2,6 Millionen Euro: Rekordergebnis bei "Freude für alle"

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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24.12.2020, 05:59 Uhr
Barbaros muss mit einer Behinderung klar kommen, ist aber ein heller Kopf, der sich viele tiefe Gedanken über das Leben macht - und nicht Playstation, sondern auch begeistert mit Lego spielt. 

© Stefan Hippel Barbaros muss mit einer Behinderung klar kommen, ist aber ein heller Kopf, der sich viele tiefe Gedanken über das Leben macht - und nicht Playstation, sondern auch begeistert mit Lego spielt. 

Den bisherigen Höchststand - jeweils für die Periode von Anfang November bis kurz vor Heilig Abend - durfte die NN-Aktion mit 2,55 Millionen Euro vor drei Jahren verzeichnen. Dass dies jetzt knapp überboten wurde, war keineswegs zu erwarten. Schon weil viele Leserinnen und Leser wie auch User der Online-Angebote bereits im Jahresverlauf rund 700.000 Euro im Rahmen einer Extra-Aktion zur Linderung von Corona-Nöten gespendet hatten.


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Damit darf die großartige Unterstützung sicher als ein Zeichen für die anhaltende Hilfsbereitschaft in schwierigen Zeiten gewertet werden. Manche verstanden ihre Zuwendung als Ausdruck der Dankbarkeit, dass sie von ernsten Problemen verschont blieben, andere wollten etwas von dem abgeben, was sie sonst beispielsweise für eine Reise oder für Konzerte und Theaterabende ausgegeben hätten. Apropos Kultur: Den Menschen, denen derzeit erneut alle Verdienstmöglichkeiten genommen sind, gilt auch bei "Freude für alle" ein besonderes Augenmerk.

Unterstützt werden konnten bisher gut 3000 Haushalte; dicke Stapel von Anträgen waren vor Weihnachten nicht mehr zu bewältigen, die Überweisungen ziehen sich hin bis in den Januar. Freuen darf sich unterdessen schon mal der 14-jährige Barbaros. Der Junge muss mit der bedrückenden Perspektive eines fortschreitenden Muskelabbaus leben. Dabei hatte es Jahre gedauert, bis es den Medizinern gelang, neben der allgemeinen Diagnose Muskeldystrophie auch den genauen Typ zu bestimmen. "Schon diese lange Ungewissheit war sehr belastend", sagt die alleinerziehende Mutter.

Für sie wird es buchstäblich immer schwerer, den Jugendlichen zu versorgen. Weil er zur Schmerzlinderung viel Cortison einnehmen muss, hat er an Gewicht kräftig zugelegt. Konnte er 2019 noch wenigstens kurze Strecken selbstständig laufen, indem er sich an Möbeln und Wänden abstützte, ist er seit einem Sturz mit Knieverletzung ganz auf den Rollstuhl angewiesen. Die Wohnung ist inzwischen teilweise mit Liftern ausgestattet, um auch das Bad behindertengerecht herzurichten, reichten die sonstigen Fördermittel nicht aus – den fehlenden Betrag konnte "Freude für alle" übernehmen.


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Ein noch größeres Problem bleibt noch zu bewältigen: der Einbau eines Treppenlifts in dem Mehrfamilienhaus. Da es sich um eine Eigentümergemeinschaft handelt, haben da viele Besitzer (die ihre Wohnung oft vermietet haben) ein Wörtchen mitzureden – ehe eine Investition überhaupt möglich ist. Und die Familie hat, unterstützt von einer Fachberaterin der Rummelsberger Diakonie, ihre liebe Not, um das nötige Verständnis zu werben.

Zu dem Erfolg der Aktion haben auch diesmal Tausende von oft treuen Einzelspendern beigetragen, überwiegend von privater Seite, aber auch von zahlreichen, vor allem mittelständischen Firmen. Das Spektrum ist breit gefächert und reicht von H+S-Ingenieuren über das Versicherungsbüro Radloff und Meier und die bekannte Kanzlei Beck & Partner bis zur Kilian-Metallverabeitung und der Umweltbank.

Besonders berührend: Auch einem Patienten des Erlanger Bezirkskrankenhauses, der selbst nur über bescheidenste Mittel verfügt, war es wichtig, etwas beizusteuern. Mehr als schade freilich, dass Aktivitäten wie Basare oder Benefizkonzerte diesmal komplett ausfallen mussten. Kleine Ausnahmen bestätigen die Regel: Am Nürnberger Hans-Sachs-Gymnasium spendete die Klasse 6d den Erlös eines kleinen, internen Flohmarkts. Und auch die Mitglieder der Seniorenbegegnungsstätte Gartenstadt ließen sich etwas einfallen, um trotz aller Einschränkungen die NN-Aktion zu unterstützen.


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Großer Dank gebührt auch den Sozialpädagoginnen und -pädagogen, die der Weihnachtsaktion die Alleinstehenden und Familien für eine Unterstützung vorschlagen. Sie erleben und erfahren aus erster Hand, wo es fehlt und drückt und sind mit allen Facetten sozialer Not vertraut. Nicht verschwiegen werden soll dabei, dass gute Nerven gefragt sind, wenn sie sich gelegentlich auch mit überzogenen Erwartungshaltungen und Ansprüchen konfrontiert sehen - die freilich zurückgewiesen werden.

Auch in eigener Sache bittet die Weihnachtsaktion um Geduld und Nachsicht, vor allem für unvermeidbare Verzögerung. Die Spendenkonten bleiben selbstverständlich weiter bestehen - und mit der Dauer der Pandemie sind auch deren soziale Folgen noch kaum abzuschätzen. "Freude für alle" hofft, möglichst lange Menschen unter die Arme greifen zu können, die in Not geraten.

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