ gibt. Nicht unterzukriegen ist etwa der „Enkeltrick“, der es vor allem auf Senioren abgesehen hat. Da ruft der angebliche Enkel bei Oma an, braucht ganz dringend ganz viel Geld und schickt dann einen „Freund“ zum Abholen der Scheine vorbei.
Schnäppchenjäger in Gefahr
Einen großen Raum in der Reihe krimineller Machenschaften nehme die Internetkriminalität ein, sagt Degenkolb. Dort haben es die Betrüger vor allem auf Schnäppchenjäger abgesehen. Autos, sogar Immobilien, werden zu Spottpreisen angeboten. Eine Anzahlung soll dem künftigen Besitzer das Angebot sichern. Meist sind die Offerten professionell gestaltet, wirken seriös. Degenkolb: „Kein Wunder, die Angebote existieren real, nur mit anderem Preis. Sie werden von betrügerischen Verkäufern einfach kopiert.“
Dieses Thema gibt es im Netz in unzähligen Versionen. Sogar Facebook-Seiten von real existierenden Personen werden nachgebaut, um sich das Vertrauen von Freunden zu erschleichen, um ihnen dann mit unterschiedlichen Methoden Geld aus der Tasche zu ziehen.
Generell, so Degenkolb, sei eine Grundskepsis immer angebracht. „Man muss sich klar machen, dass in der Regel niemand etwas zu verschenken hat und daher auch nichts deutlich unter Wert verkauft.“
Opfer von Betrügern jeder Art sei übrigens nicht wie angenommen, die etwas naive Großmutter. „Das zieht sich durch alle Alters- und Bildungsschichten durch“, sagt Degenkolb.
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