Freisprechungsfeier
Neumarkter Azubis erhielten ihren Gesellenbrief
5.9.2021, 14:54 UhrAn ungewohntem Ort wurden die Jung-Gesellinnen und - Gesellen der Kreishandwerkerschaft Neumarkt freigesprochen: Die 86 erfolgreichen Auszubildenden erhielten ihren Gesellenbrief in der Arena des LGS-Parks. Pandemiebedingt fiel die Feier kompakter als gewohnt aus.
Wegen Corona waren die Freisprechungsfeiern im vergangenen Jahr und im Frühjahr entfallen. Nun aber wollte es die Kreishandwerkerschaft mit der Verlegung unter freien Himmel, Besucherbegrenzung und Hygienekonzept wagen: „Die jungen Leute machen drei Jahre Ausbildung und dann gibt es keinen feierlichen Abschluss – das geht eigentlich nicht“, begründete Werner Keckl, Obermeister der Neumarkter Bau-Innung, den Entschluss.
Auch Kreishandwerksmeister Michael Berchtold betonte in seiner Rede die Schwierigkeiten, denen sich die Auszubildenden stellen mussten, von Homeschooling über regelmäßige PCR-Tests, ausgefallene, verschobene oder verkürzte Lehrgänge bis zum erzwungenen Verzicht auf private Treffen. Gleichzeitig hob er unter Verweis auf den Lehrstellenmangel der 80er oder den Wandel der Industrie in den 90ern hervor: „Jede Generation hat ihre eigenen Herausforderungen, die müsst ihr annehmen. Dafür sind wir Handwerker – wir können das.“
Wesentlicher Faktor
Landrat Willibald Gailler schlug in seinem Grußwort in die gleiche Kerbe: „Sie sind systemrelevant – was wären wir im Landkreis ohne das Handwerk.“ Die 2289 Handwerksbetriebe im Landkreis beschäftigen rund 17 000 Arbeitnehmer und erwirtschaften über vier Milliarden Euro jährlich. Die hohe Ausbildungs- und Gründerquote sei ein wesentlicher Faktor für die hervorragende Position des Landkreises im bundesweiten Vergleich, ebenso die Investition des Landkreises in die Bildung etwa beim geplanten Berufsschulzentrum für über 80 Millionen Euro. „Wir bauen auf Sie – wir wollen auch weiter in Deutschland und Bayern spitze bleiben“, feuerte er die Gesellinnen und Gesellen an.
OB Thomas Thumann lobte ebenfalls die hohe Qualität des Handwerks im Landkreis und wünschte den Prüflingen eine gute Zukunft. Darum war es Michael Berchtold nicht bange: „Jeder, der ein Handwerk gelernt hat, hat gerade in Neumarkt keine falsche Entscheidung getroffen.“
36 Zimmerer
Den Löwenanteil der frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen stellten diesmal mit 36 Prüflingen die Zimmerer, gefolgt von den Schreinern mit 13 und den Maurern mit zwölf Auszubildenden. Bei den Malern und Lackierern legten sieben Auszubildende die Gesellenprüfung ab, bei den Friseuren sechs, bei den Beton- und Stahlbetonbauern fünf und bei den Hochbaufacharbeitern drei. Jeweils einen neuen Gesellen stellten die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Bäcker, Bäckerfachverkäufer und Ausbaufacharbeiter.
Auch dieses Mal wurden eine Reihe Auszubildende für besondere Leistungen ausgezeichnet. Als Prüfungsbeste geehrt wurden Luis Rauch (Beton- und Stahlbetonbauer, Klebl, Neumarkt), Oliver Held (Friseur, Salon Held, Neumarkt), Maximilian Distler (Maler und Lackierer, Malerfachbetrieb Regnath, Berngau), Tobis Schmidt (Maurer, Englmann Bau-GmbH, Berching), Marco Kleinod (Schreiner, Josef Krotter GmbH, Lupburg) und Timo Meier (Zimmerer, Holzbau Semmler, Hemau). Für seine „sehr, sehr gute Prüfungsleistung“, so Berchtold, erhielt Tobias Schmidt außerdem einen Bildungsgutschein der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz über 300 Euro.
Nicht unter Wert
Im Namen der Prüflinge zog Oliver Held ein Resümee der vergangenen Jahre, die durch die Pandemie nicht nur für die Auszubildenden, sondern auch für Lehrherren und Ausbilder eine Herausforderung waren. Seinen Kameraden gab er mit auf den Weg, nie auszulernen, stolz auf den Status als Handwerker zu sein und sich nicht unter Wert zu verkaufen.
Getreu dem seit 1450 etabliertem Brauch sprach Michael Berchtold alle frisch gebackenen Gesellen frei und verabschiedete sie mit den Worten „Gehen Sie zielstrebig Ihren Weg – Sie können Großartiges vollbringen.“
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