Denkmalschutz: Steinerne Zeugen
Landtags-Grüne besuchen jüdischen Friedhof in Sulzbürg
1.7.2021, 12:42 UhrAuch der Grünen-MdL und Regensburger Stadtrat Jürgen Mistol lauschte Schillers spannenden Geschichten rund um die gut 300 Grabsteine, deren jüngster aus dem Jahre 1938 stammt, als in Sulzbürg letztmals eine Jüdin bestattet wurde.
Seine Parteifreundin Sabine Weigand, eine gebürtige Nürnbergerin, ist selbst Historikerin und war am Mittwoch auch nicht das erste Mal in der "Landl-Metropole". Am Friedhofstor wurde sie von Mühlhausens Bürgermeister Martin Hundsdorfer (CSU) begrüßt, der den Gästen aus der Landespolitik die "stolze Geschichte" des alten, stets weltoffenen Marktfleckens in groben Zügen darlegte.
Lange Jahre der friedlichen Koexistenz
Und vor allem die Besonderheiten: die lange Zugehörigkeit zum Reich, die späte, aber umso nachhaltigere Reformation, die toleranten Grafen von Wolfstein, die Aufnahme österreichischer Exilanten, die im alten Idiom ihrer neuen Heimat den Namen "Landl" gaben. Resultat war im 19. Jahrhundert eine friedliche Koexistenz von Katholiken, Protestanten und Juden (zu etwa gleichen Teilen), eine richtig gute Nachbarschaft.
Das Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" habe ihrer Denkmalschutztour heuer das Motto vorgegeben, sagte Sabine Weigand. Sie reist in jedem Sommer für ein paar Tage durch Bayern, schaut sich historische Stätten an, nicht nur dort wo es Probleme gibt, sondern auch besonders gelungene Beispiele der Denkmalpflege.
Gegen das Vergessen
Diesmal folgt sie den Spuren des Landjudentums in der heutigen Oberpfalz, interessiert sich für dessen vielfältigen Verflechtungen mit der christlichen Bevölkerung. "Wir verlieren zu viele Bauwerke mit jüdischem Bezug", erklärte Weigand. "Es gibt bei uns nicht mehr viel jüdisches Leben, und auch nicht mehr viele Zeitzeugen, die die Verfolgung der Juden im Dritten Reich noch erlebt haben. Deswegen müssen wir wenigstens die steinernen Zeugen erhalten."
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