Abriss des Café Rennbahn ist in vollem Gange

20.03.2014, 06:00 Uhr
Seit letztem Jahr im Sommer stand das Gebäude leer - nun folgt der Abriss des "Tanzcafé Rennbahn".

© Roland Fengler Seit letztem Jahr im Sommer stand das Gebäude leer - nun folgt der Abriss des "Tanzcafé Rennbahn".

In diesen Tagen sieht Herbert Hüfner nicht allzu gerne aus dem Fenster. „Wir haben es ja gewusst. Leicht ist es für uns aber trotzdem nicht“, sagt der 76-Jährige. Denn längst rollt dort der Bagger übers Gelände, schaffen Arbeiter Schutt und Steine fort. Hüfner ist nicht nur ein Nachbar des „Café Rennbahn“. Seine Familie hat 1939 das Traditionslokal eröffnet, das bald die Zuschauer mit schillernden Varieté-Shows lockte und in dem schließlich Prominenz wie Harald Juhnke, Vico Torriani oder Heinz Erhardt auftrat. Aus dem gesellschaftlichen Leben war das Lokal nicht mehr wegzudenken. Sehen und gesehen werden. Zum Tanzen ging man dorthin.

So hieß es über viele Jahre hinweg im Haus an der Katzwanger Hauptstraße. Doch das ist längst Geschichte. Vor dreißig Jahren gaben Herbert Hüfner und seine Frau Sissi das Geschäft schließlich auf. Was darauf folgte, war eine wechselvolle Geschichte mit wechselnden Pächtern — vielen Höhen und Tiefen. Die Hüfners hatten dabei stets einen Logenplatz — egal, wie es dem einstigen Familienbetrieb ging.

Live-Musik lockte Leute

Doch in den letzten Jahren war das Geschäft wieder gelaufen. Mit Themen-Veranstaltungen zwischen Single-Abend und Live-Musik, Tanztee und Buffet hatte sich der letzte Pächter wieder einen treuen Kundenstamm aufgebaut: Menschen, die gerne gepflegt zu Live-Musik tanzen, kamen dafür aus einem Umkreis von 100 Kilometern. Kein Wunder, denn die Gastronomie mit dieser Ausrichtung ist nicht mehr breit gestreut. Vor einigen Jahren hatte das „Tanzcafé Nobis“ in Schwabach geschlossen, unter anderem im nahen „Reichelsdorfer Keller“ überlebt die Tradition unterdessen bis heute fort.

Die vielen Fans des „Café Rennbahn“ hatten bis zuletzt gehofft, dass die Gerüchte um Abrisspläne nicht wahr werden würden, nachdem der Pachtvertrag nicht verlängert worden war. Am 31. Juli hatte es noch einmal einen großen Tanzabend gegeben. Danach blieb es über Wochen still.

Im Oktober dann die bittere Wahrheit für die Freunde des Hauses: Wo einst getanzt wurde, da baut die Schultheiß Projektentwicklung GmbH eine Wohnanlage mit vier Häusern und Luxus-Wohnungen mit entsprechenden Tiefgaragenstellplätzen.

Die „Moonlight“-Bar ist längst abgerissen. Aber auch am Haupthaus sind die Arbeiter bereits zugange. Ende 2014 soll die neue Wohnanlage stehen. Dann wird nichts mehr daran erinnern, dass hier einst eines der bekanntesten Lokale der Stadt stand.

Herbert und Sissi Hüfner wird es schwerfallen, nicht mehr daran zu denken. Und sicher auch den treuen Fans. Auch wenn so mancher längst im „Reichelsdorfer Keller“ ein neues Stammlokal zum Tanzen gefunden hat. Doch das „Café Rennbahn“ war für viele über lange Zeit hinweg vor allem eines: eine Institution.

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