Akzo-Nobel-Areal: Schweinau bekommt ein neues Quartier
6.10.2018, 05:09 UhrWer das Ensemble aus grauen Industriebauten, das sich zwischen Lochner-, Hinterer Markt- und Holzwiesenstraße erstreckt, heute sieht, braucht schon viel Fantasie, um sich hier schmucke Wohnungen und vor allem Grün vorstellen zu können. Fantasie, an der es zumindest den Verantwortlichen der KIB und des Evangelischen Siedlungswerk (ESW) offenbar nicht gemangelt hat: Der Bauriese und das gemeinnützige Wohnungsunternehmen erstanden das seit 2014 brachliegende Areal des Farbenwerks, um darauf viele neue Wohnungen zu errichten.
Laut ESW-Geschäftsführer Hannes B. Erhardt haben die Projektpartner sofort gesehen, was hier entstehen könnte, nämlich: "ein durchmischtes, nachhaltiges Quartier mit Wohnungen für alle Lebenslagen". Wie genau das aussehen soll, war Gegenstand eines städtebaulichen Wettbewerbs, dessen Ergebnis nun feststeht: Die mit Architekt Willi Egli (Zürich) und Dietrich Fink (München) sowie Vertretern des Stadtplanungs- und Umweltamtes der Stadt prominent besetzte Jury, kürte aus den insgesamt neun Wettbewerbern die Maier.Neuberger.Architekten GmbH zum Sieger.
Projekt dürfte sich spürbar machen
Der Entwurf des Münchner Büros sieht ein weitgehend verkehrsberuhigtes, fahrradfreundliches Quartier vor, in dem auch "zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte" wie etwa Carsharing berücksichtigt werden sollen. Mittendrin: dringend benötigter, bezahlbarer Wohnraum für Familien, Singles, aber auch Senioren. Durchgrünte Freiflächen zwischen den insgesamt vier Baukörpern sollen nicht nur für die künftigen Bewohner von "Stadtluft Schweinau" eine hohe Aufenthaltsqualität sichern. "Wir möchten eine Quartiersentwicklung bewirken, die für den gesamten Stadtteil prägend ist", erklärt KIB-Geschäftsführer Norbert Grund.
Spürbar machen dürfte sich das Projekt schon bei der Einwohnerzahl von Schweinau: Nachdem ursprünglich schon von rund 360 Wohnungen ausgegangen wurde, rechne man aktuell sogar eher mit "rund 400 Wohnungen", heißt es aus dem Pressebüro der KIB. Während sich die genaue Zahl in der weiteren Planungsphase herauskristallisieren soll, steht immerhin schon fest, was außer Wohnungen noch entsteht. Auf dem rund 20 000 Quadratmeter großen Grundstück, zu dem neben dem ehemaligen Akzo-Nobel-Werk auch eine 1600 Quadratmeter große städtische Fläche gehört, wird auch ein neues Kinder- und Jugendhaus realisiert.
Fertigstellung bis Ende 2025
Die Kita wie auch die Wohnungen, die je zu einem Drittel aus frei finanzierten und öffentlich geförderten Mietwohnungen sowie Eigentumswohnungen bestehen sollen, wollen die Projektpartner bis Ende 2025 fertigstellen. Wie es bis dahin weitergeht, wann zum Beispiel die Abrissbirnen und Bagger tatsächlich über das Akzo-Nobel-Gelände rollen, ist noch ungewiss. Zum einen läuft nach dem städtebaulichen Wettbewerb der gesamte Planungs- und Genehmigungsprozess — inklusive eines städtischen Bebauungsplanverfahrens für das Areal — erst an. Zum anderen ist man bei einem Bauvorhaben an einem ehemaligen Industriestandort wie an der Lochnerstraße auch nie wirklich sicher vor zeit- und kostenintensiven "bösen Überraschungen" im Boden. Doch, wie auch Baureferent Daniel Ulrich gegenüber dem Stadtanzeiger kommentierte: Aufgrund des aktuellen Baubooms sind "alle leichten und auch die schwierigeren Flächen in Nürnberg bereits zugebaut", so dass nun eben die "ganz schwierigen Grundstücke" an der Reihe sind.
4 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen