Gemeinde Berg bangt um ihr Birgitta-Erbe

05.12.2013, 00:00 Uhr
Gemeinde Berg bangt um ihr Birgitta-Erbe

© Fügl

Leodegar Spitz, Heimatpfleger und Archivar der Gemeinde, schwante bei der Jahreshauptversammlung des Kulturhistorischen Vereins Gnadenberg im Gasthaus Zum Kloster nichts Gutes. Der erste Vorsitzende sagte rückblickend: „Wir haben wie alljährlich Anfang Mai, nach der üblichen Grundreinigung, an den Sonntagen das Mühlenmuseum wieder geöffnet. Leider gab es dabei mit dem Besitzer Schwierigkeiten, nachdem seit der Kündigung des bisherigen Betreibers Brücke GmbH kein Gastronomiebetrieb mehr möglich war.“

Und: „Eine vom Verein dann doch noch gefundene Pächterfamilie gab an Pfingsten einen gelungenen Einstand.“ Nicht gut gelaufen sind danach die weiteren Verhandlungen. „Mit der Familie des Besitzers kam es wegen der Höhe der Pacht leider zu keiner Einigung“, sagte Spitz. Die verhinderte Pächterfamilie zog sich zurück. Sowohl das Mühlenmuseum als auch das Mühlenstüberl können seitdem nicht mehr betrieben beziehungsweise bewirtet werden.

„Zwischenzeitlich wurden vom Eigentümer auch noch diverse Nebengebäude abgebrochen“, erklärte Heimatpfleger Leodegar Spitz. „Laut Vertrag geht in zwei Jahren die mit öffentlichen Mitteln und sehr großem ehrenamtlichen Engagement sanierte Klostermühle in die Verfügung der Familie über und kann auch für den Eigenbedarf genutzt werden.“ Der bestehende Pachtvertrag zwischen dem Besitzer der Klostermühle und der Gemeinde Berg könne nur im gegenseitigen Einvernehmen neu verhandelt werden.

Ein schützenswertes Erbe

Die Klostermühle, sagte der erste Vorsitzende, „ist ein wichtiger und bedeutender Bestandteil des ehemaligen Birgitta-Klosters und gehörte zum Gesamtkonzept der Anlage“. Er erinnerte sich: „Der Kulturhistorische Verein unternahm mit der Sanierung der Klostermühle von 2000 bis 2006 erste wichtige Schritte, um das bedeutendste historische Erbe der Gemeinde Berg für die Nachwelt zu erhalten“, so Spitz.

„Durch die aktuelle Instandsetzung der noch vorhandenen Konventsgebäude des ehemaligen Birgittenklosters ist es uns gelungen, auch diese vor dem Verfall zu bewahren, somit dem überregional sehr bedeutenden Denkmal eine gerecht werdende Nutzung zukommen zu lassen“, erklärte er.

Nicht zuletzt die Leader-Förderung ziele auf eine Vernetzung beider Baudenkmäler ab, auch um dem touristischen Aspekt gerecht zu werden. „Uns bleibt nur zu hoffen, dass das Umfeld der historischen Mühle in der kommenden Saison wieder in einem vorzeigbaren Zustand ist.“

Der Kulturhistorische Verein Gnadenberg darf sich auf höherer Ebene als kleiner, aber trotzdem wichtiger Baustein einer bedeutenden internationalen Vereinigung betrachten. Leodegar Spitz: „Als Mitglied der Societas Birgitta Europa (SBE) haben wir uns zusammen mit unseren bayerischen Freunden von Altomünster und Maihingen im niederländischen Uden zum Jahrestreffen versammelt. In Uden wurde dabei unter anderem auch der Birgitten-Atlas präsentiert. Dieser stützt sich auf langjährige Forschungen der Universität Odense“.

Beachtenswertes Werk

Der Atlas verortet und beschreibt alle ehemaligen — darunter auch Gnadenberg — und noch bestehenden Klöster des mittelalterlichen Zweiges. Diese beachtenswerte Werk wurde durch die beharrliche Arbeit von 25 Autoren, darunter auch des eigenen Vereinsmitglieds Sandra Frauenknecht aus Loderbach, unter der Federführung von Professor Tore Nyberg geschaffen. Es kann beim Vorsitzenden bestellt werden.

Zum Schluss seiner Ausführungen — ein positiver Kassenbericht von Schatzmeister Georg Köhler schloss sich an — dankte der Vorsitzende all jenen, welche dem Verein die Treue gehalten und in einer Form unterstützt haben. „Unser Verein wird sich weiterhin mit ganzer Kraft um die Erhaltung aller historischen Denkmäler bemühen“, versprach der Heimatpfleger.

Nach einer lebhaften Aussprache über den Rechenschaftsbericht fesselte Sandra Frauenknecht die Anwesenden mit einem Vortrag über die Funktion von Engeln auf den vielen Darstellungen der Heiligen Birgitta. Abschließend lobte Pfarrer Hans Reicherzer ausgiebig die erkennbaren Fortschritte, die bei der Restaurierung des Klosterstadels in Gnadenberg zu vermerken sind.

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