Kandidaten-Check 2017: Norbert Peter (ödp)
14.9.2017, 15:23 UhrFür einen Wahlkampf eher ungewöhnlich: Der 52-jährige Paulsdorfer, das ist ein Örtchen bei Freudenberg, predigt den Verzicht. Und er hat gute Gründe dafür. Der Klimawandel, ob nun vom Menschen verursacht oder nicht, sagte er, "und ich weiß es nicht, ich denke aber schon, dass es so ist", müsse zum Innehalten zwingen. "Wir können unseren materiellen Wohlstand, den wir jetzt haben, so nicht aufrecht erhalten", sagt er klar. Auf der Südhalbkugel der Welt würden die Menschen ertrinken, hier wäre das eine Randnotiz in den Nachrichten.
Alle Menschen auf der Welt wünschten sich einen Wohlstand à la Europa. Hätte vor 100 Jahren noch kein Afrikaner gewusst, wie gut es den Menschen im Westen gehe, es allenfalls geahnt, sehe er das heute täglich im TV oder auf seinem Smartphone. Und wünsche sich dieses Leben auch. "Wir brauchen eine gerechte Verteilung der Bodenschätze", sagt Peter. Wenn die Bundesrepublik ihre Abhängigkeit vom Erdöl beibehalte, bedürfe es eines Tages Soldaten, um den Zugang zu gewährleisten. Das aber sei falsch.
4600 Millionen Tonnen Öl werden jedes Jahr verbraucht, der größte Teil davon verbrannt, in Autos, Schiffen, zum Heizen. "Das fördert den Klimawandel." Die Gesellschaft müsse weg vom Öl, gebe es keine Autos ohne Verbrennungsmotor mehr, werde es leiser, die Luft werde besser. Doch der Umstieg, warnt er, müsse Stück für Stück bewerkstelligt werden.
Das ist nicht nur beim Verkehr der Fall, sondern bei vielen gesellschaftlichen Veränderungen, die Peter vorschweben. Sei es das bedingungslose Grundeinkommen für alle, die die Staatsangehörigkeit besitzen, oder bei der Vermögens- oder Erbschaftssteuer. "Die Vermögen in unserer Gesellschaft sind zu ungleich verteilt", urteilt er.
Als absolut pazifistisch bezeichnet sich Peter, gibt aber trotzdem ein Bekenntnis zur Nato als Verteidigungsbündnis ab. Aber eben als ein Verteidigungsbündnis. Einen Einsatz von Soldaten irgendwo in der Welt könne es maximal unter UN-Mandat geben, aber auch da ist er vorsichtig. Die Grünen, sagt er offen, seien ihm da schon viel zu offensiv.
Die ÖDP ist seit Jahren eine Konstante unter den kleineren Parteien, da dann aber eine große. Mit Erstaunen hat Peter, das hört man ihm an, den Aufstieg der AfD verfolgt. Er hat das Programm des Mitbewerbers studiert, sagt er, und "da finden sich auch ein paar gute Sachen". Allerdings habe er das Programm komplett gelesen und sein Urteil dazu: "Die AfD ist eine Lobby-Partei der Reichen, Mächtigen, der Industrie und Wirtschaft." Sie benutze die Angst der Bürger vor Fremdem.
Der Arbeitsplatz sei das goldene Kalb dieser Tage, dem alles untergeordnet werde: "Wir dürfen nicht die Axt an den Verbrennungsmotor legen, das ist die Wurzel unseres Wohlstandes", zitiert er Seehofer. Doch das sei falsch, die Gesellschaft müsse sich wandeln, die Transformation müsse anlaufen, damit der Spruch eines Tages Wahrheit werde: "Ein gutes Leben für alle Menschen dieser Welt."
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