Als Nürnberg die ganze Welt verzauberte
2.1.2012, 08:00 UhrIn Wirklichkeit – man ahnt es bereits – verbirgt sich dahinter ein raffinierter Trick: Mit Hilfe einer „Wärmedecke“, die über die Wundersamen gestülpt wird, werden die mysteriösen Blumen an den Augen der Beobachter vorbei zum Ort des angeblich magischen Geschehens geschmuggelt.
„Erstaunlich viele Zaubertricks haben sich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig oder gar nicht geändert“, weiß Helmut Schwarz, Leiter des Nürnberger Spielzeugmuseums. Den Beweis dafür kann er in seinem eigenen Haus noch bis zum 19. Februar 2012 gleich mehrfach liefern:
„Magische Momente“ nennt sich die sehenswerte Sonderausstellung aus den Beständen des Zauberkünstlers und Sammlers Wittus Witt, bei der Taschenspielersammlungen und Zauberkästen aus mehreren Jahrhunderten zu sehen sind.
Das Thema an sich wäre schon faszinierend genug, doch das Besondere an dem Thema ist der starke Bezug zu Nürnberg: Neben ihrem Ruf als „Stadt des Spielzeugs“ hatte die Noris einst auch eine führende Position bei der Herstellung von „Zauber-gerätschaften“ inne.
Bereits in den Nürnberger Buchverlagen erschienen schon vor etlichen Jahrhunderten viele Titel zu diesem Thema, und gegen Ende des 18. Jahrhunderts kamen auch die damals noch „Zauberapparate“ genannten Trick-Sammlungen hinzu. Den Anstoß dazu soll ein bekannter Illusionist gegeben haben, der die Kunst der Nürnberger Drechsler sehr schätzte.
„Nürnberg hat damals mit seinen Produkten die ganze Welt verzaubert“, blickt Helmut Schwarz zurück. Gerade in der Zeit, als zur Straßenzauberei auf Festen und Jahrmärkten immer mehr die Salon- und Bühnenzauberei hinzukam, erlangten die Zaubertricks von Nürnberger Firmen wie Böhmländer und Baudenbacher reißenden Absatz.
Dank ihrer Produkte erfreute sich die Zauberei im Familienkreis immer größerer Beliebtheit. Natürlich kamen auch Zauberkästen aus anderen Länder hinzu, die jeweils gewisse landestypische Eigenschaften mit einbrachten: „So enthalten die französischen Zauberkästen deutlich mehr Gegenstände aus Metall und weisen auch eine feinere Drechselarbeit auf“, so Helmut Schwarz. Und bei den Amerikanern trugen die hervorgezauberten Tücher stets Nationalfarben.
Dass die „Geschichte des Zauberkastens“ so umfassend präsentiert werden kann, ist vor allem den Sammleraktivitäten von Wittus Witt zu verdanken. Er trägt seit über drei Jahrzehnten Zauberkästen, Literatur über Bühnenzauberei, Grafiken und Plakate zusammen.
Obwohl er sich schon in der Schule mit Zaubertricks hervortat, studierte er erst künstlerisches Lehramt bei Joseph Beuys und dann Design, bevor er von Jean Pütz fürs Fernsehen entdeckt wurde. Seitdem trat er in über 200 Sendungen auf, absolvierte daneben viele Bühnenauftritte und veröffentlichte zahlreiche Zaubertrick-Bücher. Seit 2001 gibt er auch noch die Fachzeitschrift „magische welt“ heraus.
Magische Momente, Spielzeugmuseum Nürnberg, Karlstraße 13–15, geöffnet Dienstag bis Sonntag, Infos im Internet unter: museen.nuernberg.de/spielzeugmuseum
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