Veganes Fastfood in Fürth: Neumarkterin betreibt Imbiss in der Moststraße
11.4.2021, 10:46 UhrVor etwas mehr als einem Jahr hatte Melissa Ruckser die Modeindustrie satt und wechselte in die Gastronomie. "Ich wollte einen Mehrwert schaffen", sagt die 27-Jährige, die im Oktober in der Moststraße den veganen Schnellimbiss "Vegönn' dir" eröffnet hat. Im Februar 2020 hatte sie ihren Job bei einer Fast-Fashion-Modekette für Frauen gekündigt. Produziert wird dabei schnell und billig – der Kunde wird dadurch animiert, mehr Kleidung zu kaufen.
Kurz bevor Corona auch Fürth erreichte, übernahm Ruckser die alte Pilsstube, um dort in Zukunft veganen Döner, selbst kreierte Shakes sowie Nuggets und Currywurst aus Fleischersatz anzubieten. Es folgten Monate der Renovierung, unterstützt wurde die Neumarkterin von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. "Wir haben alles neu gemacht."
Doch die Pandemie setzt ihr zu. "Es ist gut, dass ich nicht wusste, dass Corona so verlaufen wird", sagt sie – denn dann hätte sie sich womöglich gegen ihren "Lebenstraum" entschieden. Sie hatte nur vier Wochen geöffnet, bevor sie ihren Imbiss schließen musste. "Von Gewinn brauche ich nicht zu reden, ich bin froh, wenn ich meine Kosten decken kann." Gezwungenermaßen sattelte sie auf Essen to go um. Zurzeit hat sie donnerstags und freitags von 12 bis 19 Uhr und samstags von 13 bis 19 Uhr geöffnet – coronabedingt musste sie die Öffnungszeiten immer weiter einschränken.
Sogar Fleischfans werden neugierig
Ein Lichtblick: Die Fürther seien dem veganen Essen gegenüber "ganz offen", zu ihr kämen sogar Fleischfans. Selbst wenn Kunden den Ersatzprodukten aus Erbsenprotein und Soja anfangs skeptisch gegenüberstünden, schauten sie am Ende doch immer wieder vorbei.
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Um Müll zu vermeiden, ist es ihr am liebsten, wenn die Gäste eigene Behältnisse mitbringen. Verpackungen gibt es freilich trotzdem, etwa aus dem nachwachsenden "Bio-Kunststoff" PLA oder Zuckerrohr. Schwierig sei es gewesen, einen Ersatz für Alufolie zu finden, am Ende fiel die Wahl auf Pergamentpapier. Auch privat versucht Ruckser möglichst nachhaltig zu leben: Sie isst kein Fleisch und kauft 80 Prozent ihrer Kleidung gebraucht.
Ihr war es wichtig, den Fürthern etwas Neues zu bieten: "Es gab bislang kein derartiges Konzept, bei dem der Service, das Essen und das Ambiente gut sind", sagt sie. Diese Lücke will sie füllen – auch dank entsprechendem Marketing auf der sozialen Plattform Instagram. Dort bewirbt sie ihre Gerichte und gibt Einblicke in ihre Spendenaktionen. Denn weil sie den Gastraum seit Monaten nicht mehr nutzen kann, hat sie einen Flohmarkt eingerichtet. Wo vorher Tische und Stühle standen, reihen sich jetzt Geschirr, Spardosen und Nussknacker aneinander. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in Tierschutzprojekte. Auch Trinkgeld wandert direkt in die Spendenboxen.