Musizieren beschert Glücksmomente
09.01.2013, 00:00 Uhr
Ein Urgestein des Nordbayerischen Musikbundes ist Hans Brandl aus Möning. 51 Jahre lang war er selbst aktiv und erinnert sich an viele intensive Momente beim Musizieren: Bei einem Wertungsspiel innerhalb des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB), bei dem das Spiel einer Kapelle von Fachleuten bewertet wird, sei man schon vorher aufgeregt. Wenn dann ein Lob von einem Wertungsrichter kommt, „dann rieselt es einem auch, wenn man schon über 60 Jahre alt ist, noch kalt den Rücken runter“, sagt er.
Gerade Kinder und Jugendliche seien gut vertreten bei den NBMB-Musikern im Landkreis: Über 60 Prozent sei der Anteil der Jugendlichen, wobei dazu Aktive bis 27 Jahre zählen. Zum Glück habe man im Kreisverband Neumarkt keine Nachwuchssorgen, sagt Vorsitzender Gerhard Engel. In den Kapellen steige die Zahl der jungen Musiker oder bleibe immerhin auf gleichem Niveau. In anderen Kreisverbänden der Oberpfalz sehe das anders aus, sagt er.
Er freut sich über die hohe Zahl an jungen Musikern. „Es ist wieder in, dass Kinder ein Instrument lernen sollen, weil die Leute gemerkt haben, dass das nicht mehr nur Tschingdarassabum ist“, sagt er. Die Blasmusik habe sich konzertanter ausgerichtet. Das spüre man auch in der Besetzung: Vor 30 Jahre habe es kaum Oboen oder Fagott gegeben, inzwischen sei das für viele Arrangements unabdingbar. Brandl ergänzt, dass im NBMB Menschen aller Altersstufen gemeinsam aktiv sind: Von fünf bis über 80 Jahre sind die Musiker alt. „Das ist nicht bei allzu viel Gruppierungen der Fall“, streicht Brandl heraus. Man müsse aufeinander hören, Rücksicht nehmen.
Ein Hochgefühl
Im NBMB sind Blaskapellen und Musikvereine aus den drei fränkischen Regierungsbezirken und aus der Oberpfalz organisiert. Es gibt Prüfungen, die die einzelnen Musiker ablegen können, und die Kapellen werden ebenfalls bewertet. Musikalische Treffen auf verschiedenen Ebenen schaffen Raum für Austausch und für gemeinsame Konzerte.
Dabei könne Nordbayern als Impulsgeber im Freistaat gelten, sagt Brandl: Das Bildungswesen sei auf höchstem Niveau, die Kinder werden nahezu überall professionell unterrichtet. Kinder, die über längere Zeit aus freiem Willen ein Instrument lernen, nähmen auch Wesentliches für die Charakterbildung mit, ist Brandl sicher: Erste Erfolgserlebnisse wie ein Lied, das man beim Geburtstag eines Verwandten vortrage, und dann Phasen, in denen es nicht so vorangeht, das müsse gemeistert werden. Unbeschreiblich sei es aber, das Lampenfieber vorm Auftritt zu überwinden und dann – zu spielen: ein Hochgefühl.
Mit verschiedenen Prüfungen können die Musiker ihr Niveau dokumentieren: Mit D 1 bis D 3 werden einzelne Musiker bewertet, wer das D 3-Abzeichen geschafft hat, „ist nahe an dem, was bei der Aufnahmeprüfung zu Konservatorien verlangt wird“, verdeutlicht Brandl.
In den C-Prüfungen beweisen die Stimmführer für ein Instrument, was sie draufhaben, das gehe bis zur Vorstufe zur Prüfung zum staatlich anerkannten Dirigenten.
Wertungsspiele gibt es in verschiedenen Stufen; sie werden in der Regel jedes Jahr in jedem Bezirk abgehalten, im Rahmen eines Bezirksmusikfests. Drei Wertungsrichter hören sich dabei ein Pflicht- und ein Wahlstück an und geben Rückmeldung.
All das absolvieren die Musiker, die auf der Kirwa und auf Festen, beim Volkstrauertag oder bei Gottesdiensten spielen. Auch die Bläserklassen für Kinder, bei denen verstärkter Musik- und Instrumentalunterricht verpflichtend im Lehrplan eingebunden ist, hat der NBMB initiiert.
Als erster Kreisverband hat Neumarkt gemeinsame Konzerte von mehreren Kapellen aus dem Kreis angeboten, eine Idee des damaligen Vorsitzenden Walter Bebie aus Pyrbaum. Heuer gab es das 48. Konzert, das zum 60-jährigen Bestehen des NBMB etwas Besonderes wurde: Mehrere Kapellen spielten an verschiedenen Orten der Neumarkter Altstadt und trafen sich dann zu einem gemeinsamen Konzert auf dem Residenzplatz. Eine tolle Premiere, findet Vorsitzender Engel; das werde man sicher wiederholen.
Tiefes Blech gesucht
Nach den 60 Jahren NBMB wünscht sich Engel mehr Interessenten fürs tiefe Blech, also Tenorhorn, Posaune und Tuba — und dass jede Kapelle einen angemessenen Proberaum hat.
Stolz ist er darauf, dass die Neumarkter bei den Abzeichen oberpfalzweit vorne mitspielen und dass auch im Landkreis, in Velburg, D1- und D2-Prüfungen möglich sind.
Und Brandl, der in vielen Funktionen den NBMB unterstützt hat, freut sich an der Musik und an den Begleiterscheinungen: „Da ist auch ganz viel Psychologie und Gefühl dabei.“
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