"Blöde Zeit": Stammgast vermisst den Tiergarten
7.4.2020, 06:00 Uhr"Es ist leider eine blöde Zeit jetzt", sagt Erika Daum. Die begeisterte Tiergartenbesucherin darf derzeit nicht in die Anlage am Schmausenbuck, die wegen der Corona-Krise geschlossen ist. Dabei verbringt sie dort eigentlich sonst nahezu jeden Vormittag. Nur am Wochenende, wenn sehr viel Betrieb ist, bleibt sie manchmal lieber daheim.
Vor der Schließung hat der Stadtanzeiger Erika Daum bei einem ihrer Spaziergänge durch den Tiergarten begleitet – und festgestellt, dass sie dort bekannt ist wie der sprichwörtliche bunte Hund. Ob Pförtner, Tierpfleger, Arbeiter oder auch Tiergartendirektor Dag Encke, der ebenfalls ihren Weg kreuzte, – alle grüßen die Frau mit der digitalen Kompaktkamera freundlich oder winken ihr zu.
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Die 68-Jährige hat jede Menge Geduld, wenn sie vor den Gehegen steht und versucht, einen Schnappschuss zu machen oder ein Video zu drehen. Dabei ist sie am liebsten alleine. "Ich habe da gerne meine Ruhe." Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen teilt sie jedoch sehr gern mit Freunden auf Facebook im Internet. Nicht nur in privaten Gruppen, auch öffentlich sind hier schöne Bilder zugänglich. Und derzeit kramt sie in ihren sorgfältig geführten privaten Archiven, um dem Publikum trotz der Corona-Krise Bilder präsentieren zu können. So hat sie zum Beispiel ein Video aus dem Jahr 2011 gefunden, das zwei frühere Tiergartenbewohner beim Spielen zeigt: Gregor und Aleut, die kleinen Eisbären. Auch Papa Felix, der die Anlage am Schmausenbuck ebenfalls längst verlassen hat, ist zu sehen.
Ein Herz für den Nachwuchs
Das Video ist insofern symptomatisch, als Erika Daum zwar kein spezielles Lieblingstier hat, sich aber für den Nachwuchs besonders interessiert. Daher verbrachte sie in den Wochen vor der Schließung des Tiergartens besonders viel Zeit bei den Mähnenwölfen und im Affenhaus, wo sie den kleinen Kato sehr in ihr Herz geschlossen hat. Das Gorillababy kam im November 2019 zur Welt.
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Die in Kleinreuth wohnende Nürnbergerin besuchte schon immer gerne in den Tiergarten; seit sie mit 61 Jahren mit einer Altersteilzeitregelung in den Ruhestand ging, sind die Besuche Teil des Alltags geworden. Sie mag an der Nürnberger Anlage vor allem auch die Landschaft. "Die alten Bäume, die Felsen, das ist alles so schön hier." Die anderen Zoos seien oft viel künstlicher. Die 68-Jährige hat den Vergleich, denn sie ist dank ihrer Leidenschaft für Tiere viel herumgekommen und kennt die Einrichtungen in Erfurt, Leipzig, Frankfurt, Wien oder Salzburg. "Ich setze mich am frühen Morgen in mein Auto und fahre los." Einige Zoos hat sie aber auch im Rahmen der Fahrten besucht, die der "Verein der Tiergartenfreunde" organisiert. Dort ist sie nicht nur Mitglied, seit 2015 hilft sie auch ehrenamtlich mit. Sie verteilt zum Beispiel Prospekte des Vereins oder wirbt für Tierpatenschaften. Sie selbst hat derzeit eine für den Pillendreher, denn Erika Daum mag auch das Wüstenhaus sehr.
Wenn sie an den Infoständen des Vereins steht und mit den Leuten ins Gespräch kommt, sind Elefanten oft ein Thema. "Gerade die alten Nürnberger möchten Elefanten haben." Sie selbst würde sich eher mehr kleine Äffchen wünschen, die viel in Bewegung sind. Doch sie ist auch zufrieden mit dem aktuellen Tierbestand am Schmausenbuck – sie würde den Bewohnern aber gerne mal wieder einen Besuch abstatten. Deswegen hofft Erika Daum, dass die "blöde Zeit" bald endet.
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