Auktion in Nürnberg: Hitler-Bilder finden keinen Käufer

9.2.2019, 17:51 Uhr
Das ist eines der Bilder, die versteigert werden sollten.

© Roland Fengler Das ist eines der Bilder, die versteigert werden sollten.

Die groß angekündigte "Spezialversteigerung" der brisanten Objekte ging in nicht mal zehn Minuten über die Bühne. Sie hatte schon im Vorfeld für Wirbel gesorgt. Denn eigentlich sollten gleich 34 Bilder sowie Objekte mit entsprechenden Signaturen oder aus dem Umfeld des selbsternannten "Führers" unter den Hammer kommen.

Doch die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth machte einen dicken Strich durch diese Rechnung: Sie ließ einen großen Teil der eigentlich zur Versteigerung vorgesehenen und noch 37 weitere Kunstwerke vor wenigen Tagen die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth sicherstellen, weil es sich möglicherweise um Fälschungen handelt. Deshalb wird nun wegen Urkundenfälschung mit versuchtem Betrug ermittelt - gegen Unbekannt. Das Auktionshaus selbst steht nicht juristisch im Fadenkreuz, dürfte sich allerdings moralische Vorwürfe gefallen lassen müssen.

Mit hohen Sicherheitsvorkehrungen versuchten die Inhaber des Auktionshauses unterdessen, sich weiteren Ärger vom Hals zu halten: Einlass erhielten nur Kunden, die sich als Bieter offiziell registrieren ließen. Um ihre Anonymität im Saal zu wahren, wurden ihnen Bieternummern zugeteilt. Mit Argusaugen behielten – neben zahllosen Kameras - Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes alle Besucher im Blick. Fotos und erst recht Filmaufnahmen waren untersagt. Und auch außerhalb des Versteigerungsraums waren weder die Auktionatorin Kathrin Weidler noch andere Mitglieder des Familienbetriebs bereit, vor Kameras Erläuterungen abzugeben. Auf dem Albrecht-Dürer-Platz vor dem Geschäft hatte vorsichtshalber eine Polizeistreife Posten bezogen.

Aus dem ursprünglichen Konvolut kamen am Ende nur acht Posten zur Versteigerung. Als Indiz mutmaßlicher Echtheit wird angeführt, dass einige der Bilder in einem 1983 erarbeiteten Werkkatalog verzeichnet sind. Zwei Aquarelle waren im Katalog mit der Notiz "Nachweis Bayerisches Hauptstaatsarchiv" versehen – doch das nahm das Haus Weidler direkt im Saal "auf Bitten des Staatsarchivs", jedoch ohne nähere Angaben zurück. Dabei waren zu diesem Zeitpunkt höchstens noch ein Dutzend potenzielle Bieter anwesend – und fast ebenso viele Medienvertreter.

Bieter sichert sich eine Tischdecke

Mit routinierter Geschäftigkeit nahm Kathrin Weidler auf dem Podium zur Kenntnis, dass beim Aufruf der Bilder keine einzige Bieternummer in die Höhe gestreckt wurde – und auch keine niedrigere Summe geboten wurde als eigentlich verlangt. Über die Gründe dafür lässt sich nur spekulieren: Entweder wollten sich mögliche Interessenten nicht öffentlich beteiligen oder die angesetzten Preise waren schlicht hemmungslos überzogen. Dabei bleiben die – auch im Katalog verzeichneten - Aquarelle weiter im Angebot: Interessenten könnten sie auch unabhängig von der Versteigerung diskret erwerben, sofern der Eigentümer einwilligt.

Von den drei Gebrauchsgegenständen aus dem Hitler-Umfeld fanden zwei neue Besitzer: Ein Bieter im Saal sicherte sich auf Anhieb eine Tischdecke, angeblich aus Hitlers Besitz, zum angesetzten Preis von 630 Euro. Ein anderer Interessent ließ sich eine Vase aus Meißener Porzellan, angeblich aus Hitlers Privaträumen in der Reichskanzlei, 5500 Euro kosten. Er beteiligte sich via Telefon – und bekam den Zuschlag ohne Konkurrenz. Auf einem Korbstuhl, den Hitlers Veterinär als Geschenk erhalten haben soll und der auf 6500 Euro veranschlagt war, blieben der bisherige Besitzer, der auch drei der Aquarelle eingeliefert hatte, sowie das Auktionshaus sitzen.

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