Truppenübungsplatz hat Zeug zum Nationalpark
21.5.2018, 12:57 UhrWas wäre, wenn ein US-Präsident morgen die Schließung oder Verlegung der beiden Truppenübungsplätze Grafenwöhr und Hohenfels verfügen würde? Eine durchaus mögliche Vision, meint Willi Rester. Schließlich habe schon George Bush genau diesen Gedanken geäußert, wenn auch nicht umgesetzt.
Ganz uneigennützig sind die Gedankengänge der Pazifisten nicht, schließlich gefallen ihnen die Kriegsvorbereitungen inmitten der Oberpfalz naturgemäß ganz und gar nicht. Rester kennt die landschaftliche Schönheit des Truppenübungsplatzes Hohenfels mit seiner fast unberührten Fauna und Flora. Wie geschaffen für einen dritten Nationalpark in Bayern, meint der 51-jährige DFG-VK-Sprecher aus Maxhütte.
Deshalb wollen die Oberpfälzer Friedensaktivisten bei ihrer jährlichen Radtour auf alternative Nutzungsmöglichkeiten der Militärflächen in Hohenfels und Grafenwöhr hinweisen. Von Weiden führte die Strecke nach Grafenwöhr und Vilseck, übernachtet wurde in Sulzbach-Rosenberg. Am Sonntag ging es über Amberg und Schmidmühlen nach Hohenfels.
Logo zum Aufblasen
Ex-Soldat Rester führte die Teilnehmer an geeigneten Stellen auf Anhöhen mit Ausblick auf das militärische Sperrgebiet. "Die Fahrtstrecke ist an sich schon touristisch sehr interessant", sagt er. "Sie führt direkt am Truppenübungsplatz entlang. Ständig warnen einen die Schilder vor der Lebensgefahr."
Die Raststellen dienten als Infostand, ein vier Meter großes, aufblasbares Logo des Verbands – zwei Händen, die ein Gewehr zerbrechen – sorgte für die nötige Aufmerksamkeit.
Abzug ist kein Beinbruch
In Schmidmühlen schilderte dritter Bürgermeister Martin Bauer die Situation einer Anliegergemeinde des Truppenübungsplatzes. Diese profitiere nur im geringeren Maß mit Arbeitsplätzen und Wirtschaftsaufträgen. Sorgen bereite ihm vor allem die ungenügende Ausschöpfung des Potentials des Vilstalradweges, so Bauer. Die Pazifisten zählten über 100 Radtouristen während ihres Aufenthalts in Schmidmühlen.
Die Idee zu dieser Radtour kam Rester beim Besuch des Biospährengebiets Münsingen auf der Schwäbischen Alb. Dessen Kernfläche besteht aus dem ehemals größten Truppenübungsplatz Baden-Württembergs.
"Die Landschaft und das touristische Angebot vor der Schließung des Militärgeländes entsprach der jetzigen Situation rund um Hohenfels", erklärt Rester.
Durch das Biosphärengebiet habe sich hier eine nachhaltige Entwicklung in Richtung sanfter Tourismus ergeben, die nach einigen Jahren mehr Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft schaffte als das Militär je gebracht hatte.
"Mir kann keiner erzählen, dass das nur Schwaben schaffen können. Auch Amberg hat den Abzug von über 4000 Soldaten gestaltet und steht jetzt wirtschaftlich besser da, als es je als Kasernenstadt war", so Rester weiter. Die DFG-VK werde auch im nächsten Jahr, vom 3. auf den 4. Mai, wieder mit ihrer Friedensfahrradtour unterwegs sein.
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