Abschied vom Tanzcafé Rennbahn

03.10.2013, 06:57 Uhr
Lange schien die Zukunft des Tanzcafés Rennbahn ungewiss. Nun steht fest: Das Gebäude wird abgerissen.

© Michael Meier Lange schien die Zukunft des Tanzcafés Rennbahn ungewiss. Nun steht fest: Das Gebäude wird abgerissen.

Die Tanz-Fans hatten bis zuletzt gehofft. Auch wenn es längst Gerüchte um Abrisspläne und neue Wohnungen gegeben hatte, nachdem der Pachtvertrag des letzten Mieters zum 1. August ausgelaufen und nicht mehr verlängert worden war (wie berichtet). Eine der beiden Eigentümerinnen hatte aber einen Verkauf auf Anfrage weder dementieren noch bestätigen wollen.

Nun steht fest, dass die Schultheiß Projektentwicklung GmbH dort Wohnungen errichten wird. In vier kleinen Gebäuden sollen etwa 32 Wohnungen mit den entsprechenden Tiefgaragenstellplätzen entstehen, wie das Unternehmen auf Anfrage der Lokalredaktion erklärte. Für Februar 2014 ist der Abriss des Gebäudekomplexes geplant, für März der Baubeginn. Bis Ende 2014 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Es ist das Ende einer langen Geschichte. Herbert Hüfner senior hatte 1939 das Café Rennbahn eröffnet. Es war ein Ort für Varieté-Größen, die hier jonglierten und ihre Künste zeigten. Aber auch Stars dieser Zeit, wie Harald Juhnke oder Vico Torriani, traten vor das Publikum.

Beliebt bei der Prominenz

Im gesellschaftlichen Leben hatte das Tanzcafé Rennbahn seinen festen Platz, auf dessen Parkett sich die hiesige Prominenz gerne bewegte. Doch mit dem Ende des großen Varietés in Deutschland und im Zuge des Zeitgeistes entwickelte sich das Lokal zum reinen Tanzcafé, das bis 1984 der Familie Hüfner gehörte. Danach folgte der Wechsel von verschiedenen Pächtern, die das Haus mal mehr, mal weniger erfolgreich führten.

Zuletzt hatte sich Erwin Bloß als Pächter wieder einen festen Kundenstamm aufgebaut. Dank Live-Musik, Tanztee, Single-Abenden für Leute über 50 und des regelmäßigen Gratis-Buffets war das Haus gut besucht, kamen laut Erwin Bloß Gäste aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometern nach Katzwang. Er hätte das Lokal weitergeführt, so Bloß, auch wenn die Nebenkosten für den alten Bau enorm gewesen seien. Dass sein Vertrag nicht verlängert werden würde, hatte er wenige Wochen vor Ende der Laufzeit erfahren.

Herbert Hüfner, der mit seiner Frau Sissi bis 1984 das Haus geführt hatte, beobachtete die Entwicklung vor seinem Fenster stets aufmerksam. Bis heute hat er einen Blick auf sein einstiges Lokal, denn er wohnt direkt daneben. Dass es demnächst abgerissen werden wird, macht ihn traurig. „Das ist nicht einfach für uns“, sagt der inzwischen 75-Jährige, der bis heute leidenschaftlich über das einstige Familienunternehmen spricht.

Deshalb ist es ihm auch wichtig, dass mancher einstige Stammgast inzwischen ein neues „Zuhause“ im nahen „Reichelsdorfer Keller“ gefunden hat. Auch dort wird unter anderem Live-Musik zum Tanzen angeboten. Herbert Hüfner bleiben unterdessen nur die Erinnerungen an glanzvolle Zeiten. „Die verschwinden nicht. Die bleiben im Kopf.“

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