Ein «bunter Hund» im gelben Elektro-Cabrio

15.07.2008, 00:00 Uhr
Ein «bunter Hund» im gelben Elektro-Cabrio

© Etzold

Der Duft von Motoröl und Gummi hängt in der Garage, die Wände sind bis oben hin voller Werkzeug und Ersatzteile, auf der Hebebühne steht ein halb zerlegtes Motorrad. Wolfram Krebs (60) schlängelt sich zwischen den Materialbergen hindurch, wischt sich die rauen Hände an seiner Arbeitshose ab und steckt das zehn Meter lange Ladekabel in die Steckdose. Denn die neueste Errungenschaft des leidenschaftlichen Bastlers, sein gelbes Elektro-Cabrio, hat jetzt Ladestopp.

«Als ich mir das Auto gekauft habe, dachte meine Frau zuerst, dass ich jetzt völlig spinne. Aber sie kennt ja meine Leidenschaft.» Denn gereizt hat den gelernten Maschinen- und Schweißfachingenieur an dem 11 000 Euro teueren Wagen weniger die Idee des Spritsparens sondern vielmehr die Technik, die in ihm steckt. «Ich bin ein Energiefreak. Und alles, was neu und anders ist, interessiert mich.»

70 Cent für 70 Kilometer

Als erstes hat er dem «Cityel Fact 4» statt der 36 Volt-Batterie eine mit 48 Volt eingebaut. Ungefähr 70 Kilometer weit kommt er damit. 2,4 Kilowattstunden brauchen die vier Batterien dann, bis sie wieder voll sind. Das kostet ihn zwar nur etwa 70 Cent, dauert aber sieben Stunden. Zu weite Strecken kann er mit seinem Mobil deshalb nicht fahren.

Im Landkreis kurvt er dagegen fast täglich mit dem Elektro-Auto herum. Im Sommer «oben ohne», im Winter mit Sitzheizung. Seine Frau Flora hat ihre Freude daran: «Seit er den Wagen hat, ist er ohne zu murren bereit, die Einkäufe zu übernehmen.» Sie selbst fährt zwar auch mit dem gelben Liebling ihres Mannes, jedoch längst nicht so gerne wie er: «Da sitzt man drin wie in einer Badewanne.»

Wolfram Krebs findet aber genau diese Lage entspannend. Außerdem sei das Auto kinderleicht zu fahren, weil es wie ein Automatikwagen zu bedienen ist. 1700 Kilometer hat Krebs mit seinem gelben Flitzer in den neun Monaten nun schon zurückgelegt. Und ist immer noch begeistert.

Lässt 16er BMW blass aussehen

Denn obwohl der Kleine recht unschuldig daherkommt, wenn er ohne einen Laut von sich zu geben um die Ecke rollt, hat er reichlich Kraft. «Das Ding hat eine sagenhafte Beschleunigung und lässt jede 16er BMW alt aussehen», sagt er stolz. Und er weiß wovon er redet. Schließlich hat er neben zwei Autos noch vier Motorräder und drei zerlegte Schwalben im Hof und der Garage stehen.

Und auch, wenn sich darunter einige Raritäten, wie zum Beispiel eine russische Dnepr Baujahr 1979, befinden - das gelbe Elektro-mobil erregt am meisten Aufsehen. Kaum ein Ausflug, bei dem ihn nicht jemand darauf anspricht. Bekannt wie ein «bunter Hund» sei er mittlerweile, sagt seine Frau Flora. Krebs selbst gibt den Interessierten immer gerne Auskunft. Allerdings schlucken die seiner Erfahrung nach spätestens dann, wenn sie den Preis hören.

Doch der sei nicht das einzige Manko des Wagens. Gerade ein Mensch passe da hinein, ein Familienauto könne es nicht ersetzen. Und auch wenn Krebs sich einen Doppelsitzer kaufen will, wenn es diesen gibt - im Moment genügt ihm sein Gefährt. Denn kürzlich hat er herausgefunden, dass auch sein Alphorn in F, das eigentlich 3,80 Meter lang ist, in sein 2,70 Meter kleines Auto passt. In drei Teile zerlegt passt es prima neben den Sitz.

Und auch für das Problem, dass er wegen der vielen Berge die Strecke zu den Bandproben seiner «Staufer Burgbläser» nach Thalmässing noch nicht schafft, hat sich der Tüftler schon eine Lösung überlegt. Sobald die neuen Litium-Ionen-Batterien auf den Markt kommen, will er sein Gefährt damit umrüsten. Dann schafft er 300 Kilometer ohne Ladepause und wird mit seinem gelben Flitzer und dem Alphorn wohl auch über die Landkreisgrenzen hinaus anzutreffen sein.