19 Autoren: Erinnerungen an "Stunde null" in Nürnberg
03.11.2011, 17:29 Uhr
Am vergangenen Mittwoch wurde die Anthologie im Stadtarchiv im Rahmen einer Autorenlesung präsentiert.
Zum Einstieg gibt es „Lili Marleen“ in einer Akustik-Gitarren-Version. Dann berichtet Willy Prölß vom Kampf um Nürnberg und dem Einmarsch der Amerikaner. Es ist der 16. April 1945. Der spätere Nürnberger Bürgermeister ist bei „Staedtler“ als Lehrling beschäftigt. Über die Sirenen kommt das Signal für „Feindalarm“. Prölß bleibt trotzdem vor Ort. „Der Speiseplan der Werksküche sah für diesen Tag Rühreier vor.“
Am nächsten Tag regnet es vom Himmel Flugblätter mit der Warnung: „Ergebt euch... oder ihr werdet vernichtet.“ Im Folgenden zitiert Prölß einen letzten Funkspruch von Reichsverteidigungskommissar Karl Holz an Hitler persönlich und lässt die amerikanische Siegesfeier auf dem „Eisernen Michaelsplatz“ Revue passieren. „Meine Stunde null“, nennt Hermann Glaser sein Kapitel.
Der langjährige Kulturdezernent, Jahrgang 1928, steigt im Sommer 1945 ein. Er nennt diese Wochen „panisches Idyll“. Nach dem Gott Pan, „der damals für kurze Zeit schlief“. „Don‘t fence me in“ von Cole Porter „war die Melodie für die Überlebenden.“ An der Ecke Pirckheimerstraße/Krelingstraße palaverte er mit GI‘s. Trotz Fraternisierungsverbot. Glaser war begeistert von „ihren Kettchen, Kaugummis und Aftershave“.
Herausgeberin Ingeborg Höverkamp stellt einen ganz besonderen Zeitzeugen in den Fokus. Nämlich ihren Vater, einen Transportunternehmer. Im Anschluss geht es um einen Spaziergang zwischen Historie und Moderne. Am Glasbau des K4 vorbei Richtung Heilig-Geist-Spital und Frauenkirche. Von „dürkischen Maadla, däi vo dä koranschul hammgänga“ handelt der „Gostenhof-Blues“.
Ein langes Gedicht von Fitzgerald Kusz. Norbert Feierabend präsentiert Nürnberger Folklore. Feierabend berichtet wie er, der gebürtige Kaiserslauterner erfuhr, warum die hiesigen Bratwürste so klein sind. Daran schuld, so die Legende, ist wohl Niklas Muffel. Ein ehemaliger Bürgermeister, der Gelder veruntreute. Damit er im Gefängnis mit Bratwürsten versorgt werden konnte, machte man diese so klein, dass sie durch das Schlüsselloch passten.
In „Vom Nebensender Nürnberg zum Studio Franken“, erzählt Rainer Lindemann im Zeitraffer 66 Jahre Radiogeschichte. Der Beitrag ist mit einigen unterhaltsamen Anekdoten gewürzt.
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