Neumarkt: Commerzbank gewinnt Kunden dazu

22.3.2020, 09:27 Uhr
Neumarkt: Commerzbank gewinnt Kunden dazu

© Foto: Wolfgang Fellner

Auch in Zeiten der Corona-Krise gibt es Wege, ein Pressegespräch zu führen: Die Commerzbank Neumarkt hat die Bilanz per Telefonkonferenz verkündet.

Corona ist auch für den systemrelevanten Bankensektor das beherrschende Thema, sagt Michael Krauß, Niederlassungsleiter Privat- und Unternehmerkunden aus Nürnberg.

Die Neumarkter Filiale habe 6310 Kunden, Stand Dezember 2019, das sei ein Netto-Zuwachs von 440 Neukunden. Unter anderem auf das kostenlose Giro-Konto führt Filialdirektor Markus Schmidt das zurück. "Dieses Wachstum ist auch Garant dafür, dass die Filiale und die Mitarbeiter hier bleiben." In Neumarkt arbeiten elf Leute, das werde auch so bleiben. Immer mehr Kunden nutzen für Bankgeschäfte das Smartphone, so dass es inzwischen nicht mehr online- sondern mobile Banking heiße. Laut Schmidt habe sich über drei Jahre hinweg die Zahl der Handy-Überweisungen verzehnfacht, 90 Prozent der Kunden überweisen digital.

In der Neumarkter Niederlassung sind derzeit die Türen zu, dahinter arbeitet das Team und ist per Mail und Telefon erreichbar, sagt Schmidt. Über den Geldautomaten sei Bargeld verfügbar und Einzahlungen seien möglich.

Wenn es, etwa bei eiligen Baukrediten, um Unterschriften gehe, finde sich eine Lösung, Schmidt: "da werfen wir abends die Papiere beim Kunden ein, er schmeißt sie uns am nächsten Tag in den Briefkasten."

Der Commerzbank sei es wichtig, gerade in der Krise an der Seite der Kunden zu stehen, versichert Krauß – ob es um Unterstützung in den "wilden Aktienmärkten" gehe, um Unternehmen, die Überbrückungshilfen brauchen oder um Privatkunden, die ihre Kreditraten stunden möchten.

Täglich rufen Kunden an, die wegen der Corona-Krise Fragen und Anliegen haben – rund 600 Anfragen gab es bereits im Bereich Mittelfranken-Neumarkt, sagt Krauß. Die Commerzbank helfe mit mehreren Maßnahmen. Es gebe die Zusage der Regierung für 5000 bis 30 000 Euro Soforthilfe, die zu beantragen, sei der erste Schritt. Weiter erlaube die Commerzbank nun Stundungen: für Unternehmer, die weiter etwa Miete zahlen müssen, aber keine Einnahmen haben. Das gelte aber auch für Privatkredite, etwa Baufinanzierungen. Da habe es in Neumarkt noch keine Anfragen gegeben, sagt Schmidt, er rechnet mit Interesse dafür erst versetzt, wenn etwa das Kurzarbeitergeld greife.

 

Extra-Prüfschritt fällt weg

 

Für Unternehmen gebe es ein großes KfW-Programm und Unterstützung der bayerischen Bürgschaftsbank. Dort gilt jetzt: Wenn eine Bank vorher den Antrag geprüft hat, wird der angenommen. Bisher hatte die KfW immer noch extra geprüft; "das würde jetzt aber lange dauern, daher fällt das derzeit weg", erläutert Krauß.

Bis 100 000 Euro "schnelle Hilfe" gebe es von der Commerzbank als Kredit, bis zu dieser Summe könne ein Mitarbeiter entscheiden. Außerdem habe die Commerzbank einen Sonderfonds von 200 Millionen Euro bereitgestellt, um Kredite auszureichen. Dabei werden zur Prüfung nicht die aktuellen Zahlen, sondern die aus 2019 herangezogen, "damit die Hilfe schnell und unbürokratisch anlaufen kann". Das sei für Unternehmen wichtig, wenn Lieferketten gerissen sind, wenn etwa Importe aus China zeitweise nicht verfügbar seien.

Die Commerzbank hat am 26. Februar ihre 150-Jahr-Feier begangen, "einen Tag, bevor Corona so hochgelaufen ist", sagt Krauß. In diese 150 Jahre seien viele schwere Zeiten gefallen, Weltkriege, Währungsreform, Finanzmarktkrise – all das habe man gemeistert.

Die Finanzmarktkrise habe die Aktienmärkte noch viel dramatischer getroffen als Corona bisher. Das Virus lege jetzt das Land für ein paar Wochen lahm, schätzt Krauß, dann werde wieder Normalmodus herrschen – wenn das so bis Ende April eintrete, sei das alles zu verschmerzen. Krauß geht von Nachhol-Effekten aus; auf den steilen Einbruch und etwas Verharren auf niedrigem Niveau werde wieder ein steiler Anstieg folgen, "wir gehen von einem U aus", sagt er. Es wisse halt keiner, wie lang das U dauern werde.