Stadtplanung
Kultur, Soziales und viel Grün auf dem Nürnberger Bielingplatz
11.6.2021, 15:20 UhrVon Baureferent Daniel Ulrich (parteilos) ist ein launiges Zitat überliefert, was die Zukunft des Bielingplatzes in St. Johannis angeht: "Auf der Fläche versuchen wir nun, alles unterzubringen: Quartiersparkhaus, Kita, Stadtteilbibliothek, Grün und, wenn noch was geht, Wohnraum. Das ist alles zusammen unmöglich, daher werden wir klären müssen, was womit harmoniert und wie."
Inzwischen ist freilich etwas mehr Klarheit darüber geschaffen, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Der Bau eines Quartiersparkhauses zum Beispiel wird nicht funktionieren. Die CSU hatte diesbezüglich via Stadtratsantrag eine Prüfung angeregt, weil sie durch die unmittelbare Nähe des Platzes zum Klinikum Nord, zu Schulen, dem Finanzamt und weiteren öffentlichen Einrichtungen einen hohen Parkdruck im Viertel wahrnahm.
Nicht sinnvoll, nicht vertretbar, nicht darstellbar
Diese Problematik kann Ulrich zwar bestätigen, letztlich aber kam die Stadtverwaltung in ihrem Bericht zu dem Ergebnis, dass die Errichtung des baulich an diesem Standort einzig möglichen Quartiersgaragentyps "wirtschaftlich nicht darstellbar, verkehrlich nicht sinnvoll und städtebaulich nicht vertretbar" sei. Ulrich kündigte aber an, dass man in St. Johannis andere Standorte für ein solches Parkhaus prüfe.
Konrad Schuh, stellvertretender Fraktionschef der CSU, bedauert es, dass es mit dem Parkhaus nicht klappt. "St. Johannis ist das am dichtesten bebaute Quartier in der Stadt." Die Bürger klagten sehr über die Schwierigkeiten, dort einen Parkplatz zu finden, und er habe selbst einmal bei einer Veranstaltung im Viertel lange vergeblich gesucht. "Seitdem fahre ich mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr nach St. Johannis."
Andere Pläne wichtiger
Aber Schuh kann ebenso wie Sven Heublein, Vorsitzender des Bürgervereins St. Johannis, die Argumente der Verwaltung nachvollziehen. Anja Prölß-Kammerer, bei der SPD für den Stadtteil zuständig, sieht dies ähnlich: "Ein Parkhaus wäre schick, aber die anderen Pläne sind wichtiger."
Eben diese Pläne, die Ulrich kürzlich im Stadtplanungsausschuss des Stadtrats vorstellte, begrüßen Bürgerverein, SPD und CSU – obgleich sogar noch 22 Stellplätze wegfallen. "Diese Verschärfung nehmen wir in Kauf", sagt Schuh, denn sie diene einem guten Zweck: Der Parkplatz auf dem östlichen Bielingplatz soll nämlich durch einen Park ersetzt werden. Sehr zur Freude der Grünen: "Das wird den Stadtteil aufwerten", meint Andrea Bielmeier, die Planungsexpertin der Umweltpartei. Sie sieht einen "Trend zur Entsiegelung".
Gemüsebeete auf Parkplatz
Bis die Arbeiten beginnen, hat der Verein Bluepingu vom Ausschuss grünes Licht bekommen, dort im Rahmen des Projekts "Essbare Stadt" Obst- und Gemüsebeete anzulegen. Laut dem Bericht der Stadtverwaltung wird hierfür eine Fläche von zehn Parkplätzen benötigt. „Wir wollen einen Gemeinschaftsgarten schaffe, eine grüne Oase“, sagt Julia Schrader, Projektmitarbeiterin bei Bluepingu. „Es soll auch ein schöner Nachbarschaftstreffpunkt werden.“ Wenn die Verwaltung einverstanden ist, würde Bluepingu noch in diesem Jahr mit dem Projekt beginnen. Bürgervereinschef Heublein freut sich, dass der Platz auf diese Weise durch eine zivilgesellschaftliche Initiative belebt wird.