Mobben stoppen: Gemeinsam stark gegen Ausgrenzung

24.10.2013, 17:00 Uhr
Mobben stoppen: Gemeinsam stark gegen Ausgrenzung

© privat

70 Schulen hatten insgesamt teilgenommen.

Jeder kann Opfer werden. Oder Täter. Mobbing, das dauerhafte und systematische Ausgrenzen einer Person, oft in Verbindung mit verbalen oder körperlichen Attacken, beginnt oft subitl. Tuscheln hinter dem Rücken eines Jungen oder Mädchens, schneidende Blicke, Anrempeln, Beschimpfungen. Schleichend festigen sich dann die Rollen von Täter, Opfer und Außenstehenden — und verkrusten. Sie aufzubrechen ist für Beteiligte und Außenstehende meist sehr schwer.

Mobben stoppen: Gemeinsam stark gegen Ausgrenzung

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„Die Prävention ist das Wichtigste“, erklärt Thomas Kraus vom Willibald-Gluck-Gymnasium (WGG). Und die sollte so früh wie möglich beginnen, schon im Kindesalter. „Oft wollen Mobbingopfer, zum Beispiel wenn sie nach der vierten Jahrgangstufe wechseln, wieder in die Klassen, in denen sie ausgegrenzt wurden“, erklärt der Englisch- und Ethiklehrer. So setze sich in den höheren Jahrgängen die ungleiche Machtverteilung fort.

Um dem entgegenzuwirken haben sich er und seine Schüler, gemeinsam mit Schülern und Lehrern der Schwarzachtal-Schule Berg, ein besonderes Projekt ausgedacht. „Wir haben verschiedene Aktivitäten rund um das Thema Ausgrenzung erarbeitet. Mit diesen Konzepten sind die Jugendlichen in die Grundschulen in Berg und Sindlbach gegangen und haben sie dort mit den Kindern in die Tat umgesetzt“, beschreibt Kraus den Inhalt des Projekts „Gemeinschaft — gemeinsam schaffen“.

Zwei Tage lang waren die rund 200 Beteiligten der neunten bis zwölften Klassen vor Ort. Spielerisch haben sie gezeigt, wie es sich anfühlt, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Oder eben nicht. Mit ihren Körpern haben die Jugendlichen beispielsweise eine „Burg“ gebaut, sich ganz eng aneinandergestellt. Nur einer blieb draußen. Der musste beschreiben, was er dabei empfindet, Gespräche mit der menschlichen Festung führen und versuchen, sich diese zu öffnen.

Wie die Kleinen als Gruppe stark sein und etwas anpacken können, veranschaulichte ein anderes Spiel: Die Beteiligten hielten ein großes Leintuch mit einem Loch in der Mitte. Ein Ball sollte darauf herumrollen, ohne in das Loch zu fallen. Das funktioniert nur, wenn alle aufeinander achten und richtig reagieren. „Gibt es einen Fall von Mobbing, ist das ein Problem der ganzen Klasse, nicht nur der wenigen Betroffenen“, so Kraus.

Sieger in München

Ursprünglich sei das Projetk gar nicht für einen Wettbewerb gedacht gewesen. Aber der Zeitraum habe gepasst und folglich habe es sich angeboten, erzählt Kraus. Also beschlossen er und seine Berger Kollgen Markus und Andrea Fügl, ihr Konzept einzureichen. Bereits im Vorjahr hatte das Schulteam einen Sonderpreis gewonnen — 2013 holten die Neumarkter nun den ersten Platz in der Kategorie Grund- und Mittelschule. Frisch von der Siegerehrung in München, wo insgesamt 14 Schulen ausgezeichnet wurden, kommen auch Ursula Appl, ihre Kollegin Christina Renner und Schülerinnen der Mädchenrealschule Neumarkt. Sie haben zum ersten Mal bei „Mobben stoppen — Werte stärken“ mitgemacht und landeten gleich ganz oben auf dem Siegertreppchen. Zwei Projekte hatten die Mädchen und die Lehrkräfte eingesandt, darunter einen Integrations-Rap.

„Die Schülerinnen haben sich in Gruppen zusammengesetzt und den Text geschrieben. Jeder Buchstabe des Wortes steht für eine ausgegrenzte Gruppe“, erklärt Appl. Das A zum Beispiel für Asylsuchende, das O für Obdachlose. Am Ende wurde der Text noch mit einem Video und Fotos angereichert.

Parallel präsentierte sich die Schule mit ihrem schon länger laufenden Streitschlichter-Projekt, in dem Jugendliche ihren Kolleginnen helfen, Konflikte zu lösen. Die Vermittlerinnen werden von den Lehrerinnen geschult, in den Pausen sitzen sie in einem extra Zimmer, das jedem offen steht. „Die Schlichterinnen lernen, bei ihrer Arbeit objektiv zu sein, die Schweigepflicht zu wahren und sie geben den Betroffenen Anleitung, wie sie ihr Problem selbst lösen können“, sagt Appl. Auch in Mobbing-Fällen.

Gibt es die an ihrer Schule? Die gibt es an jeder Schule, da sind sich Thomas Kraus vom WGG und Ursula Appl einig. Überall da, wo Menschen zusammenkommen, gibt es Potenzial für Ausgrenzung. Und Potenzial, das zu verhindern.
 

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