Aus für Bordell-Schiff: Nachtklub-Chef streicht die Segel

12.03.2008, 00:00 Uhr
Aus für Bordell-Schiff: Nachtklub-Chef streicht die Segel

© Stefan Hippel

so würden es vielleicht Spötter formulieren, dass das Konzept, auf dem Dampfer einen Amüsierbetrieb inklusive Stundenhotel aufzuziehen, nicht aufgegangen ist. «Es lief einfach nicht. Es war ein totgeborenes Kind», sagt ein Insider im Nachhinein.

Kein Interesse an toleranten Damen

Die männliche Kundschaft wollte offensichtlich nichts wissen von «internationalen, charmanten und toleranten« Damen, die den Aufenthalt auf dem Dampfer zu einem «unvergesslichen Erlebnis» machen sollten; selbstredend bei «optimaler Preisgestaltung». So wurde das Erotik-Etablissement in den ersten Wochen im Internet beworben (wir berichteten).

Auch bei der Stadt stieß das Bordell-Schiff auf alles andere als Begeisterung. Die Bauordnungsbehörde hatte zwar einen Nachtklub inklusive Tabledance und Hotel genehmigt, aber keinen Prostitutionsbetrieb. Die Folge: Die Behörde ließ die Mississippi Queen, die in Maiach im Main-Donau-Kanal vor Anker liegt, nicht aus den Augen.

Plötzlicher Kurswechsel

Man habe jedoch nicht dem Druck der Stadt nachgegeben, betont Rechtsanwalt Lutz Steiner, der die Mississippi GmbH & Co. KG vertritt, der der Schaufelrad-Dampfer gehört. Der Grund für den Kurswechsel: Die Idee, einen Nachtklub aufzuziehen, sei einfach nicht erfolgreich gewesen.

Eine neue Nutzungsvariante musste her. Das Ergebnis: Aus dem Erotik-Dampfer wird, wie vorher, ein Restaurant-Schiff - dieses Mal mit «Erlebnis-Gastronomie», Saloon und Discothek. Auch das Hotel soll bleiben, die Zimmer werden aber nicht mehr stundenweise vermietet, sondern, ganz klassisch, an Touristen. So steht es im Marketingkonzept für das Schiff.

Touristen als Zielgruppe

Das Konzept strotzt vor Zuversicht: «Aufgrund des außergewöhnlichen Ambientes an Bord des Mississippi-Schaufelrad-Dampfers hebt sich die Erlebnis-Gastronomie europaweit von der Konkurrenz ab und wird sicherlich sehr große Resonanz finden.» Die Zielgruppe: Städte- und Bustouristen oder Messebesucher.

«Gesundes Misstrauen»

Schon am kommenden Samstag soll es losgehen. Als Betreiber fungiert nach wie vor die Queen’s GmbH, doch der Geschäftsführer wurde ausgetauscht. Der Chef des Nachtklubs ist aus dem Rennen. «Wir wollen nichts mehr mit Anrüchigem zu tun haben», stellt Steiner klar.

Die Bauordnungsbehörde reagiert mit einem «gesunden Misstrauen« auf den Kurswechsel. Sollte aus dem Erotik-Dampfer tatsächlich ein reines Gastronomie-Schiff mit Disco und Hotel werden, «dann entspricht das der Baugenehmigung», sagt Hermann Renner, Chef der Bauordnungsbehörde. «Dann wäre alles paletti.»

Behörde bleibt wachsam

Auf bloße Ankündigungen will sich Renner aber nicht verlassen. «Wir werden genau beobachten, wie es auf der Mississippi Queen weitergeht.» Denn eines sei sicher: Die Stadt werde sich nicht veräppeln lassen.