"Ich will wieder normales Leben"
Drachenlord will sich aus dem Internet löschen - vielleicht aber auch nicht
24.3.2023, 13:09 UhrEs war eine Zäsur im Leben von Rainer Winkler, besser bekannt als Drachenlord: Im Sommer 2022 sperrte Youtube den Account des 33-Jährigen - und damit alle seine Kanäle und Videos. Winkler hatte über Youtube seinen Lebensunterhalt verdient, oft kamen im Monat mehrere tausend Euro zusammen. Wegen eines Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen der Plattform war damit im August schließlich Schluss.
Seitdem war Winkler im Netz nur noch sporadisch präsent, vor allem über TikTok, aber auch via Instagram oder diverse Porno-Seiten. Auch in seinem Blog veröffentlichte er regelmäßig Beiträge. Den Konflikt, der sein Leben seit etwa einem Jahrzehnt begleitet, löste das nicht: Noch immer wird Winkler von tausenden Hatern im Netz und auf der Straße lächerlich gemacht, beschimpft und verfolgt. Ihr Ziel: Er soll aus dem Internet verschwinden.
Drachenlord leidet nach eigener Aussage unter dem Druck
Vor einigen Tagen sah es so aus, als ob Winkler dem Druck nachgeben wolle. Seit seinem Auszug aus seinem Heimatort bei Emskirchen und dem Abriss seines Hauses, das er an die Gemeinde verkauft hatte, waren direkte und teilweise auch körperliche Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern weniger geworden. Zuvor waren täglich Hater vor seinem Haus aufgetaucht, viele filmten ihn, manche provozierten ihn, einige warfen mit Eiern oder Böllern. Winkler schrie, wurde teilweise handgreiflich. Die Auseinandersetzungen versetzten den Ort in Aufruhr. Auch nach seinem Auszug verschwand der Hass nicht.
Offenbar hatte der Franke nun genug von dem Druck, der seit Jahren auf ihm lastet. "Wie einige die meinen TikTok schon mitbekommen haben werde ich mich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen", schreibt Winkler in seinem neuesten Blog-Beitrag. Unter anderem seinen Instagram-Channel habe er bereits gelöscht, auch sein TikTok-Account ist im digitalen Nirvana verschwunden. Ob er wirklich gelöscht oder nur deaktiviert wurde, bleibt unklar - im zweiten Fall würde er seine Abonnenten behalten und könnte jederzeit wieder Inhalte veröffentlichen.
Blog-Post kündigt Rückzug an - Drachenlord relativiert aber direkt
"Ich hoffe ihr versteht das und es tut mir leid", schreibt Winkler auf seinem Blog. "Ich hab aber weder die Lust noch habe ich noch kraft dafür übrig weiter einen derart aussichtslosen Kampf zu kämpfen, wen die Unbeträchtlichkeiten und Hass erfüllten Aktionen unsere Gesellschaft Beherrschen wollen dann bin ich nur froh das ich keine Kinder habe." Was der Ex-Streamer als vermeintliche Gesellschaftskritik verpackt soll heißen: Er kapituliert vor seinen Hatern.
"Ich will wieder ein normales leben will anonym durch Straßen gehen können", sagt Winkle. Ob das aber selbst nach seinem Rückzug aus der digitalen Welt realistisch ist, darf bezweifelt werden. Bereits in der Vergangenheit ging der Drachenlord - teils gezwungenermaßen wie bei seiner Youtube-Sperrung - dezente Schritte aus dem Rampenlicht. An seiner Situation geändert hatte das wenig.
Ob er seinen Rückzug ernst meint, ist allerdings zu bezweifeln. Auf Nachfrage schreibt er, er habe vor, sich aus dem Internet zurückzuziehen - ob das "umsetzbar" sei, wisse er aber noch nicht. Konkret heißt das: Er weiß nicht, ob er ohne Einnahmen über Tiktok oder ähnliches finanziell über die Runden kommt. Ein harter Schnitt klingt wahrscheinlich anders.