Fließrichtung zeigt zur Laber-Naab-Gruppe
26.10.2010, 22:58 UhrEinstimmig be-schloss das Gremium, dem Stadtrat zu empfehlen, sich in Richtung Laber-Naab zu bewegen.
Bei der Diskussion im Werksenat wurden zwei wichtige Aspekte nur am Rande gestreift. Das sogenannte zweite Standbein für die Neumarkter Wasserversorgung ist nicht nur deshalb nötig, weil für einen möglichen Unfall Vorsorge getroffen werden müsse. Viel entscheidender: die Miss ist nicht in der Lage, auf Dauer die bis dato 2,4 Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr zu liefern. Das Grundwasserniveau ist schon bedenklich gesunken.
Simon Hofmeister beantwortete die noch nicht gestellte Frage, warum sich die Stadtwerke auf den Hallerbrunnen gestürzt hatten und nicht gleich auf die Laber-Naab-Gruppe. Die sei, sagte der für den Landkreis Neumarkt zuständige Wasserwirtschaftler, vor zehn Jahren, als sich Werksdirektor Manfred Tylla nach Versorgungsmöglichkeiten umsah, in einem jämmerlichen Zustand gewesen.
Doch jetzt stehe sie top da, habe ein effizientes Leitungsnetz und eine hochmoderne Aufbereitungsanlage im Hochbehälter Hohenlohe, deren Aktivkohlefilter alles bewältige außer Nitraten.
Schutz ist teuer
Um die von den unterirdischen Wasserreservoirs fern zu halten, müssen die Einzugsgebiete der Brunnen aufwändig und teuer geschützt werden. Die Wasserschutzgebiete bei Parsberg, Beratzhausen, Kallmünz und Nittendorf sind riesig. Die Kosten werden auf den Wasserpreis umgelegt. Derzeit fördert die Laber-Naab-Gruppe 1,7 Millionen Kubikmeter pro Jahr, bei einem nutzbaren Angebot von 5,1 Millionen Kubikmeter. Mit dem großen Kunden Neumarkt würden die fixen Kosten großflächiger verteilt.
Aus dem Stand, so Franz Josef Herrler, könnte Laber-Naab eine Million wasserrechtlich genehmigte Kubikmeter nach Neumarkt liefern.
Auch für eine Vollversorgung mit 2,4 Millionen Kubikmeter werden keine rechtlichen Probleme erwartet. Denn für die Genehmigung müssten drei Fragen beantwortet werden: Ist das Wasser da? Ist der Bedarf da? Und ist das Wasser schützbar? Darauf gibt es ein dreifaches klares „Ja“.
Bei den Vorkommen in dem riesigen Bereich des Oberpfälzer Jura von Lauterhofen bis hinunter nach Regensburg handelt es sich um Wasser, das 20 bis 40 Jahre alt ist. Es bewegt sich langsam in den Klüften und Rissen des Karst in Richtung Donau. Pro Quadratkilometer rieseln acht Liter in der Sekunde nach. Die Entnahme, erläuterte Prösl, müsse man sich vorstellen, wie das Schöpfen aus einem Fluss.
In dem Vergleich, den Simon Hofmeister anstellte, kam die Laber-Naab-Gruppe deutlich besser weg als die Alternative in Lauterhofen. Dort sei auf längere Sicht bei einer Entnahme von 700000 Kubikmeter im Jahr Schluss. Das würde reichen, die Miss so zu entlasten, dass sie sich regenerieren könnte. Es würde aber nicht reichen, wenn die Brunnen im Süden der Stadt abgedreht werden müssten. Laber-Naab dagegen könnte, wenn nötig, die Vollversorgung Neumarkts übernehmen.
Für Thomas Gschneidinger (CSU) ist Laber-Naab die zweifellos bessere Lösung. „Der Pettenhofener Gruppe laufen wir seit Jahren hinterher, bei den anderen sind wir willkommen“.
Die zögerliche Haltung des Zweckverbandes, in dem der Hallerbrunnen liegt, ist auch für Simon Hofmeister ein Rätsel. Das Einzugsgebiet sei groß und noch nicht geschützt. Das müsse die Pettenhofener Gruppe mit einem Verbrauch von 300000 Kubikmetern pro Jahr allein schultern, wenn Neumarkt sich zurück zieht.
Die Kosten für einen Anschluss an die Laber-Naab-Gruppe in Parsberg beziffert Stadtwerkedirektor Manfred Tylla auf knapp elf Millionen Euro. Die Strecke auf der Trasse des Wirtschaftsweges neben der Bahn habe eine Länge von 23 Kilometern. Da der zentrale Speicher in Hohenlohe 85 Meter über dem Hochbehälter Stauf liegt, steckt auch eine Menge Energie in dem Wasser aus dem Süden, die über Turbinen genutzt werden kann. Vom Hallerbrunnen nach Neumarkt seien es zwar nur 19 Kilometer, dafür müssten aber eine Ultrafiltration, ein Pumpwerk und ein Hochbehälter in Höhenberg gebaut und betrieben werden. Das würde ebenfalls 10,5 Millionen Euro verschlingen.
Die wasserrechtliche Genehmigung für die Miss läuft, wie berichtet, in den nächsten Jahren aus. „Wir wollen sie auf jeden Fall behalten, bzw. neu beantragen“, sagte Oberbürgermeister Thomas Thumann. Das sei auch deshalb sinnvoll, ergänzte Simon Hofmeister auf Nachfrage von Thumann, weil im Notfall die Leitung auch in umgekehrter Richtung genutzt werden kann.
Der mit nassem Sand gefüllte Topf im Süden Neumarkts könne über einen begrenzten Zeitraum von ein, zwei Jahren drei bis vier Millionen Kubikmeter Trinkwasser liefern, wenn in der Laber-Naab Gruppe etwas schief laufen sollte. Der Karst hat eine empfindliche Geologie.