Das Fernweh siegt über die Wirtschaftskrise

11.02.2009, 00:00 Uhr
Das Fernweh siegt über die Wirtschaftskrise

© dpa

«Natürlich schaut man mehr aufs Geld als letztes Jahr. Aber wir fahren wieder für zehn bis 14 Tage nach Italien zum Campen. Das ist sowieso nicht so teuer.», sagt Sabine Müller, Mutter von zwei Kindern.

Auch Natalie Sheffields Reisepläne haben sich nicht groß geändert. Sie will mit ihrem Mann und den beiden Kindern wieder nach Griechenland. «Wir sind schon bisher immer in der billigeren Vorsaison geflogen. Vielleicht wird es dieses Jahr nur eine Woche statt zehn Tage, aber ansonsten hat sich nicht viel geändert im Vergleich zum letzten Jahr.»

Trend zur Bausteinbuchung

Dass die Neumarkter etwas preisbewusster denken als 2008, ohne aber ihre Reisegewohnheiten einschneidend zu ändern, bestätigen auch die Reisebüros. «Insgesamt lief das Geschäft im Januar sogar etwas besser als 2008», stellt Benjamin Wolfrum, Leiter des Reisebüros K + N fest. Allerdings neigten die Kunden dieses Jahr bislang eher zur «Bausteinbuchung».

Statt sich für eine Pauschalreise zu entscheiden, zögen es viele vor, Unterkunft und Anreise getrennt zu organisieren. Dies ließe vor allem solche Reiseziele attraktiver werden, die mit dem eigenen PKW erreicht werden können. Österreich, Italien und Kroatien seien dieses Jahr stark gefragt, sagt der Reisebüroleiter

«Auch Städtereisen und Kurztrips gehen gut», fügt Wolfrum hinzu. Auffallend sei allerdings dennoch, dass es viele Kunden gäbe, die noch abwarten wollen, ob die Preise nicht doch noch sinken oder das ein oder andere Reiseunternehmen mit Schnäppchen um die Ecke kommt.

«Vor allem Last-Minute-Reisen werden dieses Jahr sicherlich stark gefragt sein», blickt Wolfrum voraus. Buchungen von Fernreisen seien hingegen etwas zurückgegangen.

Lediglich die USA liege bei den Neumarktern noch hoch im Kurs, was wohl vor allem am derzeit schwachen Dollar und dem durch den neuen Präsidenten Barack Obama verbesserten Image des Landes liege.

Geheimtipp England

«Empfehlen kann man dieses Jahr auf jeden Fall auch England aufgrund des schwächelnden Pfundes», rät Doris Cobur von Gök Reisen. Großbritannien eigne sich allerdings allgemein eher für Städte- und Kulturreisen. Für Familien sei immer noch die Türkei ungeschlagen im Preis-Leistungs-Verhältnis.

Etwas verhaltener sieht es in weiteren Reisebüros Neumarkts aus. «Zwar hätten wir Schlimmeres erwartet, aber man merkt schon, dass die Menschen etwas abwartender sind als früher», sagt Stefan Wanner vom Reisebüro 360 Grad.

Es kämen immer noch ähnlich viele potentielle Kunden wie in den Jahren zuvor, diese würden sich jedoch oft nur informieren, statt sofort zu buchen. Januar und Februar seien zwar die Hauptbuchungsmonate, das Jahr 2009 aber noch jung.

Man müsse erst einmal die weitere Entwicklung abwarten, bevor man ein Fazit ziehen könne. Viele warteten erst einmal die wirtschaftliche Entwicklung ab oder würden darauf hoffen, dass der Kerosinpreis noch falle und Flugreisen dadurch billiger würden.

«Die Leute sind schon preisbewusster als früher», erklärt auch Jochen-Bernd Stapel, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros. Vor allem Familien zögen dann doch die Auto- der Flugreise vor oder würden nur eine statt zwei Wochen buchen. Bei den Singles sei kein großer Unterschied zu letztem Jahr auszumachen.

In einem stimmen die Reisebüros aber überein: Im Vergleich zu dem, was man angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise befürchtet hatte, könne man sehr zufrieden damit sein, wie das Geschäft dieses Jahr bislang gelaufen ist.