Pavelsbach: Eine Gemeinde mit etlichen Verehrern
22.3.2015, 09:00 UhrIn den 1970er Jahren wurde Bayern neu geordnet: Statt vieler kleiner Orte sollten größere Verwaltungseinheiten geschaffen werden. 1972 war das für die Landkreise eingetütet, und bis 1978 folgte das Feintuning auf Gemeindeebene. Das war mancherorts, wo Nachbarorte eine innige Feindschaft verband, nicht einfach zu bewerkstelligen.
In ihrem Ort war das nicht so, erinnern sich die Pavelsbacher Hans Pröpster, heute zweiter Bürgermeister von Postbauer-Heng, und Johann Walk, der von 1975 bis 2008 im Gemeinderat saß: Berngau wäre zwar auf dem „Laufweg“ nach Neumarkt gelegen, auch hatte man schon vorher das Standesamt aus Pavelsbach dorthin verlegt, sagt Pröpster.
Aber Postbauer-Heng ging bei der Brautwerbung klar als Sieger hervor: Dort gab es den Bahnhof, führt Hans Bradl als gewichtigstes Argument an. Er war von 1971 bis 2008 der Bürgermeister von Postbauer-Heng und ist jetzt als Gemeindeheimatpfleger aktiv. Viele pendelten mit dem Zug zur Arbeit; dazu kam, dass in Pavelsbach kein Neubaugebiet ausgewiesen werden konnte, weil es keine Kläranlage gab. Viele junge Leute bauten dann in Postbauer-Heng, so Bradl.
Über den Schulverbund waren die Pavelsbacher Kinder auch schon den Weg nach Postbauer-Heng gewöhnt, und der Landwirt Johann Walk erinnert sich an einen rührigen Raiffeisen-Mitarbeiter, der aktiv in Pavelsbach warb und so die Verbindung nach Nordosten weiter kräftigte. Bradl erwähnte noch den Straubmeier-Saal in Pavelsbach, den viele junge Leute aus der Umgebung kannten. So stimmte die Mehrheit der 588 Bürger am 2. März 1975 für Postbauer-Heng, offiziell gehörte der Ort dann ab 1. April 1975 zur größeren Gemeinde.
Bis 1975 lenkte Johann Hirschmann als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde Pavelsbach. Für ihn war klar, dass der Ort zu klein war, um allein zu existieren, und daher einer anderen Gemeinde zugeordnet werden würde. So hatte er schon im Vorfeld angekündigt, er werde dann sein Amt niederlegen. Hans Bradl sagt, Hirschmann habe ihn schon über die Abwasser–Entsorgung und andere Verwaltungsaufgaben informiert, und als dann der Bürgerentscheid Fakten geschaffen hatte, konnte die neue Gemeinde loslegen: Per Vertrag wurde geregelt, wie es weitergeht mit Abwassersystem, Straßenbeleuchtung, Feuerwehr und Friedhofswesen.
Dann waren auch Neuwahlen nötig. Von April bis Juni 1975 wurden aus Pavelsbach zwei Mitglieder dem Gemeinderat zugeordnet, der vormalige zweite Bürgermeister Ulrich Kneißl und Johann Nunner. Am 1. Juni 1975 wurde der neue Gemeinderat gewählt, dem gehörten dann vier Pavelsbacher an: Ulrich Kneißl, Johann Nunner, Johann Walk (alle CSU) und Egon Pogats (UPW).
Und für Pavelsbach ging es 1975 auch gleich los mit Kläranlage, Straßennamen wurden vergeben; und im Landkreis schrieb der Ort Straßenbaugeschichte: Den ersten Fuß- und Radweg des Landkreises, erinnert sich Bradl, baute man zwischen Pavelsbach und An der Heide.
Was heute standardmäßig mit Fördermitteln unterstützt wird, war damals recht unüblich, sagt Bradl: Als er mit der Bitte um Zuschüsse im Landratsamt anfragte, habe er zur Antwort bekommen. „Was wollen denn Sie, sowas hat nicht einmal Neumarkt.“ Über die Regierung und einen Fonds, der Brückenbau unterstützt, gab es dann doch Fördermittel.
Der Weg war gewünscht, weil viele Kinder aus Pavelsbach zum 1965 gegründeten Sportverein und viele Arbeiterinnen zu den Firmen an der Heide radelten. Auf der gut frequentierten Straße war das gefährlich. Bradl musste dann per Namensliste bei der Regierung die Zahl der Radfahrer, die zur Arbeit fahren, nachweisen, und die Anzahl der Kinder, die im TSV Mitglied sind, beibringen. So gab es dann 60 Prozent Zuschuss zu den Kosten von damals 240 000 DM.
Bradl verweist auf das kleine Schulhaus, das die Gemeinde zum Kindergarten umgebaut hat: Eigentlich hatte der Schützenverein das Haus zur Nutzung bekommen. Dann wurde klar, dass die Kindergarten-Kapazität in Postbauer-Heng nicht ausreicht, das Gebäude in Pavelsbach wäre gut geeignet. Der Schützenverein hatte schon mit Umbauten begonnen, war aber trotzdem, erinnert sich Schützenvereinsmann Johann Nunner, bereit, umzudenken: Um die Bewirtungsfrage zu regeln, hängte man sich an den Bau des Gasthauses Schrödl mit dran: Mit dem Zuschuss vom Sportbund und der Ausgleichszahlung der Gemeinde hat der Verein sogar ein Plus gemacht.
Die Vereine des Orts, die Ortsgemeinschaft, sagt Hans Pröpster, sei das große Plus: Inzwischen leben 894 Einwohner hier, dazu 50 im Ortsteil An der Heide, im Fleichmichlhaus sind Paula Pröpsters Sammelstücke vom ländlichen Leben im 20. Jahrhundert zu sehen.
Es gibt von der Feuerwehr über die Schützen, die Soldaten- und Reservistenkameraden, die Blaskapelle, den TSV, den Obst- und Gartenbauverein, den Volkstanzverein, den FCN- Stammtisch und den Kirchenchor zahlreiche Vereine, die das Leben prägen: Die Leute kennen sich, es gibt ein echtes Miteinander. Das Herz des Dorfs, der Platz vor der Kirche, sei einer der schönsten im ganzen Umkreis, findet Bradl.
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