Rau, aber herzlich: Auf Zeitreise am Tillyfest
9.9.2019, 06:00 UhrViele Freunde des alljährlichen Historienspektakels fanden trotz durchwachsenen Wetters ihren Weg nach Breitenbrunn, um in die Zeit des 30-jährigen Krieges einzutauchen. Die Organisatoren boten den Gästen ein buntes Programm mit vielen Höhepunkten, nahmen sie unter anderem hautnah mit auf eine spannende Zeitreise in das Jahr 1624, in welchem Graf von Tilly mit seinem persönlichen Besuch die Herrschaft über sein Lehen Breitenbrunn mit Schloss Breitenegg übernahm.
275 Jahre ist es mittlerweile her, dass mit dem Tod der Gräfin von Tilly-Montfort die 120 Jahre währende Herrschaftszeit derer von Tilly in Breitenbrunn endete.
Und so stellte das Tillyfest wieder einmal nachhaltig unter Beweis, warum es zu den beliebtesten historischen Festen in ganz Bayern gehört und weshalb es heuer mit dem Heimatpreis Bayern ausgezeichnet wurde: Hier kann man Geschichte realitätsgetreu und mitten drin im Geschehen erleben. Hier pulsiert das raue Leben der damaligen Zeit, aber auch deren Herzlichkeit.
Am Samstag begann das Fest mit einem Paukenschlag in der verbarrikadierten Ortsmitte. Schweden und Protestanten lieferten sich ein heftiges Scharmützel mit der Bürgerwehr und den Truppen bei der Marktplatzerstürmung. Von den teilnehmenden Gruppen mit ihren unzähligen Darstellern wurde ein mitreißendes Szenario geboten, das bildhaft aufzeigte, wie es den Dörfern und Menschen in der Region zwischen 1618 und 1648 ergangen sein könnte.
Fackeln flackerten im Wind
Danach führte die Nürnberger Stadtwache vor, wie im 30-jährigen Krieg die Anwerbung von Söldnern ablief. Kontributionsforderungen der Schweden, eine große Feuershow am Marktplatz, vor allem aber der fantastische Fackelzug von der Obergasse herunter boten ein tolles Schauspiel. Durch das Schlosstor bahnten sich unzählige Akteure mit im Wind flackernden Lichtern den Weg durch die Straßen des Ortes.
Am Sonntag nach dem Gottesdienst gab es eine Führung in der Pfarrkirche auf den Spuren der Tillys. Auf dem Festplatz war ein großes Feldlager aufgebaut, dort konnte man eine Gefechtsdarstellung verfolgen. Um 13 Uhr war Trommelschlag und Fanfarenklang zu hören. Hoch zu Ross, huldvoll winkend, hielt der Heilige im Harnisch, wie Feldherr Tilly oftmals auch bezeichnet wird, Einzug in seine Herrschaft. Ihm folgte auf dem Rücken eines prächtigen Noriker-Hengstes seine Nachfahrin, die Reichsgräfin von Tilly-Montfort. Schultheiß Lanzhammer. Vertreter des Magistrats und Damen in edlen Gewändern begrüßten die hohen Gäste und die Zuschauer. Der Herold verkündete dem Volk die Anwesenheit ihres neuen Herren und überreichte Graf Tilly und Gräfin Montfort den Willkommenstrunk.
Rund um das historische Geschehen herrschte viel Abwechslung für Groß und Klein. Auf die Mädchen und Buben warteten eine erlebnisreiche Kinderrallye und Märchenstunden im Rathausgarten. Sie durften Bogen und Armbrust schießen, Hackl schmeißen, Beutel basteln, Rechenzähne herstellen, Perlenschmuck basteln, Holzscheiben angeln und vieles mehr. Für das weitere Kindervergnügen sorgten Edelsteinglücksrad, Käsebrett, Nagelstock, und Würfelspiel.
Fahrende Händler hatten ihre Stände aufgebaut, Künstler und Gaukler sorgten für Abwechslung und das Lagerleben war kurzweilig. Landsknechte, Zigeuner, Lazarett, Schloss-Taverne, Bierbrauer Mönche, Fischer, Wegelagerer, der Schlachter Sippl, Bauern, Bettler, Schweden, Fahrende Handwerker, Bürgerwehr und Jäger sorgten für schöne Stunden, trotz aller Wetterkapriolen. Tillyfest Hurra, kann man da nur sagen.
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